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Die Furcht des Weisen / Band 1

Die Furcht des Weisen / Band 1

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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den Schlüssel. »Ich werde es veranlassen, Re’lar Kvothe. Und wie gesagt: Ich bin gespannt, was du mir bauen wirst.«

    Es war äußerst ärgerlich, dass der Bauplan, den ich benötigte, Verschlusssache war. Aber es gibt ja immer auch noch andere Methoden, an Informationen zu gelangen, und es gibt immer Leute, die mehr wissen, als sie wissen dürften.
    So zweifelte ich zum Beispiel nicht, dass Manet wusste, wie man ein Gram baut. Es war allgemein bekannt, dass er nur dem Titel nach noch E’lir war. Aber gegen Kilvins Willen hätte er mir das niemals verraten. Die Universität war seit dreißig Jahren Manets Heimat, und er war wahrscheinlich der einzige Student, der noch größeren Bammel vor einem Rausschmiss hatte als ich.
    Das bedeutete, dass mir nicht mehr viel übrig blieb. Die einzige Methode, die mir einfiel, selbständig an diesen Bauplan zu gelangen, war eine langwierige Recherche in der Bibliothek. Nachdem ich mir noch etliche Minuten auf der Suche nach einer besseren Option das Hirn zermartert hatte, machte ich mich schließlich auf den Weg zum GERSTENSACK.
    Das GERSTENSACK war eine der verrufensten Kaschemmen auf dieser Seite des Flusses. Das ANKER’S war streng genommen nicht schäbig, sondern bloß einfach vollkommen anspruchslos. Es war sauber, ohne dass es dort nach Blumen geduftet hätte, und preiswert, aber nicht billig. Die Leute kamen ins ANKER’S, um zu essen, zu trinken, Musik zu hören und hin und wieder auch eine kleine Meinungsverschiedenheit unter Freunden auszutragen.
    Das GERSTENSACK stand etliche Sprossen tiefer auf der gastronomischen Rangleiter. Es war schmuddeliger, Musik spielte keine |291| nennenswerte Rolle, und wenn es dort zu Streitereien kam, ging es meist schnell ans Eingemachte.
    Es war wohlgemerkt nicht so mies wie jedes zweite Wirtshaus in Tarbean. Es war bloß das Mieseste, was man in unmittelbarer Nähe der Universität fand. Die Böden waren immerhin aus Holz, und es hatte Glasfenster. Und wenn man volltrunken unter den Tisch sank und beim Wachwerden seinen Geldbeutel vermisste, konnte man sich immerhin damit trösten, dass man nicht niedergestochen worden war und sie einem nicht auch noch die Stiefel geklaut hatten.
    Da es noch früh am Tag war, hielten sich kaum eine Handvoll Leute im Schankraum auf. Ich war froh, als ich Sleat hinten im Raum sitzen sah. Ich war ihm zwar noch nie begegnet, wusste aber, wer er war. Ich hatte viel über ihn gehört.
    Sleat gehörte zu jenen seltenen, unentbehrlichen Leuten, die eine besondere Fähigkeit haben, Dinge zu arrangieren. So weit ich gehört hatte, war er in den vergangenen zehn Jahre immer mal wieder Student gewesen und dann wieder nicht.
    Er sprach gerade mit einem nervös wirkenden Mann, und ich war nicht so dumm, ihn zu unterbrechen. Vielmehr bestellte ich zwei kleine Biere und tat, während ich wartete, als würde ich eins davon trinken.
    Sleat sah gut aus, hatte dunkles Haar und dunkle Augen. Obwohl ihm der charakteristische Bart fehlte, nahm ich an, dass er zumindest Halb-Kealde war. Er strahlte eine gewisse Autorität und Dominanz aus und bewegte sich, als hätte er alles rings um sich her vollkommen im Griff.
    Es hätte mich nicht gewundert, wenn ihm dieses Wirtshaus gehört hätte. Leute wie Sleat verfügen immer über reichlich Geld.
    Schließlich kamen der besorgt blickende junge Mann und er zu einer Einigung. Sleat lächelte herzlich, als sie einander die Hände schüttelten und er dem Mann zum Abschied auch noch auf die Schulter klopfte.
    Ich wartete noch einen Moment lang ab und ging dann zu seinem Tisch hinüber. Dabei fiel mir auf, dass sein Tisch ein wenig abseits der anderen Tische im Raum stand. Es war kein großer Abstand, nur eben genug, dass man nicht heimlich mithören konnte.
    |292| Sleat sah mich an.
    »Ich würde dich gerne sprechen«, sagte ich.
    Er wies mit großer Geste auf einen freien Stuhl. »Das ist eine ziemliche Überraschung«, sagte er.
    »Wieso?«
    »Kluge Leute kommen nicht oft zu mir. Zu mir kommen eher die Verzweifelten.« Er sah die Bierkrüge an, die ich auf den Tisch gestellt hatte. »Sind die beide für dich?«
    »Du kannst gern eins oder auch beide haben.« Ich deutete mit einer Kopfbewegung auf das rechte Bier. »Den Krug habe ich aber schon mit dem Mund berührt.«
    Er musterte die Krüge kurz misstrauisch, setzte dann ein breites Lächeln auf und trank aus dem linken. »Nach dem, was ich gehört habe, muss man bei dir nicht damit rechnen, dass du Leute vergiftest.«
    »Du

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