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Die Fuenfzig vom Abendblatt

Die Fuenfzig vom Abendblatt

Titel: Die Fuenfzig vom Abendblatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Zimmer zu wandern.
    „Also, wenn ich ehrlich sein soll, muß ich zugeben, daß es mir schwerfällt, dir und deinen Jungen einen Vorwurf zu machen. Einfach deshalb, weil es gut gemeint war und auch gelungen ist. Aber---“
    Sprinter blieb stehen und wippte so ein wenig von den Fußspitzen auf die Absätze und wieder zurück.
    „Wie gesagt — aber ich muß doch gleichzeitig feststellen, daß man die ganze Geschichte auch von einer anderen Seite sehen kann. Und ich habe beinahe den Eindruck, als würde Mr. Voss sie von dieser anderen Seite her betrachten.
    Ihr habt eine ganze Menge Leute beschwindelt, sie um ein Vergnügen gebracht und dazu noch für nichts und wieder nichts durch die Gegend marschieren lassen. Ihr habt den Nachtexpreß empfindlich geschädigt und auch den Zirkus Bertoldi. Ich fürchte, man könnte die Liste noch vervollständigen. Ihr habt damit gegen die Gesetze gehandelt und euch strafbar gemacht. Wenn die Polizei euch als Täter ermittelt, werdet ihr nicht nur bestraft, sondern ihr habt für den ganzen Schaden aufzukommen. Im Geschäftseifer habt ihr einen unüberlegten, gesetzeswidrigen und daher gefährlichen Jungenstreich begangen.“
    Sprinter paffte mal wieder eine weiße Rauchwolke in die Luft und sah ihr eine ganze Weile gedankenverloren nach. „Sag mal, bist du sicher, daß euch niemand erkannt hat?“
    „Ganz bestimmt kann ich das natürlich nicht sagen. Aber ich bin ziemlich sicher---“
    „Jedenfalls müßt ihr dichthalten wie eine Konservendose. Das ist jetzt das Wichtigste. Denn zu ändern gibt es ja nichts mehr. Was passiert ist, ist passiert. Jedenfalls werde ich euch bei Mr. Voss zu verteidigen suchen, so gut ich es kann----“
    Der Chefredakteur setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch. Er überlegte eine Weile.
    „Aber, damit das Ganze nicht umsonst war---ich meine, man müßte---Ja, man müßte dafür sorgen, daß möglichst viele Menschen von der Geschichte erfahren. Der Nachtexpreß selbst wird natürlich seine eigene Pleite nicht in die Welt hinausposaunen. Aber wenn wir vielleicht im Abendblatt — ich überlege mir —“
    In diesem Augenblick zog Alibaba zwei zusammengefaltete Manuskripte aus der Tasche und schob sie über den breiten Schreibtisch.
    „Zwei von uns haben das geschrieben. Wir wissen nicht genau, welches das Bessere ist. Vielleicht, wenn Sie beides mal durchlesen wollten?“
    Sprinter sah sich erst die Manuskripte an, überflog die Überschriften und schaute dann zu Alibaba hinüber. Er pfiff jetzt durch die Zähne, als wollte er sagen: Alle Achtung! Und dann fing er an zu lesen. Dabei griff seine rechte Hand ganz automatisch nach einem dicken roten Bleistift, mit dem er jetzt manche Worte in den beiden Arbeiten unterstrich, Korrekturen einfügte oder Zeichen an den Rand malte.
    Als er die zweite Arbeit zu Ende gelesen hatte, stieß er den roten Bleistift ein paarmal hart auf das Holz des Schreibtisches und paffte den Rauch seiner Pfeife scharf zwischen den Zähnen durch in das Zimmer.
    „Wer ist denn dieser Harald Madelung? Scheint ja gar nicht auf den Kopf gefallen zu sein?“
    Gerade nichts Neues. Hab’ ich auch schon mal gedacht, überlegte Alibaba im stillen. Laut aber antwortete er, das sei ein Neuer, der erst seit zwei Tagen bei ihnen wäre.
    „Nicht ungeschickt — kann ich im großen und ganzen so verwenden. Das behalte ich mal hier — will sehen, daß wir’s in die heutige Abendausgabe kriegen.“
    Dabei legte er Haralds Arbeit in eine große blaue Umschlagmappe, während er die andere wieder an Alibaba zurückgab.
    „Auch ganz ordentlich — aber in dieser Form geht das nicht — nein — aber das andere ist wirklich gut. Das Wesentliche erfaßt. Der Junge soll sich mal bei mir melden. Der interessiert mich. Sagen wir um drei Uhr heute nachmittag.“
    Und nun notierte sich Sprinter etwas auf einen Block, der neben seinem Telefon lag.
    „Hast mal wieder an alles gedacht“, lächelte er jetzt anerkennend zu Alibaba hinüber. „Ich gratuliere zum zweiten Mal.“
    „War es wirklich eine Dummheit Alibaba biß sich auf die Unterlippe. „Ich meine, hätten wir das besser nicht tun sollen — ?“
    Sprinter lächelte immer noch.
    „Wie gesagt, was passiert ist, können wir nicht mehr ändern. Aber wenn ihr wieder mal etwas in der Preislage vorhabt, dann komm lieber vorher zu mir. Doch eines ist jedenfalls höchst erfreulich, und das wird in jedem Fall auch Mr. Voss zugeben müssen: Ihr habt bei der ganzen Geschichte nur an unsere

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