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Die Gabe der Magie

Die Gabe der Magie

Titel: Die Gabe der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Duey
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darin hatte sie gut versteckt in ihrem Zimmer gelassen.
    Wäh rend sie den Hügel hinunter zum Bach rannte, versuchte
Sadima, einen Entschluss zu fassen, was als Nächstes zu tun sei. Sie könnte die
Ziegen allein lassen und heimrennen, um den Karren zu holen. Ihr Vater und
Micah hatten Ginger und Shy bei sich auf dem Gerstenfeld, aber die alte Tiny
würde den Karren auch allein zie hen können,
wenn nicht mehr Gewicht als das einer Zie ge darin lag – falls es ihr
denn überhaupt gelänge, Rebecca in den Wagen zu heben. Aber ganz so leicht war
es nicht, eine Entscheidung zu treffen. Sadima wusste, was geschehen würde,
wenn sie wegging und die Wölfe das Fruchtwasser rochen. Die ganze Herde könnte
dann versprengt und getötet werden. Ohne ihre Milch und den Käse und ohne das Geld vom Verkauf der überschüssi gen Milch würden sie einem Winter voller Hunger
gegenü berstehen. Und Sadima wusste, dass ihr Vater sie alle zugrunde
gehen lassen würde, ehe er jemanden um Hilfe bat. Das würde Micahs Aufgabe
sein. Oder ihre.
    Am vernünftigsten würde es sein, den Rest
der Herde mitzunehmen und danach zu Rebecca zurückzukehren. Aber die alte Ziege
würde entsetzliche Angst haben, wenn man sie allein zurückließe. Vielleicht
würde sie sich selbst umbringen in dem Versuch, ihnen hinterherzukommen, oder
die Wölfe würden sie finden.
    Sadima zog den Eimer durch das klare
Wasser des Bachs und hob ihn an. Das kalte Nass spritzte über ihre Beine, als
sie den Hügel wieder hinaufeilte. Sie trat gegen einen Stein und genoss den
Schmerz in ihren Zehen. Ja, sie verdiente
ihn, denn sie hätte besser aufpassen sol len. Es wäre klüger gewesen,
Rebecca zu Hause im Ziegen hof zu lassen, wo
sie wenigstens vor den Wölfen in Si cherheit war. Schließlich war Rebecca
eine Freundin und fast so etwas wie eine Ziegenschwester.
    Diesen trüben Gedanken
hing Sadima nach, als sie den Hügel emportrabte und weinte. Sie war beinahe
schon auf der Spitze der Erhöhung angelangt, als sie hörte, wie jemand ihren
Namen rief. Als sie herumwirbelte, sah sie einen jungen Mann, der sie von der
anderen Seite des Ufers aus anstarrte. Er trug einen langen, schwarzen Umhang.
Und während sie zu ihm hinübersah, sprang er in den Bach und eilte auf sie zu. »Bist du Sadima Killip?«
    Sie bückte sich, um einen faustgroßen
Stein aufzuheben.
    »Bitte«, sagte er. »Ich bin den ganzen langen
Weg gekommen, um mit dir zu sprechen.«
    Sadima wischte die Tränen fort und
verstärkte den Griff um den Stein. »Ich spreche nicht mit Magiern.« Sie machte
einen Schritt zurück. Dann noch einen. Ihr Herz pochte unregelmäßig in ihrer
Brust. Sadima drehte sich um und rannte den Hügel hinauf, der Eimer hüpfte
schmerzhaft auf ihrem Oberschenkel, und die Hälfte des Wassers ergoss sich über
den Rand. Die Ziegen beobachteten sie, als sie den Eimer neben Rebecca
absetzte. Sadima versuchte, sich zu beruhigen; sie wusste, dass sie ihnen Angst
machte. Auch den Stein legte sie auf den Boden.
    Rebecca öffnete nicht einmal beim Geruch
des Wassers die Augen. Sadima biss sich auf die Lippen und warf einen Blick
zurück. Der Mann hatte schon mehr als die Hälfte des Weges hügelaufwärts
zurückgelegt. »Verschwinde, Magier!«, schrie Sadima. »Mein Vater und mein
Bruder werden dich töten, wenn sie dich hier sehen.«
    »Mein Name ist Franklin«, sagte der junge
Mann mit klarer Stimme, und er lief weiter, als hätte er sie nicht gehört. »Ist
diese Ziege krank?«
    Sadima schüttelte zornig den Kopf. »Sie
hat Wehen. Ich muss mich jetzt um sie kümmern.«
    Der Magier blieb stehen, als er ungefähr
eine Karrenlänge von ihr entfernt war. »Wie kann ich helfen?«
    Sadima griff erneut
nach dem Stein, ließ ihn aber wie der sinken. »Kannst du nicht.«
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Ich
kann ihr auch nicht helfen. Sie wird schwächer.«
    Rebecca stöhnte. Es war ein leises
Geräusch, als habe sie bereits aufgegeben. Sadima rieb den Nacken der alten
Ziege und versuchte, sie zu trösten und zu verstehen, was nicht stimmte.
    »Vielleicht kannst du ihr etwas von deiner
Stärke abgeben«, schlug der Magier leise vor.
    Sadima blinzelte verblüfft. Sie hatte
niemals an so etwas gedacht, aber sie begriff sofort, was er meinte.
Normalerweise verspürte sie das seltsame Gefühl, dass irgendetwas von den
Tieren ausging und in sie floss. Das war schon ihr ganzes Leben lang so
gewesen. »Wenn ich es umkehren könnte …«
    »Ja«, bestätigte Franklin, »genau.«
    Sadima legte

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