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Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)

Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)

Titel: Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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worden war.
    Auf dem Treppenabsatz grinste mich das grimassenhafte Gesicht an, das Anhänger eines westafrikanischen Voodoo-Kults in das harte Holz eines Totempfahls geschnitzt hatten, um damit die Geister von verstorbenen Häuptlingen zu beschwören. Auch solche okkulten Artefakte gab es recht zahlreich in der Villa. Manche dieser Dinge hatte Tante Lizzys verschollener Mann Frederik von seinen
    Forschungsreisen mit nach Hause gebracht. Frederik war ein bekannter Archäologe gewesen, bevor er auf einer Expedition in den südamerikanischen Regenwald auf nie wirklich geklärte Weise verschwand.
    Ich erreichte den Flur des Erdgeschosses.
    Auch hier waren die Wände mit Regalen vollgestellt. Eine fluoreszierende Kristallkugel leuchtete geisterhaft im Halbdunkel.
    Die Tür zur eigentlichen Bibliothek stand einen Spalt weit offen.
    Licht brannte dort.
    Es war nichts Ungewöhnliches daran, daß Tante Lizzy eine ganze Nacht über ihren obskuren Studien saß, vertieft in geheimnisvolle Bände voll von verschlüsselten Geheimnissen. Sie war dabei durchaus keine kritiklose Anhängerin irgendeiner esoterischen Modeströmung. Ganz im Gegenteil. Ihr war sehr wohl bewußt, daß im Bereich des Okkultismus die Scharlatane die Szene beherrschten.
    Auf der anderen Seite gab es einen Rest an rätselhaften Phänomenen, die mit den Mitteln der modernen Wissenschaft einfach nicht zu erklären waren.
    Noch nicht.
    Vielleicht würde das irgendwann gelingen. Aber das Mindeste, was man dazu jetzt leisten konnte war, diese seltsamen Fälle zu dokumentieren. Und genau das hatte Tante Lizzy sich zur Aufgabe gemacht. Ihr Archiv war sicherlich eines der größten seiner Art im ganzen Vereinigten Königreich wenn nicht gar in der Welt.
    Ich betrat die Bibliothek und die Tür knarrte dabei. Tante Lizzy stand auf einer Trittleiter und sah auf mich herab. Ihr Gesicht wirkte überrascht. Die rechte Hand griff derweil in die Reihe der voluminösen Bände und zog einen ganz bestimmten heraus.
    "Patti!" entfuhr es ihr.
    "Ich habe den Lärm gehört!" sagte ich und blickte mich um.
    "Oh, entschuldige..."
    "Was ist passiert?"
    "Die Leiter ist mir hingefallen."
    "Aber..."
    "Keine Sorge, Patti! Ich stand ja zum Glück noch nicht drauf!"
    Tante Lizzy stieg von der Leiter herab. Sie ächzte dabei etwas. Das warme Klima, das gegenwärtig herrschte, machte ihrem Herzen zu schaffen.
    "Was ist los, Patti?" fragte sie dann. "Was macht dir so zu schaffen, daß du keine Ruhe findest. Auch die Hitze oder..." Sie sprach nicht weiter, sondern bedachte mich mit etwas sorgenvollem Blick.
    Sie brauchte nicht weiterzusprechen. Ich wußte auch so, worauf sie hinauswollte.
    "Keine Sorgen, Tante Lizzy", erwiderte ich mit einem matten Lächeln. "Ich habe nicht geträumt..."
    Ich hatte eine leichte übersinnliche Gabe, die sich in Alpträumen, Visionen oder Ahnungen äußerte. Schon als Kind hatte ich diese seherische Fähigkeit entwickelt und sah auf diese Weise den Tod meiner Eltern voraus. Aber die erste, die mich darauf hinwies, daß es sich um eine übersinnliche Begabung handeln könnte, war Tante Lizzy gewesen.
    "Dann ist es ja gut", sagte sie.
    Ich nahm ihr den dicken Folianten aus der Hand und legte ihn auf einen der kleinen, zierlich wirkenden Tische, die in der Bibliothek standen. Es war schwierig genug, noch irgendwo eine freie Stelle zu finden. Überall lagen aufgeschlagene Bücher herum, die mit Lesezeichen nur so gespickt waren. Tante Lizzy verwandte dazu lange Papierstreifen, auf die sie sich dann die eine oder andere Bemerkung notierte.
    "Danke!" lächelte sie, obwohl sie eigentlich nicht gerne zugab, Hilfe zu brauchen. Schließlich war sie zwar bereits eine etwas ältere Dame, steckte aber mit ihrem Elan und ihrer Energie so manche jüngere glatt in die Tasche.
    "Es muß das Wetter sein, daß einem den Schlaf raubt", murmelte ich. "Oder die Tatsache, daß ich jetzt schon eine ganze Woche von Tom getrennt bin..."
    "Du Ärmste!" erwiderte Tante Lizzy augenzwinkernd. "Wann kommt er denn zurück?"
    "Morgen."
    Tom Hamilton war wie ich seit einiger Zeit als Reporter bei den LONDON EXPRESS NEWS angestellt. Und ich hatte mich unsterblich in ihn verliebt.
    "Wie steht es eigentlich mit euch?" fragte Tante Lizzy.
    "Was meinst du damit?"
    "Nun, vielleicht lebe ich völlig hinter dem Mond, aber zu meiner Zeit war es üblich, daß man sich irgendwann verlobte..."
    Ich lächelte.
    "Ganz soweit sind Tom und ich noch nicht", sagte ich.
    "Aber..."
    Tante Lizzy sah mich aufmerksam

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