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Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)

Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)

Titel: Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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heim... Als ich vor einiger Zeit noch einmal den Sarg öffnete, stellte ich fest, daß ihre sterblichen Überreste verschwunden sind. So als hätte nie jemand dort unten in der Gruft gelegen..." Sir Wilfried atmete tief durch. "Jarmila will nichts anderes als ewige Rache. Sie hält uns hier gefangen, um uns zu quälen."
    "Ihr seid keine Gefangenen - du und Mutter!" stellte Helen richtig.
    "Oh doch, Helen", erwiderte ihr Vater. "Du weißt, daß wir dich niemals hier allein zurücklassen könnten!" Einige Augenblicke lang herrschte Stille. Dann fragte ich: "Haben Sie eine Ahnung, was Jarmila mit meinem Kollegen Jim Field gemacht haben könnte?" Sir Wilfried hob die Schultern. "Das grausame Etwas, das hier sein gespenstisches Unwesen treibt, hat nichts mehr gemein mit dem kleinen Mädchen namens Jarmila, das einst an unsere Tür klopfte und aus dem Nichts zu kommen schien. Dieses Etwas ist dazu fähig, aus reinem Vergnügen an der Vernichtung zu töten..."
    "Und manchmal will sie uns auch nur daran erinnern, wie groß ihre Macht ist!" setzte Helen hinzu. Genau in diesem Moment begann das Chaos.
    Das pure Grauen brach über uns herein.
    *
    Es begann damit, daß in rascher Folge Blitze über den Himmel zuckten. Der Donner folgte sofort. Wie ein dumpfes, unaufhörliches Trommeln folgte Schlag auf Schlag. Beinahe gleichzeitig setzte der Wind ein.
    Ein mörderischer Sturm, dessen Heulen in der raschen Folge der Donnerschläge beinahe unterging. Der Sturm riß mit überwältigender Kraft an den Fensterläden. Holz splitterte. Läden brachen aus ihren Halterungen heraus und krachten zu Boden. Dachpfannen segelten hinab in die Tiefe und wurden durch den Aufprall zerschmettert.
    Das Licht flackerte kurz, dann herrschte Dunkelheit. Ich spürte den geradezu überwältigenden Druck jener geistigen Kraft, die von Jarmila ausging.
    Schwindel erfaßte mich, und ich taumelte. Verzweifelt versuchte ich, mich irgendwo festzuhalten und gleichzeitig meine eigenen mentalen Kräfte zu sammeln. Aber es war vergebens.
    Alles drehte sich vor meinen Augen. Immer schneller, bis es einen unwiderstehlichen Mahlstrom bildete. Immer schneller drehten sich die dunklen Konturen. Ich fiel immer tiefer in ein namenloses Nichts hinein.
    Die Donnerschläge verhallten.
    Das Tosen des mörderischen Sturms schien aus weiter, weiter Ferne zu kommen.
    Dafür drang etwas anderes um so lauter und aufdringlicher in mein Bewußtsein.
    Ein schauerliches Lachen.
    Jarmila! dachte ich.
    Und dann umgab mich nur noch Schwärze. Ein Abgrund aus Finsternis. Es fühlte sich an wie ein sehr, tiefer Schlaf an. Aber die unheimliche Kälte, die jeden Winkel meiner Seele zu durchdringen schien, ließ furchtbare Ahnungen in mir emporsteigen...
    *
    Ich hatte jegliches Gefühl für Raum und Zeit verloren. Als ich die Augen aufschlug, war es ein wenig wie ein Erwachen. Und doch wußte ich schon in der ersten Sekunde, daß etwas sich verändert hatte.
    Ich blinzelte.
    Es war hell.
    Vorsichtig stand ich auf. Ich befand mich noch immer im Salon der Barnstables. Die anderen sah ich auf dem Boden verstreut reglos daliegen. Wie schlafend..
    Oder wie tot!
    Ich stürzte auf Tom zu, beugte mich über ihn und wollte ihn wecken, ihn rütteln...
    En eisiger Schauder erfaßte mich, als ich begriff, daß ich ihn nicht einmal berühren konnte. Meine Hand fuhr durch seinen Oberkörper hindurch, als wäre dieser überhaupt nicht existent.
    "Tom!" schrie ich. Verzweiflung kam in mir auf. Ich stand auf, sah mich um und fühlte Tränen meine Wangen hinunterlaufen.
    Es ist genauso wie auf dem Friedhof! erinnerte ich mich. Ich bin in Jarmilas Welt...
    Für alle anderen war ich jetzt unsichtbar, begriff ich. Ich existierte nicht. Ich war in diesem Augenblick weniger als ein Schatten. Ich fragte mich, wie ich hier her gelangt war, in jenes Zwischenreich, in dem Jarmila zu existieren schien. Wie hatte ich es bewirkt?
    Auf irgendeine, unbewußte Weise vielleicht. Ich mochte nicht daran glauben. Aber wenn das nicht der Fall war, blieb eigentlich nur noch eine einzige Möglichkeit übrig. Sie wollte es so. Sie hatte mich in ihre Welt geholt und wenn das so war, konnte ich davon ausgehen, daß es dafür auch einen ganz handfesten Grund geben mußte... Mir schauderte.
    Ich ging zu einem der Fenster und blickte hinaus. Ein nebliger, diesiger Tag. Graue Dunstwolken hingen schwer über der Ödnis, die Barnstable Manor umgab. Im nächsten Moment sah ich eine Gestalt. Ganz kurz nur, aber deutlich genug, um sie

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