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Die Fuenfzig vom Abendblatt

Die Fuenfzig vom Abendblatt

Titel: Die Fuenfzig vom Abendblatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Arme hoch.
    „Moment mal! Nicht, daß ich sagen will, mein Artikel sei schlecht. Im Gegenteil. Über manche Stelle hab’ ich ja selbst nochmal mitgelacht, als Alibaba ihn vorgelesen hat. Aber der andere ist richtiger für den Zweck, für den wir ihn brauchen. Ich mache den Vorschlag, daß Sprinter beide Arbeiten vorgelegt bekommt. Aber ihr werdet sehen, er entscheidet sich auch für ,Zirkus im Zirkus’, wenn er überhaupt einen von diesen zwei Artikeln bringt —“
    Brille setzte sich wieder und schaute zur Decke. Er tat so, als hörte er gar nicht, wie jetzt alle durcheinander redeten. „Ruhe, meine Herren“, rief Alibaba. „Wer für den Vorschlag von Brille ist, hebt die Hand hoch.“
    Jetzt hatte die Abstimmung Erfolg. Die ganze Horde war mit dem Vorschlag einverstanden.
    „Und von wem ist die zweite Arbeit?“
    Alibaba drehte die zwei eng beschriebenen Blätter um und tat so, als wüßte er selbst auch noch nicht Bescheid. Als hätte er den Namen, der da unter der Arbeit stand, nicht schon x-mal gelesen.
    „Harald Madelung. Das ist der Neue von gestern —“
    Aber diese Erklärung, daß dies der Neue war, hätte sich Alibaba schenken können.

Wie Herr Sprinter in Verlegenheit kommt

    Als Chefredakteur Sprinter gegen elf Uhr auf seine Redaktion kam, saß Alibaba bereits im Vorzimmer und wartete auf ihn. Als Sprinter den Rothaarigen entdeckte, machte er sich gar nicht erst die Mühe, die Tür hinter sich zu schließen. Er schoß geradewegs mit ausgestreckten Armen auf den Jungen zu. Weiß der Kuckuck, woher Sprinter schon Wind von der Sache bekommen hatte! Er war bereits wieder bestens unterrichtet. „Rein! Rein in mein Zimmer!“ Und dabei schob er den Boß der Abendblatt-Jungen vor sich her in seinen Arbeitsraum.
    „Morgen, Müllerin sagte er noch zu seiner Sekretärin, die seit neuestem ihre Haare wie Farah Diba trug, und dann verschwand er mit Alibaba in seinem Büro.
    Ohne erst seinen Staubmantel auszuziehen, drückte er den Jungen in einen der herumstehenden Sessel. Er selbst aber ging mit weiten elastischen Schritten kreuz und quer durch sein Zimmer. Vom Schreibtisch zum Fenster, vom Fenster zur Tür, von der Tür zu dem Gummibaum, der neben der Garderobe in einer Ecke stand. Dabei nahm er Zug um Zug aus seiner Pfeife. Er qualmte wie eine D-Zug-Lokomotive, die unter Dampf steht.
    „Eines weiß ich also schon mit Sicherheit: Die liebe Konkurrenz steht köpf! Die sind alle durchgedreht, als ob sie hintereinander vierundzwanzig Stunden in einem Karussell gesessen hätten. Soweit schön und gut. Freut mich sogar. Ich gebe es offen zu Sprinter nahm den Telefonhörer ab.
    „Müllerin, fragen Sie doch mal beim Chef an, wann er mich sehen will. Er hat mich nämlich schon zu Hause anrufen lassen —“
    „Aber auch bei uns ist Qualm in der Küche. Mr. Voss scheint auch schon Bescheid zu wissen. Zumindest so etwa. Und jedenfalls erwartet er von mir jetzt einen genauen Bericht. Vermutlich wird er mich auch fragen, ob ich mit euch unter einer Decke stecke----“
    Sprinter setzte sich jetzt in den Sessel hinter seinen Schreibtisch und schlug die langen Beine übereinander.
    „Also, dann schieß mal los! Gegen halb acht habt ihr euch unten im Hof versammelt. Soweit bin ich orientiert. Was passierte dann?“
    Alibaba war plötzlich gar nicht mehr so sicher, ob das richtig gewesen war, was er gestern abend mit seinen Jungen angestellt hatte. Wenn Mr. Voss deshalb seinen Chefredakteur zu Hause anrief, konnte man die verschiedensten Gründe vermuten.
    Alibaba entschloß sich jedenfalls dazu, sehr sachlich zu berichten.
    Er fing damit an, wie er mit Klaus und den zwei anderen Jungen die Baustelle an der Werftstraße eingerichtet hatte. Von diesem Augenblick an bis zum Auftritt der „Zwei Remos“ erfuhr der Chefredakteur des Abendblattes wahrheitsgetreu jede Einzelheit. Er unterbrach den Bericht mit keinem Wort. Als er allerdings hörte, wie Sam die Fahrgäste in den Omnibussen zum Umkehren gebracht hatte, gelang es ihm nur schlecht zu verbergen, wie sehr ihm die Geschichte doch auch Spaß machte.
    Und als ihm Alibaba schließlich den Zehnmarkschein seines Nachtexpreß-Kollegen Dr. Malborn zeigte, da war es endgültig mit seiner Beherrschung vorbei. Er lachte los wie ein Schuljunge, wenn er erfährt, daß hitzefrei ist.
    Mitten in das Lachen hinein summte der Telefonapparat.
    „— danke, Müllerin — also in einer halben Stunde Sprinter legte den Hörer zurück und stand auf. Er fing wieder an durch das

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