Tom und ich gingen auf diese Geschehnisse nur am Rande ein. Und auch nur soweit sie sich zweifelsfrei belegen ließen. Die Gefahr durch die Uksaki war gebannt. Das war das Wichtigste.
Es war bereits dunkel, als Tom und ich an einem grauen, kalten Abend das Verlagsgebäude der LONDON EXPRESS NEWS
verließen.
Im Licht einer Laterne hielten wir an.
"Tom!" flüsterte ich, während ich die Arme um seinen Nacken schlang. Der Blick seiner grüngrauen Augen musterte mich. Ein Lächeln spielte um seine Lippen. Für einen kurzen Moment nur traten jene Momente vor mein inneres Auge, in denen ich gesehen hatte, wie der Mensch, den ich am meisten liebte, sich in ein Skelett verwandelt hatte. "Ich bin froh, daß das alles vorbei ist - und das es dich gibt, Tom!" Er strich mir über das Haar.
"Ich bin auch froh, daß es dich gibt. Mit wem sonst könnte man Erlebnisse teilen wie diejenigen, die hinter uns liegen?"
"Tom...", begann ich dann.
"Ja?"
"In dem Augenblick, als dieses Wesen seinen Geist mit deinem verschmolz..."
"Was war da?" hakte er nach.
"Ich habe Maguan gesehen."
Tom lachte.
"Maguans Zeit ist lange vorbei, Patti."
"Nein, das stimmt nicht. Nicht ganz. Er existiert immer noch. Ganz tief in dir..."
Unsere Blicke verschmolzen miteinander. Ich fühlte mich ihm in diesem Augenblick so nahe. Für einen kurzen Moment hatte ich das Gefühl, daß seine Augen wirklich einen Blick in sein Innerstes gestatteten. Ein kribbelndes, angenehmes Gefühl breitete sich über meinen gesamten Körper aus. Unsere Lippen fanden sich zu einem zärtlichen Kuß. Daß es begonnen hatte zu nieseln, bemerkten wir erst, als unsere Haare schon klatschnaß am Kopf klebten.
ENDE
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Ein CassiopeiaPress Ebook
Jägerin des Grauens
Das Wesen erwachte aus einem traumlosen, todesähnlichen Schlaf.
Unruhe herrschte in ihm.
Und der unwiderstehliche Drang, zu töten.
Es lauerte in der Dunkelheit. Unsichtbar, körperlos und... Böse!
Lange nach Mitternacht war es, und auf dem Jahrmarkt stand jetzt alles still.
Der Trubel des Tages war längst vorbei.
Wie ein riesiges spinnenartiges Monstrum hob sich das große Riesenrad dunkel gegen den Nachthimmel ab. Ein kühler Wind wehte zwischen den geschlossenen Jahrmarktbuden hindurch, die vom Mond in ein fahles Licht getaucht wurden. Das Wesen streifte durch die engen Gassen, die zwischen den Buden gelassen worden waren. Es spürte den tosenden Strudel voll dunkler Kräfte in seinem Inneren, die es zu zerreißen drohten. Eine fiebrige Unrast trieb es vorwärts, immer schneller zwischen den Karussells und Losbuden, den Schießständen und Snack Bars hindurch, die jetzt aussahen wie große, unförmige Holzkisten.
Dann kam die Geisterbahn, an deren Eingang die Nachbildung eines riesigen Gorillas neben der Figur eines grimmig dreinschauenden, einbeinigen Piraten stand. Der Pirat hielt einen Säbel in der Hand. Tagsüber, wenn die Anlage eingeschaltet war, hieb er damit nach einem Flugsaurier, der an fast unsichtbaren Fäden hing. Das Untier schwebte immer wieder auf den Piraten zu, vor dessen Säbelhieben es dann zurückwich.
Ein Schauspiel, das die Kinder in seinen Bann zog und dafür sorgte, daß sich so manche Eltern dazu überreden ließen, mit ihren Kleinen in die Geisterbahn zu gehen. Das Kassenhäuschen wurde von einem Skelettkrieger bewacht, auf dessen grinsendem, augenlosen Totenschädel sich ein gehörnter Wikingerhelm befand. In der Rechten hielt der Skelettkrieger eine geradezu monströs wirkende Streitaxt, an deren Schneide sich dunkelrote Flecken befanden... Kein Blut! dachte das Wesen sofort. Nur Farbe... Die Aura des echten Schreckens, der wirklichen Todesangst, war an diesem Ort nicht zu spüren.
Noch nicht.
Aber ich werde sie hier herbringen! dachte das Wesen, und ein schauderhaftes Lachen war auf dem nächtlichen Rummelplatz zu hören.
Ein Lachen, das sich mit dem Wind vermischte und in diesem Moment allenfalls die Ratten erschreckte, die sich zu dieser späten Stunde die Reste von Zuckerwatte und Pommes Frites holten.
Das Wesen lauerte in der Dunkelheit einer finsteren Nische. Es wartete.
Auf ein Opfer.
*
"Hast du das gehört, Eric?"
Die junge Frau wirbelte herum und löste sich von dem hochgewachsenen jungen Mann mit den kurzen blonden Haaren. Eric schüttelte den Kopf und sah sie verständnislos an.
"Wovon redest du, Linda?"
"Da lacht doch jemand."
"Ach, was,