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Die Gabe der Magie

Die Gabe der Magie

Titel: Die Gabe der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Duey
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diesen
Zauberern und überhaupt allem überwanden? Diesen Gedanken zerrte ich in meine
Brust hinauf, dann in meinen Geist, wo er sich ebenfalls
kühl anfühlte, aber sich nicht mehr vor mir verstecken konnte. Ich öffnete
meine Augen zu einem Schlitz.
    Die Höhle war leer.
Niemand außer mir war mehr dort.
    Ich spürte, wie sich der Stein unter mir
langsam und gleitend bewegte. Und dann waren die anderen wieder da. Franklin
sah uns an. Gerrard hielt sich etwas abseits. Levin, Will, Luke, Jordan und ich
saßen in unserem üblichen, willkürlichen Halbkreis.
    Den Rest der Stunde lang tat ich nur so,
als würde ich Franklins Anweisungen an die Klasse folgen. Tatsächlich befand
ich mich in der Stille hinter meinen geschlossenen Augen. Wie lange würde es
noch dauern, bis ich verrückt geworden war? Vielleicht war dies der zweite
Test, hörte ich meine Zehen denken. Sie wollten denjenigen heraus finden, der nicht beim Versuch, Essen entstehen zu
las sen, starb und der nicht wahnsinnig wurde.
    »Hahp«, hörte ich Franklin sagen. »Verzeih
mir.«
    Als ich die Augen aufschlug, war er
verschwunden. Die anderen Jungen standen auf, streckten sich und ließen die
Köpfe hin und her baumeln wie Schwimmer, die versuchten, Wasser aus ihren Ohren
zu schütteln. Auch ich erhob mich und sah, dass Luke etwas entdeckt hatte. Ich
drehte mich um und folgte seinem Blick.
    Somiss stand neben der Tür. Dieses Mal
machte er sich nicht die Mühe, sich zu verstecken, weshalb Levin und ich es
nicht einmal wagten, auch nur ganz leise miteinander zu flüstern, was wir sonst
manchmal riskierten. Eine kurze Zeit lang schauten wir uns in die Augen, und
ich stellte mir vor, dass ich ihn denken hören konnte.
Er versuchte genauso verbissen wie ich, in all diesem Wahnsinn etwas Logisches,
Sinnvolles zu entdecken. Ich biss mir auf die Unterlippe und folgte den
anderen.
    Somiss starrte uns einem nach dem anderen
ins Gesicht, wenn wir an ihm vorbeiliefen. Einen Moment lang hielt ich seinem
Blick stand, und dieser fühlte sich wie ein Hieb an. Dann drehte ich den Kopf
weg und beschleunigte den Schritt, nur um an ihm vorbeizukommen. Kaum dass ich
im Tunnel war, begann ich zu rennen.
    Gerrard war nicht in unserem Zimmer, als
ich zurückkam. Ich pinkelte, spritzte mir Wasser ins Gesicht und fuhr mit der
Hand durch mein langes, verfilztes Haar. Als Gerrard dann eintrat, drehte ich
mich zu ihm um. Er starrte mich an, und ich glaubte, er wolle tatsächlich endlich
etwas sagen, aber es kam nichts. Stattdessen griff er sich das dicke
Geschichtsbuch von einer Ecke seines Tisches, ließ sich mit gekreuzten Beinen
nieder und wandte mir den Rücken zu.
    Ich saß ebenfalls auf meinem Bett und war
vollkommen erschöpft. Erst als ich meine Beine hochschwang, um mich hinzulegen,
spürte ich die harte Kante meines eigenen Geschichtsbuches. Es lag ganz oben
auf der dünnen Decke, genau dort, wo beim Schlafen mein Kopf ruhte. Ich hatte
es nicht dort hingelegt. Wie ein Stein drückte nun eine Frage auf meine Brust.
Kam jemand in unser Zimmer, wenn wir fort waren? War auch jetzt noch jemand
anders hier? Ich stand auf und schaute unter mein Bett, dann setzte ich mich wieder auf die Kante und starr te
hinauf in die Schatten, die unter der Decke hingen.

45
     
    JEDE NACHT, WENN FRANKLIN UND SOMISS IM
BETT WAREN UND SADIMA ALLEIN IN DER KÜCHE ZURÜCKBLIEB, zog sie ihre Abschrift des Liedes für ein langes Leben hervor und
flüsterte die Worte vor sich hin, die sie auswendig gelernt hatte, während sie
dabei mit den Augen dem Text folgte. Inzwischen kannte sie alle Buchstaben:
Jeder von ihnen hatte einen eigenen Laut. Sie konnte mittlerweile die Wörter
auf beinahe jedem Ladenschild entziffern, das sie sah. Das Geschäft mit dem
dunklen Holztisch verkaufte Gold- und Silberschmuck. Das nächste, das sie sich
ausgesucht hatte, hatte Seide und Spitze im Angebot. Das daneben entpuppte sich
als Laden einer Schneiderin. Kein Wunder, dass sich die wohlhabenden Frauen von
Limori so gut kleideten.
    An diesem Morgen hatte Sadima jedoch keine
Zeit, lesen zu üben, und auch gar keine Gelegenheit. Es war der Königstag.
Zuhause in Ferne würden ihr Bruder und Laran früh aufstehen, den ganzen Tag kochen
und dann mit Körben voller Essen zu Mattie Han gehen. Oder vielleicht würden
auch Mattie, ihre Kinder und Enkelkinder zum Hof kommen. Sadima versuchte, sich
das traurige, kleine Haus voller Lärm und Kinderlachen vorzustellen, aber es
gelang ihr nicht.
    Als Sadima hörte, wie auf dem Flur

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