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Die Furcht des Weisen / Band 1

Die Furcht des Weisen / Band 1

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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eine sympathetische Rüstung dar, die verhindert, dass jemand von außen eine Bindung an den eigenen Körper herstellt. Ich wusste nicht, wie |288| es funktionierte, wusste aber, dass es so etwas gab. Und ich wusste, wo ich herausfinden konnte, wie man es herstellte.

    Kilvin blickte von seiner Arbeit auf, als ich im Eingang seines Büros erschien. Zu meiner Erleichterung sah ich, dass sein Glasofen nicht in Betrieb war.
    »Geht es dir wieder gut, Re’lar Kvothe?«, fragte er, ohne sich von seinem Tisch zu erheben. Er hielt eine große Glaskugel in der einen und einen Diamantgriffel in der anderen Hand.
    »Ja, Meister Kilvin«, log ich.
    »Hast du schon über dein nächstes Projekt nachgedacht?«, fragte er.
    »Eigentlich suche ich gerade eher einen Bauplan für ein Gram, Meister Kilvin. Das findet sich in keinem unserer Nachschlagewerke.«
    Kilvin musterte mich neugierig. »Und wozu bräuchtest du ein Gram, Re’lar Kvothe? So ein Vorhaben deutet auf mangelndes Vertrauen deinen Arkanistenkollegen gegenüber hin.«
    Da ich nicht wusste, ob er scherzte, beschloss ich, bei den Fakten zu bleiben. »Wir haben in Fortgeschrittener Sympathie gerade das Schlupf-Phänomen durchgenommen. Und ich dachte mir, wenn ein Gram Verbindungen von außen abwehren kann …«
    Kilvin lachte. »Dal hat euch Angst eingeflößt. Sehr gut. Und du hast recht: Ein Gram könnte gegen Schlupf schützen …« Er sah mich aus seinen dunklen kealdischen Augen ernst an. »In gewissem Maße. Mir scheint jedoch, dass ein kluger Student einfach seine Lektionen lernt und Schlupf vermeidet, indem er mit der nötigen Sorgfalt und Vorsicht zu Werke geht.«
    »Das habe ich auch vor, Meister Kilvin«, sagte ich. »Es scheint mir aber dennoch praktisch, so ein Gram zu haben.«
    »Da ist war dran«, gestand Kilvin und nickte. »Aber angesichts der ganzen Reparaturen und der Herbstbestellungen, die jetzt abgearbeitet werden müssen, haben wir momentan eh schon zu wenig Leute.« Er machte eine Geste zu dem Fenster zur Werkstatt hinaus. |289| »Ich kann keinen Mitarbeiter erübrigen, der dir so etwas bauen würde. Und selbst wenn ich es könnte, bliebe die Frage der Kosten. Bei so etwas ist viel Feinarbeit erforderlich, und für das Innere benötigt man Gold.«
    »Ich würde es lieber selber bauen, Meister Kilvin.«
    Er schüttelte den Kopf. »Die Baupläne stehen nicht von ungefähr in keinem Nachschlagewerk. Du bist noch nicht so weit, dass du so etwas bauen könntest. Man muss sehr vorsichtig sein, wenn man Sygaldrie auf das eigene Blut wirken lässt.«
    Ich setzte schon zu einer Erwiderung an, doch er schnitt mir das Wort ab. »Und vor allem wird die Sygaldrie, die man für den Bau eines solchen Objekts benötigt, nur denjenigen anvertraut, die den El’the-Rang errungen haben. Die Runen für Blut und Knochen bergen ein viel zu großes Risiko für einen Missbrauch.«
    Sein Ton gab mir zu verstehen, dass mit einer weiteren Diskussion nichts mehr für mich zu gewinnen war, und daher zuckte ich einfach nur die Achseln, als wäre es mir nicht so wichtig. »Macht nichts, Meister Kilvin. Ich habe mit anderen Projekten auch genug zu tun.«
    Er schenkte mir ein strahlendes Lächeln. »Das glaube ich gern, Re’lar Kvothe. Ich bin schon sehr gespannt, was du für mich bauen wirst.«
    Da kam mir eine Idee. »Könnte ich dazu eine der privaten Werkstätten nutzen, Meister Kilvin? Ich habe es nämlich nicht so gern, wenn mir bei der Arbeit jeder über die Schulter gucken kann.«
    Kilvin hob die Augenbrauen. »Jetzt bin ich doppelt gespannt.« Er legte die Glaskugel beiseite, stand auf und öffnete eine Schreibtischschublade. »Wäre dir eine Werkstatt im Erdgeschoss genehm? Oder könnte es möglicherweise zu Explosionen kommen? In diesem Fall würde ich dir lieber eine Werkstatt im zweiten Obergeschoss geben. Da ist es zwar kühler, aber das Dach ist für so etwas besser geeignet.«
    Ich sah ihn einen Moment lang an und versuchte zu entscheiden, ob er das ernst meinte oder nicht. »Eine Werkstatt im Erdgeschoss wäre wunderbar, Meister Kilvin. Aber ich bräuchte einen kleinen Schmelzofen und etwas Platz zum Atmen.«
    |290| Kilvin murmelte vor sich hin und holte schließlich einen Schlüssel hervor. »Wieviel Platz darf’s denn sein? Raum siebenundzwanzig hat sechsundvierzig Quadratmeter.«
    »Das reicht vollkommen«, sagte ich. »Ich bräuchte außerdem die Genehmigung, im Lager Edelmetalle zu bekommen.«
    Kilvin lachte stillvergnügt in sich hinein, nickte und gab mir

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