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Die Gabe der Zeichnerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Gabe der Zeichnerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Gabe der Zeichnerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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bereiteten ihm schon genügend Kopfzerbrechen. Seine Frau warf ihm einen ungeduldigen Blick zu.
    »Es wird eine Königin geben«, versicherte sie. »Komm mit«, fauchte sie Isaak an und rauschte, mit den Schriften wedelnd, in die Halle zurück.
    Karl erkannte Isaak sofort. Augenblicklich vergaß er das dumme junge Ding neben sich, das ohnehin nicht der Weiblichkeit entsprach, bei der er gerne lagerte. Er winkte den Fernhändler zu sich.
    »Ah, mein Freund, der Jude Isaak«, begrüßte er ihn zum gelinden Entsetzen der Pfalzgräfin. »Das letzte Mal hast du mir einen sehr nützlichen Sarazenen gebracht. Womit gedenkst du mich heute zu erfreuen?«
    Isaak beugte das Haupt.
    »Setz dich!«, forderte ihn Karl auf.
    Hastig rückten die Höflinge ihm gegenüber auf der Bank zusammen und machten Platz für den Fernhändler.
    »Das hat er mitgebracht«, sagte die Pfalzgräfin. Sie überreichte Karl die beiden Schriftstücke und setzte hinzu: »Eile tut offensichtlich not. Es muss schnell eine Entscheidung getroffen werden.«
    Hochroten Kopfes fuhr der hinzugetretene Wicco dazwischen: »Schweig, Weib!«, herrschte er seine Frau an. Es reichte, wenn sie ihn herumkommandierte, aber ihre Vermessenheit, dem König einen Rat zu geben, könnte böse Folgen haben, ihn gar davon abhalten, eine Braut in Betracht zu ziehen, deren Mutter sich derart aufspielte.
    Karl beachtete die Pfalzgräfin nicht, sondern hielt Isaak, der immer noch stand, die Koranseite hin.
    »Das ist kein Pergament«, sagte er verwundert.
    »Nein«, erwiderte Isaak, »man nennt es Papier. Darauf schreibt man derzeit in Bagdad.«
    »Bagdad«, sagte Karl nachdenklich, ergriff ein Hühnerbein und nagte es in aller Ruhe ab. Es war sehr still im Saal geworden; man spürte förmlich die gespitzten Ohren. Das war nicht im Sinne der Pfalzgräfin. Sie gab dem Spielmann ein Zeichen, seine Rotta anzuheben und den Mund aufzumachen. Karl lächelte. In den nun einsetzenden Gesang hinein murmelte er, nur für Isaak vernehmlich: »Daher also das Sarazenergewand. Ich hatte bereits eine Vermutung. Du wirst mir noch einiges zu erklären haben.« Er ließ den Hühnerknochen unter den Tisch fallen, tippte mit dem fettigen Zeigefinger auf die Koranseite und fragte laut: »Was schreibt man in Bagdad darauf?«
    »Einen sehr eigenen, sehr freundschaftlichen Gruß an den König des Nordens.«
    Die Pfalzgräfin hielt die Luft an.
    »Und wer richtet einen solchen aus?«
    »Der edle Kalif Harun al Raschid«, erwiderte Isaak und deutete auf den Schutzbrief mit dem Kalifensiegel, der vor Karl dicht neben einer mit Soße verschmierten Brotscheibe auf dem Tisch lag.
    Der König nickte.
    »Dies, ist in der Tat eine höchst erfreuliche Nachricht.« Er reichte Isaak den Schutzbrief zurück. »Den wirst du noch brauchen.« Dann wandte er sich an den Hofbeamten, der hinter ihm stand: »Sorge dafür, dass mein Freund Isaak einen neuen Schutzbrief mit meinem Siegel erhält.« Er biss von der Brotscheibe ab und sagte mit vollem Mund zu Isaak: »Über das Papier und seine Herkunft sollten wir uns jetzt unter vier Augen besprechen.«
    Als sich der König erhob, befingerte er neugierig die Koranseite. »Dünnes Material«, sagte er. »Aber ich ahne, dass sich aus ihm das Gerüst einer neuen Freundschaft zimmern lassen könnte.«
    Die Hausherrin nickte eifrig.
    Aus Angst, König Karl könnte mitten im Gespräch abgerufen werden, machte es Isaak in der Beratungskammer des Palatiums kurz und bog die Wahrheit ein wenig zurecht. Dabei zäumte er das Pferd von hinten auf. Er teilte dem König mit, unter seinen Kämpfern gebe es einen schändlichen Räuber und Mörder namens Fredo, in dessen Besitz sich Kostbarkeiten befänden, die der Kalif von Bagdad als freundschaftlichen Gruß dem fränkischen Königshaus geschickt habe; Perlen, Smaragde, Golddenare und ein auf Papier geschriebenes Exemplar des Heiligen Buches der Muslime. Aus diesem sei willkürlich die Seite herausgerissen worden, die der König jetzt in der Hand halte und die ihn, Isaak, auf die Spur des Verbrechers geführt habe.
    »So sieht der Mann aus, der den Herrn König um das ihm Zustehende gebracht hat«, bemerkte Isaak und zeigte Karl Ezras Pergament mit dem Porträt Fredos. »Das hat einer der Überlebenden des Überfalls gezeichnet.«
    Karl hob eine Augenbraue.
    »Fürwahr, ein begnadeter Zeichner«, sagte er nachdenklich. »Ich gehe wohl recht in der Annahme, dass es sich dabei um meinen Architectulus handelt?« Da Isaaks Augen kurz

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