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Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)

Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)

Titel: Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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beschäftigten. Tante Lizzy war dabei keine leichtgläubige alte Dame, die in ihren späten Jahren etwas wunderlich geworden war. Ihr war wohl bewußt, daß sich im Bereich des Okkultismus und der Parapsychologie überwiegend
    Scharlatane tummelten, die nichts weiter im Sinn hatten, als Aufmerksamkeit zu erregen und Ahnungslosen möglichst
    viel Geld aus der Tasche zu
    ziehen. Aber es gab einen Rest an Geschehnissen, für die es mit den Methoden der modernen Wissenschaft keine hinreichende Erklärung gab. Bis heute zumindest. Tante Lizzy hatte sich ganz der Aufgabe gewidmet, diese Fälle zu dokumentieren. So war ihre 'Sammlung' zu einem der größten Privatarchive auf diesem Gebiet in ganz Großbritannien geworden.
    Nächtelang saß sie oft in der Bibliothek, wo sich allerdings nur der wichtigste Teil ihrer Sammlung befand. Überall in der Villa gab es überfüllte Bücherregale, in denen sich die dicken, staubigen Lederbände nur so drängelten. Sehr seltene, zum Teil uralte Schriften waren darunter. Tante Lizzy besuchte regelmäßig Versteigerungen nach Haushaltsauflösungen und war auch schon auf Flohmärkten fündig geworden. So manchen Schatz hatte sie da gehoben, der ansonsten vielleicht unrettbar verloren gewesen wäre.
    Unterbrochen wurden die langen Reihen der Bücher hin und wieder durch okkulte Gegenstände, Pendel, Glaskugeln, Geistermasken und Ähnliches. Aber es waren auch archaische Kultgegenstände darunter, die aus der Hinterlassenschaft ihres Mannes stammten. Frederik Vanhelsing war ein berühmter Archäologe gewesen, bevor er von einer Forschungsreise in den Regenwald Südamerikas nicht zurückkehrte. Seitdem war er verschollen.
    Ich schloß die Tür so leise hinter mir, wie es möglich war. Aber sie knarrte ein wenig. Wie oft hatte ich sie schon eigenhändig geölt, aber es schien zum Charakter dieses verwinkelten und für Außenstehende vielleicht etwas unheimlich wirkenden Hauses zu gehören, daß die Tür knarrte. Vorsichtig ging ich durch den langgezogenen Flur. Die Tür zur Bibliothek stand einen Spalt offen. Aber es brannte kein Licht.
    Tante Lizzy war also nicht mehr in ihre Archivarbeit vertieft.
    Ich machte kein Licht. Das Mondlicht fiel durch eines der Fenster, und ich hätte den Weg vermutlich auch gefunden, wenn ich gar nichts gesehen hätte. Eine etwa einen Meter durchmessende afrikanische Geistermaske hing als unheimlicher Schatten an der Wand. Tante Lizzy hatte sie vor kurzem aus dem Keller geholt. Diese Maske gehörte auch zu Onkel Frederiks Hinterlassenschaft, und Tante Lizzy brauchte sie für irgendeine ihrer Studien. Sie hatte mir auch erläutert, worum es dabei ging, aber ich war wohl gedanklich zu sehr mit dem bevorstehenden Wochenende beschäftigt gewesen.
    Dem unvergleichlich schönen Wochenende, das ich mit Tom Hamilton in Cornwall verbracht hatte...
    Allein bei dem Gedanken daran, glaubte ich, das Meeresrauschen zu hören.
    Ich ging die Treppe hinauf, die ins obere Stockwerk führte. Dort befanden sich meine Räume - die einzigen im ganzen Haus, die nicht von Tante Lizzys Okkultismus-Archiv belegt waren. Ich nannte meine Räume daher auch manchmal scherzhaft
    'okkultfreie Zone'.
    Ohne allzuviel Krach zu machen, brachte ich die Treppe hinter mich. Ich machte Licht, durchquerte mein Wohnzimmer und ließ die Reisetasche auf dem Fußboden liegen, bevor ich das Schlafzimmer betrat. Ich zog die Schuhe aus. Ich wollte gerade nach dem Lichtschalter fassen, da hielt ich plötzlich inne.
    Ich weiß nicht, was es war, das mich auf einmal erstarren ließ.
    Eine eigenartige Empfindung, für die ich keine Worte hatte. Ich blickte zum Fenster, sah, daß sich draußen im Garten die Baumwipfel und Sträucher ziemlich heftig bewegten. Der Wind heulte um die Villa. Ein eigenartiger, stöhnender Laut.
    Im nächsten Moment zuckte ich zusammen.
    Ein Blitz zuckte dicht vor meinen Augen durch die Dunkelheit. Seine blauweiße Helligkeit war derart grell, daß
    ich einige Augenblicke blind war. Namenlose Dunkelheit umgab mich. Der Donner war wie ein Kanonenschlag. Bis ins Mark erschreckte mich dieser furchtbare Knall.
    Für den Bruchteil eines Augenblicks sah ich ein Gesicht vor meinem inneren Auge.
    Das Gesicht einer jungen Frau. Ihr Gesicht war von blondem, schulterlangem Haar umrahmt. Die Züge waren feingeschnitten. Die hohen Wangenknochen gaben ihnen einen Ausdruck, der irgendwo zwischen Stolz und Hochmut zu liegen schien. Eine überirdisch schöne Frau...
    Ein Gesicht von beinahe perfektem

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