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Die Gabe der Magie

Die Gabe der Magie

Titel: Die Gabe der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Duey
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Magen knurrte.
    Aber die Halle der Hoffnung war leer. Es
gab nicht einen Brotkrümel, nicht ein einziges Zuckerkorn, nicht einmal den
warmen Geruch von Käse. Nichts. Ich ging zu den beiden anderen Stellen, an
denen ich Nahrung zurückgelassen hatte. Dann gab ich auf und lehnte mich
zitternd an die kalte Steinwand.
    Als ich schließlich zurückkehrte, sah mich
Gerrard an und schien etwas sagen zu wollen. Doch er schwieg. Mir war zu
schwindelig, als dass ich mich hätte konzentrieren können, aber ich versuchte
trotzdem so lange wie möglich, mir das Lied einzuprägen. Als ich schlafen ging,
träumte ich von Kolibris, die zu Boden fielen und dort herumflatterten, zu
schwach, um sich wieder zu erheben; und von einem Zauberer mit eisigen Augen,
der auf sie trat und das Leben aus ihnen herauspresste.

63
     
    NACHDEM SADIMA STUNDENLANG WACH AUF IHREN
DECKEN GELEGEN HATTE, HÖRTE SIE, WIE DIE TÜR klapperte und
sich öffnete. Als sie den Klang von Somiss’ Stimme vernahm, wusste sie sofort,
dass etwas Gutes geschehen war. Wie in den meisten Nächten stand sie auf,
nachdem er und Franklin zu Bett gegangen waren, um das Lied für ein langes
Leben über Franklin zu sprechen. Noch immer hatte sie ihm nichts von den
veränderten Liedern gesagt, und dass sie alles kopierte, doch sie würde es noch
tun.
    Als sie durch den Türbogen in das dunkle
Wohnzimmer trat, prallte sie im Dunkeln gegen Franklin. Erschrocken fuhren sie
beide zurück, dann hielt er sie, bis der Schreck abgeklungen war. Weil sie
wegen der Kühle des Abends fröstelte, hielt er sie noch enger umschlungen,
während er ihr davon erzählte, dass Somiss und er sich mit einigen eridianischen
Ältesten getroffen hatten. »Ich denke, sie werden uns helfen«, berichtete er im
Flüsterton.
    »Helfen? Du meinst, sie werden Somiss Geld
geben?«, fragte sie.
    »Ja«, antwortete er leise. »Das auf jeden
Fall, aber vielleicht auch noch mehr. Ich
werde dir den Rest mor gen erzählen.«
    Sadima nickte, und er
küsste ihre Stirn. »Danke«, sag te
er. Sie verstand. Sie gab ihm nun, was er ihr geschenkt hatte, indem er nach
Ferne gekommen war. Er war nicht länger allein.
    Sie rührte sich nicht, während sie hörte,
wie er den Flur hinunterging. Sobald er im Bett war, legte sie sich auf ihre
Decken und lauschte den nächtlichen Geräuschen auf der Straße. Würden die
Eridianer so weit gehen und all die Lieder und das ganze Wissen für alle
verfügbar machen wollen? Wenn sie Somiss dazu bringen konnten, wäre es möglich,
dass die Welt doch noch etwas von seiner Arbeit haben würde, wenn er die Texte
nicht um einen Buchstaben oder zwei verändert, Vokale in den Liedern
ausgelassen und Verse vertauscht hätte. Sadima verzog das Gesicht. Vielleicht
würde Rinka wissen, wen man deswegen warnen sollte. Und wenn er …
    Der Geruch von Qualm unterbrach ihre
Überlegungen. Sie stand auf, denn sie glaubte, den Rauchabzug zu weit
geschlossen zu haben, als sie das Feuer für die Nacht mit Asche bedeckt hatte,
doch das war nicht der Fall. Hustend stieß sie die Balkontüren auf und trat
nach draußen, um etwas frische Luft zu schnappen.
Das seltsame, flac kernde Licht, das einen rötlichen Schimmer auf das
Kopfsteinpflaster unter ihr warf, machte sie neugierig. Die Flammen züngelten
bereits die Hälfte der Mauer empor.
    »Da ist jemand«, krächzte es von der
Straße empor.
    »Nein, das ist nur das Mädchen«,
antwortete jemand. »Passt auf die Tür auf!«
    Sadima wirbelte herum und rannte den Flur
hinunter. In der Dunkelheit ertastete sie sich ihren Weg zu Franklin und schüttelte
ihn wach. »Feuer! Jemand hat das Haus in Brand gesteckt!«
    Schlaftrunken richtete sich Franklin auf
und schlüpfte in seine Hose. »Hast du Somiss geweckt?«
    »Nein!«, antwortete Sadima. Dann rannte
sie in die Küche zurück. Sie zog sich an,
schnappte sich den Ho nigtopf und den Rest ihrer Besitztümer und war
froh, dass die Papiere bei Rinka in Sicherheit waren. Mit zitternden Händen
schnürte sie ihr Tuch zu einem Bündel und band es sich fest um die Hüften. Dann
rannte sie zurück zum Flur und stand in der Eingangstür. Hier hinten war das
orangefarbene Licht viel heller. Somiss versuchte, seine Papiere
zusammenzuraffen. Einige fielen ihm aus den Armen, als er sich bemühte, einen
zweiten Stapel zu packen.
    »Benutz die Bettlaken!«, rief sie ihm zu.
Er drehte sich um und starrte sie an. Schnell zog sie das Leinen heran und
breitete es auf dem Boden aus. Dann drehte sie sich wieder zu Franklin

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