Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Furcht des Weisen / Band 1

Die Furcht des Weisen / Band 1

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
Vom Netzwerk:
zylindrischer Holzgegenstand den Pfeilfänger auslösen.« Ich seufzte. »Es ist leider keine sehr gute Verbindung, aber sie reicht aus, um den Pfeil aufzuhalten oder wenigstens abzulenken.«
    Kilvin beugte sich über den Bauplan und studierte das eng |463| beschriftete Blatt ein paar Minuten lang. »Ganz aus Eisen?«, fragte er.
    »Mehr Stahl, Meister Kilvin. Ich hatte Bedenken, dass Eisen allein sich auf längere Sicht als zu spröde erweisen könnte.«
    »Und jede einzelne dieser achtzehn Bindungen ist auf jeder dieser Federn eingraviert?«, fragte er und deutete darauf.
    Ich nickte.
    »Das ist aber eine erhebliche Mehrarbeit«, sagte Kilvin, eher beiläufig als vorwurfsvoll. »Manche werden sagen, dieses Gerät sei überkonstruiert.«
    »Es ist interessiert mich nicht, was irgendwelche Leute sagen, Meister Kilvin«, erwiderte ich. »Mich interessiert nur, was Ihr davon haltet.«
    Er schnaubte, sah dann von dem Blatt auf und mir ins Gesicht. »Ich habe vier Fragen.«
    Ich nickte erwartungsvoll.
    »Erstens: Warum baust du ausgerechnet so etwas?«
    »Niemand sollte dabei ums Leben kommen, wenn er auf einer Straße in einen Hinterhalt gerät«, erwiderte ich in entschiedenem Tonfall.
    Kilvin wartete ab, aber mehr hatte ich zu dieser Frage nicht zu sagen. Schließlich zuckte er die Achseln und wies auf die andere Seite des Raums. »Zweitens: Wo hast du diese Waffe her, diese …« Er suchte stirnrunzelnd nach dem richtigen Wort. »
Tevetbem
. Armbrust?«
    Bei dieser Frage krampfte sich mir der Magen zusammen. Ich hatte die schwache Hoffnung gehegt, dass Kilvin, als Kealde, schlicht nicht wusste, dass derlei Dinge hier im Commonwealth verboten waren. Andernfalls hatte ich gehofft, dass er nicht danach fragen würde.
    »Die habe ich … mir beschafft, Meister Kilvin«, sagte ich. »Ich brauchte sie, um den Pfeilfänger damit zu testen.«
    »Wieso hast du nicht einen normalen Jagdbogen dazu genommen?«, fragte Kilvin streng. »Dann hättest du dir nichts Illegales beschaffen müssen.«
    »Der wäre zu schwach gewesen, Meister Kilvin. Ich musste sicherstellen, |464| dass meine Konstruktion jedwedem Pfeil gewachsen ist, und eine Armbrust ist das Leistungsstärkste, was es auf diesem Gebiet gibt.«
    »Ein modeganischer Langbogen verschießt seine Pfeile mit ebensolcher Gewalt«, erwiderte Kilvin.
    »Aber der Gebrauch eines solchen Bogens geht über meine Fähigkeiten«, sagte ich. »Und der Kaufpreis eines modeganischen Langbogens hätte meine Mittel weit überstiegen.«
    Kilvin seufzte. »Damals, als du deine Diebeslampe gebaut hast, hast du auf gute Weise etwas Schlechtes hergestellt. Das mag ich nicht.« Er sah wieder auf den Bauplan. »Diesmal hast du auf schlechte Weise etwas Gutes hergestellt. Das ist schon besser. Aber am besten wäre es, auf gute Weise etwas Gutes herzustellen. Sind wir uns da einig?«
    Ich nickte.
    Er legte eine seiner Pranken auf die Armbrust. »Hat dich jemand damit gesehen?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Dann werden wir sagen, dass sie mir gehört, und dass du sie auf meinen Rat hin beschafft hast. Sie gehört ab jetzt zur Ausrüstung unserer Werkstatt.« Er sah mich streng an. »Und künftig kommst du zu mir, wenn du solche Dinge brauchst.«
    Das tat mir weh, denn ich hatte die Armbrust Sleat wieder zum Kauf anbieten wollen. Andererseits aber hätte es auch viel schlimmer kommen können. Das Letzte, was ich wollte, war, mit dem Eisernen Gesetz in Konflikt zu geraten.
    »Drittens: Ich sehe hier in deinem Bauplan nirgends eine Erwähnung von Golddraht oder Silber«, sagte er. »Und ich kann mir auch nicht vorstellen, wozu diese Materialien in einem solchen Gerät von Nutzen sein sollten. Erkläre mir bitte, wozu du dir im Lager diese Materialien hast aushändigen lassen.«
    Ich spürte schlagartig das kalte Metall des Gram an meinem Unterarm. Sein Inneres bestand aus Gold, aber das konnte ich Kilvin ja nun schlecht gestehen. »Mir war das Geld ausgegangen, Meister Kilvin. Und ich brauchte Material, das ich nicht in unserem Lager bekommen konnte.«
    |465| »Wie beispielsweise die Armbrust.«
    Ich nickte. »Und das Stroh und die Bärenfallen.«
    »Ein Unrecht zieht das nächste nach sich«, sagte Kilvin in missbilligendem Ton. »Unser Lager ist keine Geldverleiherbude und sollte auch nicht als solche genutzt werden. Ich entziehe dir hiermit deine Edelmetall-Genehmigung.«
    Ich neigte den Kopf, hoffte, damit hinreichend gestraft auszusehen.
    »Zur Strafe wirst du außerdem zwanzig Stunden Dienst im

Weitere Kostenlose Bücher