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Die Gabe der Magie

Die Gabe der Magie

Titel: Die Gabe der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Duey
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Diese Steinkreise wurden vor langer,
langer Zeit errich tet. Aber der Rest ist nur eine Geschichte, Sadima.
Wie die über Magie oder den Nordwind, der den Wölfen etwas zuflüstert.«
    Sadima presste die Lippen zusammen. Wenn
sie je wieder in der Nähe von Wölfen wäre, würde sie aufmerksam lauschen.
Vielleicht kannten sie die Geschichte des
Nordwindes. Als sie aufsah, bemerkte sie, dass Mi cah sie beobachtete. Sie sehnte sich danach, ihm von
den Tie ren erzählen zu können – davon, dass sie manchmal ihre Gedanken
hören konnte. Aber sie wagte es nicht.
    Sadima schwieg, bis sie die Straße nach
Westen überquert hatten, die breiter und ebener war als jene, auf der sie sich
befanden. Hoffnungsvoll ließ sie den Blick schweifen,
doch da waren heute keine Wagen oder Rei ter, und auch keine Fremden, die
man beobachten konnte. Hinter dem letzten Hügel konnte sie den Marktplatz
riechen, das Gemüse und die frühen Beeren, den scharfen Eisenrauch vom Schmiedefeuer
und den moschusartigen Gestank von vielen Leuten. Dieser Geruch war ihr am
wenigsten vertraut. Sie war unruhig und ebenso furchtsam wie aufgeregt. Zuerst
waren sie immer schwer zu ertragen, diese vielen Düfte, die Fetzen von Gedanken
und Gefühlen der Tiere, all die Stimmen und Farben und der Lärm.
    Als sie die Menschenmenge erreicht hatten
und einen Bogen um die Zelte der Verkäufer machten, bemerkte Micah, dass sie
zitterte, und er legte ihr den Arm um die Schulter. Hinter den Zelten der
Schuhmacher erhaschte Sadima den Blick auf eine Wahrsagerin in schwarzem
Umhang. Sadima starrte sie an, und Micahs Arm schlang sich fester um seine Schwester und drängte sie etwas ei liger
weiter.
    »Papa lässt mich dich nie wieder
mitnehmen, wenn du ihm erzählst, dass wir ihnen nicht besser aus dem Weg
gegangen sind«, sagte er.
    Sie nickte. »Ich werde nichts verraten.«
Sie wusste es besser. Niemand hasste die Magier mehr als ihr Vater.
    »Sadima? Bist du es?«
    Sie drehte sich um, denn sie hatte die
Stimme erkannt. Mattie Han kam auf sie zu, und ihr ungleichmäßiger Schritt war
ebenso vertraut wie ihr schiefes Grinsen. Sie umarmte Sadima, dann richtete sie
sich wieder auf und stützte ihr Gewicht auf einen dicken Eichenstock. »Ich habe
dein rotes Haar erkannt«, sagte Mattie. »Jedes Mal, wenn ich dich wiedersehe, ist es noch schöner geworden.« Sie
schaute zu Micah auf. »Und es ist so selten wie ein blauer Mond.«
    »Sie ist mitgekommen, um mir dabei zu
helfen, ein Pferd auszusuchen«, sagte Micah.
    »Ein Pony für sie?«, fragte Mattie
fröhlich. »Sadima, dann könntest du ja mich und meine Mädchen besuchen kommen.
Es ist gar nicht weit, und …«
    »Wir sind hier, um ein Pflugpferd zu
kaufen«, unterbrach Micah sie rasch. »Tiny wird zu alt, um noch zu arbeiten.«
    Mattie nickte, und
die Enttäuschung war ihr vom Gesicht abzulesen. »Tiny. Ich erinnere mich an
diese freund liche alte Stute.
Ich schätze, viele von uns werden alt.«
    Die Stimme des Auktionators lenkte Micahs
Blick zur Scheune. »Wir sollten uns besser beeilen. Ich will mir die Pferde
vorher anschauen.«
    »Komm doch mit«, drängte Sadima, aber
Mattie schüttelte den Kopf.
    »Ich muss mich um den Stand kümmern. Laran
und Tessie sind heute zu Hause geblieben.« Mattie umfasste Sadimas Kinn mit der
Hand. »Wenn du irgendetwas brauchst, dann weißt du, wo du hinkommen kannst.«
Sie schaute auf und sah auch Micah in die Augen. »Ich bin eure Mutter, wann
immer ihr etwas benötigt.«
    Micah nickte. »Grüßt du Laran von uns?«
    »Das werde ich machen«, sagte Mattie. »Sie
wird enttäuscht sein, dass sie euch verpasst hat.«
    Nachdem Mattie gegangen war, griff Micah
nach Sadimas Hand und zog sie durch die Menschenmenge. Hier und da nickte er
Leuten zu, die ihn gegrüßt hatten. Das Gedränge war dichter, als es Sadima vom
letzten Mal, als Papa sie hatte gehen lassen, in Erinnerung geblieben war, und
ihr war beinahe schwindelig vom Lärm und den vielen Gerüchen. Über dem Gestank
nach menschlichem Schweiß, Salben und Knoblauch lag der schwere Duft überreifer
Früchte in der Luft. Und in all das mischte sich das bittere Aroma der Birken.
Sie bildeten gerade neue Knospen, und die neuen Blätter waren klebrig von
saurem Saft. »Lass uns hier entlanggehen«, sagte Micah und drängte sie in eine
Richtung. »Das ist eine Abkürzung.«
    Sadima blieb ihm dicht auf den Fersen, als
sie den Hügel hinabstiegen und über die Holzbrücke liefen, die über den Bach
führte. Sie erklommen das steile Ufer

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