Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)
Luft. Wie eine Feder schwebte er dahin, während das
pulsierende Leuchten schwächer und schwächer wurde, ehe es schließlich ganz verlosch.
Schwer plumpste der Stein dann zu Boden und versank irgendwo im hohen Gras.
"George!" rief jemand entsetzt aus.
Es war Urquart.
"Nicht nur die beiden unseligen Fremden - ihr alle seit der Tribut, den wir fordern... Nichts hindert uns noch daran, uns auszubreiten..."
Urquart feuerte seine Jagdflinte in diesem Moment ab. Zweimal krachte das Gewehr los. Das Mündungsfeuer blitzte grell in der Nacht, erst aus dem rechten, dann aus dem linken Lauf. Nur wenige Schritt lagen zwischen Urquart und George Malldoon. Eine zu geringe Entfernung, um sein Ziel zu verfehlen...
Zweimal kurz hintereinander ging ein Ruck durch Georges Körper. Aber die Treffer schienen ihm nichts auszumachen. Sein Lachen wandelte sich in ein schauderhaftes Krächzen. Ein tierhafter, drohender Laut wurde daraus. Und dann begann er, sich innerhalb von Sekundenbruchteilen zu verwandeln.
Seine Arme veränderten sich zuerst. Sie wurden länger und dicker und wirkten eine Sekunde später wie die Äste der Baumgespenster. Sein Körper wurde zu einem jener dicken, knorrigen Stämme, während aus seinen Füßen armdicke Wurzelstränge wurden, die sich unaufhaltsam in die Erde hineinfraßen.
Nur Georges Gesicht und Schultern behielten ein wenig Ähnlichkeit mit dem Mann, der er einst gewesen war, bevor dieses gespenstische Etwas von ihm Besitz ergriffen hatten. Ein Raunen ging durch die Reihen der Dorf-Leute. Sie wichen erschrocken zurück. Manche von ihnen feuerten entsetzt ihre Jagdflinten ab, obwohl ihnen klar sein mußte, daß das ein völlig untaugliches Mittel gegen diesen Gegner war.
Urquart wich zurück, doch kaum hatte er zwei Schritte nach hinten gemacht, da schrie er auf. Aus dem Boden heraus waren kleine Wurzelschlingen gewachsen und fesselten seine Füße förmlich an den Boden. Panik erfüllte ihn. Er schrie auf.
Angst erfüllte auch die anderen anwesenden Männer und Frauen.
Manche rannten in heilloser Flucht davon, andere standen wie erstarrt da und sahen mit schreckgeweiteten Augen zu, was geschah... Keiner von ihnen hatte auch nur den Hauch einer Chance. In Windeseile zogen sich die Furchen durch das Gras, schnitten ihnen den Weg ab und ließen sie erschrocken zurückfahren.
Es gibt keine Rettung! durchfuhr es mich.
Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag vor den Kopf. Ein armdicker Ast hatte sich derweil um Tom gelegt. Er kämpfte verzweifelt gegen den erbarmungslosen Griff an, den dieser tentakelartige Arm um seinen Oberkörper gelegt hatte. Es war wie der Würgegriff einer Riesenschlange...
"Tom!" schrie ich.
Im selben Moment sah ich etwas dunkles, schattenartiges auf mich herniedersausen. Für einen Augenblick verdeckte es den Mond.
Es ging sehr schnell.
Und einen Moment später begriff ich, daß es einer der Äste war, der mich gepackt hatte. Etwas legte sich mit ungeheurer Kraft um meinen Hals...
*
Brian Meany stand auf einem nahen Hügel und blickte hinüber zum Wald.
Er hatte alles mitangesehen.
Er hatte geahnt, daß George Malldoon hier auftauchen würde...
Jetzt würde es zur entscheidenden Konfrontation kommen. Seitdem die Journalisten sein Landhaus verlassen hatten, hatte Meany nichts anderes getan, als Vorbereitungen zu treffen. Vorbereitungen für diesen Moment.
Die Quantanii sind frei... Nichts hindert sie daran, sich zu entfalten. Der richtige Augenblick, sie zu vernichten... Im Laufe seiner langen okkultistischen Studien hatte Meany irgendwann dieses Ritual in einer abseitigen Schrift gefunden, die einem wahnsinnig gewordenen Mönch zugeschrieben wurde.
Es wird sich erweisen, ob ich recht hatte! ging es ihm durch den Kopf. Ob man das Böse sich erst entfalten lassen muß, um es wirklich bekämpfen zu können...
Meany atmete tief durch. Dies ging weit über das hinaus, was er ansonsten an exorzistischen Praktiken betrieben hatte. Sehr weit...
Eine Premiere! dachte er nicht ohne Amüsement. Er wandte sich an Rupert, der neben ihm stand.
"Jetzt wird sich erweisen, ob der Fluch jener finsteren Vergangenheit sich auslöschen läßt!" murmelte er. Er blickte Rupert an. "Sorgen Sie dafür, daß nichts von meinen Sachen in falsche Hände gerät, sollte ich..." Er sprach nicht weiter. Schreie drangen an sein Ohr.
Meany blickte auf die Metallkugel, die auf dem Boden lag. Sie versank beinahe im hohen Gras. Das schwarze Kreuz, das er auf ihre Oberfläche gemalt hatte war
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