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Die Fuenfzig vom Abendblatt

Die Fuenfzig vom Abendblatt

Titel: Die Fuenfzig vom Abendblatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Kaufhaus Emo in die Dockstraße ein.
    Der Anführer der Nachtexpreß-Leute hatte den schmalen, schwarzen Italiener noch für heute abend, nach dem Ausfahren der Zeitungen, zu sich bestellt. Wieder in die Telefonzelle vor dem Hotel Monopol. Für pünktlich einundzwanzig Uhr. Er sollte sich bis dahin umhorchen und Neues zu erfahren versuchen. Er könne natürlich auch dieses Mal wieder mit einer Belohnung rechnen — Als Mario jetzt diese Worte dachte, kamen ihm wieder Zweifel wie schon in den letzten Stunden. „Du — aber Geld nehme ich jetzt nicht mehr. Ich kann das nicht---“
    Da grinste Harald. „Im Gegenteil. Du mußt dem Kerl heute sogar einen Roman vorlügen. Wie schlecht es deinem Vater geschäftlich ginge. Er stünde geradezu vor dem Konkurs. Und nur, weil ihr gerade jetzt jede Mark brauchen würdet wie das tägliche Brot, nur dessentwegen würdest du dich überhaupt mit ihm einlassen. Du mußt alles tun, daß dieser Gauner nicht den richtigen Wind in die Nase bekommt —“
    „Aber dann mußt du das Geld an dich nehmen. Auch die fünfzig Mark von heute früh. Ich will nichts damit zu tun haben —“ Mario hätte am liebsten augenblicklich den Rücktritt getreten, um seine Worte auf der Stelle wahrzumachen.
    „Gut. Und ich führe genau Buch. Wir können dann vor der Horde abrechnen wie vor dem Finanzamt, wenn es soweit ist –„
    Mit diesen letzten Worten rührte Harald an eine etwas delikate Seite der ganzen Angelegenheit. „Wenn es soweit ist —“
    Mario war heute vormittag nach dem Besuch von Bulle sofort zum Hof des Abendblattes geradelt. Er hatte gehofft, dort jemanden von den Jungen zu treffen, um loszuwerden, was ihm passiert war.
    Zwei, drei Stunden hatte Mario gewartet.
    Und dann war als erster Harald gekommen. Und darüber, daß es gerade Harald war, hatte sich Mario besonders gefreut. Sofort hatte er ihm alles offen und ehrlich berichtet.
    „Sieh mal an.“ Harald hatte eine ganze Weile überlegt.
    „Was wohl Alibaba sagt und die anderen — ?“
    „Ich weiß nicht hatte Harald zu bedenken gegeben. „Vielleicht ist es sogar besser, Alibaba erfährt vorerst nichts und die Horde auch nicht. Es ist nämlich zu überlegen, ob du nicht wirklich mitmachst —“ Es hatte dann viel gebraucht, um Mario dahin zu bringen, daß er sich in die Geschichte mit Bulle einließ. Aber Harald hatte ihn davon überzeugt, daß er damit ja der Horde einen Dienst erweisen würde. Die Jungen und auch Alibaba dürften aber von alledem jetzt noch nichts erfahren. Geheimnisse würden immer verraten, wenn mehr als zwei Menschen von ihnen wüßten. Und ein Geheimnis müßte das Ganze vorerst bleiben, wenn der Anführer der Nachtexpreß-Leute nicht vorzeitig gewarnt werden sollte. Denn in Wirklichkeit sollte Mario sich mit ihm ja nur einlassen, um ihn möglichst bald für die Zwecke des Abendblattes auszunutzen. Und bis dahin dürfte kein Wort über die Sache geredet werden. Zu keinem Menschen. „Bis es soweit ist —“ Er müsse eben Vertrauen haben zu ihm.
    Und Mario hatte Vertrauen zu Harald. Grenzenloses Vertrauen sogar.
    So sehr ihn dieser Verrat an der Horde, den er im Auftrag Haralds ausführte, auch bedrückte und ängstigte. Zugleich fühlte er dann auch wieder mit tiefem Glück, wie ihn diese Sache immer enger an den anderen anschloß. Er, Mario Potini, hatte sein eigenes, alleiniges Geheimnis mit Harald Madelung, der so stark war wie Alibaba, das „Grüne Band“ gewonnen hatte und dessen Bild in allen Zeitungen erschienen war. Dieses Glück erfüllte den schwarzhaarigen Jungen voll und ganz. Dafür würde er bedenkenlos jedes Opfer bringen.
    Harald empfand anders. Als dieser scheue Junge zu ihm gekommen war, hatte es in seinem Gehirn fieberhaft gearbeitet. Instinktiv war es Harald in diesem Augenblick bewußt geworden, daß sich der Gegner eine Blöße gegeben hatte. Nun endlich würde er die Stelle finden, wo er zu packen und zu treffen war. Bulle hatte sich selbst ausgeliefert.
    Dabei hatte Harald auch seine eigene, vielleicht einmalige Chance erkannt: Ausgerechnet zu ihm war dieser Mario gekommen. Das war ein Geschenk des Himmels.
    Wohl dachte er an die Horde, an alle die fünfzig Jungen in ihren roten Abendblatt-Pullovern. Für sich persönlich, aber auch für die anderen, wollte er sich an Bulle für vieles revanchieren. Aber er, Harald, sollte es sein, der es zustande brachte.
    Es blieb kein Platz mehr für andere. Auch nicht für einen einzelnen. Selbst wenn dieser einzelne der Boß der Horde

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