Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)
Leuchten pulsierte in einem hektischen Rhythmus.
Tom und ich wechselten einen Blick. Er sah mich fragend an. Er schien ebenso verwirrt zu sein wie ich.
"Was hat das zu bedeuten?" fragte ich. Ein Motorengeräusch ließ mich seitwärts blicken. Aber dort, in der Ferne, war nichts zu sehen. Nichts außer grauem Nebel.
Das Motorengeräusch wurde zunächst wieder etwas leiser, so als würde der Wagen, der es verursachte, sich langsam entfernen. Dann schwoll es erneut an.
Eric, Sandra und der Butler hatten sich von der Garage entfernt und die seltsame Grenze, die in einem Radius von vielleicht zwanzig Metern durch die Pentagramme um die Garage gezogen wurde, längst hinter sich gelassen.
Sie alle wissen bescheid! erkannte ich. Wir sind die einzig Ahnungslosen...
Sie liefen auf das Portal zu und blieben dann
plötzlich stehen. Ich konnte ihnen ansehen, wie groß ihre Furcht war. Sandras Augen waren weit geöffnet. Und Eric schluckte.
Alexander Milton wandte sich an uns.
"Es gibt keine Alternative!" erklärte er im Brustton der Überzeugung. "Andernfalls wird das Morden niemals aufhören. Dieser Dämon würde sich in einen wahren Rausch des Tötens hineinsteigern. Nein, er muß jetzt gestoppt werden. Oder es ist zu spät!"
Milton wich vor Tom und mir zurück.
"Sie können diesen Ort nicht verlassen, Mr. Hamilton. Ein magisches Bannritual wird sie hier festhalten. Nicht ewig, aber lange genug..."
"Lange genug?" rief ich, ehe Tom etwas sagen konnte. "Lange genug wofür?"
"Dafür, daß das Wesen aus dem Leichenwagen sich Ihrer Seele bemächtigt, Mr. Hamilton. Das scheint der einzige Weg zu sein, dieses mörderische Etwas zu besänftigen. Man muß ihm geben, was es verlangt...
"Was ist mit dieser jungen Frau, die durch den Leichenwagen getötet wurde?" rief ich. "Wenn Sie eine Wiedergeburt Clarissas war, wie Tom vermutet, dann würde das Ihrer Theorie widersprechen!"
"Durchaus nicht! Wenn dieses Wesen Clarissas Seele bereits besitzt - so fehlt ihm nur noch die von George Bascomb! Ich habe nächtelang alle nur erdenklichen Werke der okkulten Literatur gewälzt, habe wie ein Wahnsinniger nach einer Lösung gesucht, um diesem Wesen ein Ende zu bereiten, das durch unsere Unvorsicht in die Welt kam... Aber ich hätte nicht zu hoffen gewagt, auf jemanden wie Sie zu treffen, Mr. Hamilton..."
Das Motorengeräusch wurde jetzt lauter, drohender. Aus den Augenwinkeln heraus sah ich etwas aus dem Nebel heraus auftauchen. Es war etwas dunkles, längliches... Es war der Leichenwagen!
*
Das gußeiserne Tor vor dem Anwesen der Bascombs schien für ihn keinerlei Hindernis gewesen zu sein. Er tauchte aus dem Nebel heraus auf und hielt in einiger Entfernung. Der Motor brummte leise vor sich hin. Ich registrierte, wie sich im Inneren der Fahrerkabine wieder jenes geheimnisvolle, pechschwarze Gas ausbreitete.
Milton wich zurück.
Mit zögernden Schritten bewegte er sich auf Sandra und Eric zu, die wie gebannt auf den Leichenwagen starrten. Der Butler stand auch bei ihnen. Sein Gesicht wirkte wie eine Maske. Milton sah mich an.
"Kommen Sie, Miss Vanhelsing! Kommen Sie und gehen Sie aus der Gefahrenzone... Andernfalls..."
Wir gingen bis zu der Grenze, die die Pentagramme zu ziehen schien und die von allen anderen bereits ohne Schwierigkeiten überschritten worden war.
Tom machte einen Schritt nach vorne und prallte gegen eine unsichtbare Wand. Etwas, das ihn wie eine durchsichtige Käseglocke zu umgeben schien. Er stöhnte auf und tastete dann vorsichtig nach vorne. Die unsichtbare Wand war so massiv wie Stein und schien genau entlang der Linie zu verlaufen, die durch die Pentagramme aus pulsierendem Licht gezogen wurde. Tom warf sich mit der Schulter dagegen, prallte aber zurück.
"Tom!" rief ich.
Verzweiflung stieg in mir auf.
"Patti, vielleicht solltest du tun, was Milton vorschlägt!"
"Aber..."
Ein Kloß saß mir im Hals. Ich konnte nichts mehr sagen. Langsam näherte sich der Leichenwagen. Unruhig waberte das schwarze Gas im Inneren.
Die Scheinwerfer blitzten auf wie die glühenden Augen eines schwarzen Panthers.
Ich hielt mich an Toms Arm fest. Er sah mich an. Seine grüngrauen Augen musterten mich ruhig.
"Tom, das darf nicht geschehen...", flüsterte ich.
"Vielleicht ist es das folgerichtige Ende eines langen Weges, Patti. Auch, wenn ich es nicht wahrhaben wollte!"
"Nein!"
Er hielt mich bei den Schultern.
Er schluckte. Dann sagte er leise: "Vielleicht ist es ein unpassender Zeitpunkt, dir das zu sagen,
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