Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)
nun wie ein Graben zwischen uns und George Malldoon.
Dieser lachte schallend.
Schauderhaft krächzte dieses Gelächter zu den
benachbarten Hügeln herüber. Und in diesem Augenblick trieb es nicht nur uns den Angstschweiß auf die Stirn... So mancher von denen, die mit an diesen verwunschenen Ort gekommen waren, zuckte förmlich zusammen.
Ihr eigener Anführer erschien ihnen in diesem Augenblick fremd...
Wurzelstränge krochen wie wurmartige Arme aus der Furche heraus. Ein weiterer Graben bildete sich im nächsten Moment vor unseren Augen. Er ging von einem anderen Baum aus. Diese Furche vereinigte sich mit der ersten Furche, so daß wir gewissermaßen eingekreist waren. Die Wurzeln wucherten aus der Erde heraus, krochen auf uns zu und versuchten, nach unseren Fußgelenken zu greifen. Wir wichen zurück - unvermeidlicherweise auf den Wald zu.
"Vorsicht!" rief Tom plötzlich und riß mich zur Seite. Ich hatte den gewaltigen Ast nicht kommen sehen, der als überdimensionaler Tentakelarm herabgefahren war und mich um ein Haar gepackt hätte. Tom drückte ihn zur Seite. Ein kleiner, unscheinbarer Trieb wickelte sich dabei um sein Handgelenk. Er wurde einige Meter weit mitgerissen. Verzweifelt versuchte er gegen die unheimliche Kraft anzukämpfen, die in dem Baum wohnte. "Tom!" rief ich. Der Schrecken hatte mein Herz in einem eisernen Griff gepackt. Ich stolperte Tom hinterher in der wahnsinnigen Absicht, ihm zu helfen...
Etwas umfaßte mein Fußgelenk.
Ich schlug der Länge nach hin, rappelte mich sofort wieder hoch. Panische Furcht hatte mich ergriffen, als ich sah, wie kleine, kaum fadendicke Wurzelstränge der umliegenden Bäume jetzt durch das Gras hindurchwuchsen. Jeder dieser Stränge war eine tödliche Schlinge. Ich wollte meinen Fuß befreien, aber die Fasern, aus denen diese Wurzeln gewachsen waren, schienen stärker als Nylonschnur zu sein. Ich riß verzweifelt, aber ohne Erfolg. Schmerzhaft schnitt sich der Wurzelstrang in mein Fußgelenk.
"Tom!" rief ich verzweifelt und sah, wie der Mann, den ich liebte noch immer mit aller Macht versuchte, der Kraft seines unheimlichen Gegners zu widerstehen. Er rutschte über das Gras und stemmte sich dem riesenhaften Arm entgegen, der ihn unaufhaltsam mit sich zog...
Und ich sah das Gesicht im Baum.
Den lippenlosen Mund, die leuchtenden Augen, den Ausdruck voller Schmerz und...
Haß!
Der unheimliche Singsang aus dem Hintergrund schwoll an. Und es war beinahe so, als mischte sich jetzt so etwas wie ein triumphierendes Gelächter in diesen Chor der verdammten Seelen. Ein Triumphgeheul der Totenteufel. Im selben Moment fühlte ich, wie eine mentale Kraft nach mir zu greifen schien.
Nein! schrie es in mir.
Ich kniff für einen Moment die Augen zusammen.
Alles in mir wehrte sich gegen diesen Einfluß. Er war geradezu überwältigend, aber ich weigerte mich, ihm so einfach nachzugeben.
Ich will leben!
Verzweiflung kroch in den entlegendsten Winkel meiner Seele. Die Versuchung einfach aufzugeben war groß. Ich riß
wie verrückt an der Fußfessel, die aus der Erde herausgewuchert war. Einige Augenblicke konzentrierte ich mich so sehr darauf, daß ich nicht bemerkte, daß ich auch mein anderes Bein nicht mehr bewegen konnte. Es hing ebenfalls fest.
"Nein!" keuchte ich.
Ein tierischer Laut kam von dem Gesicht des Baumes zu uns herüber. Ein Laut, der eine groteske Mischung zwischen drohendem Knurren und Gelächter zu sein schien. Ich wandte den Blick ab.
Es kann nicht mehr lange dauern...
Dann sah ich aus den Augenwinkeln heraus, wie George Malldoon einen Stein aus der Jackentasche holte. Der Stein schien rötlich zu glühen. Ein pulsierendes Leuchten, das sogar durch seine Hand durchschimmerte.
"Seht ihr diesen Stein?" Er lachte. "Ein gewöhnlicher Stein, der mit Hilfe magischer Rituale zu etwas anderem wurde... Zu einer gefährlichen Waffe, die im Verein mit den Schutzpfählen für lange Zeit dafür sorgte, daß die Geister dieses Waldes sich nicht entfalten konnten..." George lachte heiser. In seine Augen trat jetzt das eigentümliche Leuchten, das ich schon einmal bei ihm wahrgenommen hatte. Seine Augen glichen jetzt den Augen der Baumgespenster. Sie waren erfüllt von einem hellen Leuchten, so grell wie die Sonne selbst.
"Über so viele Jahrhunderte wurde dieser Stein aufbewahrt und nun..."
Er warf ihn empor und lachte dabei auf eine Weise, daß
einem das Blut in den Adern gefrieren konnte. Der Stein segelte mit unnatürlicher Langsamkeit durch die
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