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Die Gabe des Commissario Ricciardi

Die Gabe des Commissario Ricciardi

Titel: Die Gabe des Commissario Ricciardi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurizio de Giovanni
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werden.
    Ricciardi wollte sich verabschieden:
    – Sagen Sie uns bitte, wenn wir etwas für Sie tun können. Für Sie oder das Mädchen.
    Schwester Veronica antwortete ihm ruhig:
    – Sie können in der Tat etwas tun. Sie können dafür sorgen, dass derjenige, der das getan hat, dafür bezahlt. Teuer bezahlt. Also bitte ich Sie im Namen meiner Nichte und in meinem eigenen Namen darum, die Mörder meiner Schwester und meines Schwagers zu finden.
    Als sie wieder draußen waren, blies der Wind noch stärker und das Meer rumorte unsichtbar jenseits der Villa Nazionale, doch beide hatte den Eindruck, sich an einem sehr behaglichen Ort zu befinden. Maione sagte:
    – Meine Güte, Commissario, bei dieser Stimme platzt einem ja das Trommelfell. Und ihre Hand erst … puh, wie eklig, feucht und schwabbelig … armes kleines Mädchen, sie bleibt da bei einer merkwürdigen Gestalt.
    Ricciardi seufzte:
    – Aber zumindest liebt sie sie. Ein schöneres Schicksal als das so vieler Straßenkinder. Beeilen wir uns, Raffaele. Wir müssen festlegen, wie wir vorgehen wollen, viel haben wir nicht in der Hand. Du hast doch gehört, was Schwester Veronica gesagt hat? Wir müssen die Mörder finden.

IX
    Er war sich sicher gewesen, ihn dort zu finden, und fand ihn tatsächlich. Ganz hinten im Raum saß er, weit weg von allen, und stierte mit dem Glas in der Hand ins Leere, während die anderen zur Musik einer verstimmten, halb kaputten Gitarre sangen.
    Er ging durchs Lokal zu ihm hin, wartete auf eine Aufforderung zum Hinsetzen, die nicht kam, und ließ sich auf einem Hocker nieder. Der Trubel im Saal war ohrenbetäubend: ein Wirtshaus in einer Hafengasse am Samstagabend.
    Lange schaute er ihn an, bevor er sagte:
    – Du könntest wenigstens Hallo sagen. Weißt du, wie gefährlich es für mich ist, hierherzukommen? Sie könnten mich sehen.
    Ohne aufzusehen, antwortete der andere mit belegter Stimme:
    – Niemand hat dich hergebeten. Komm schon, verschwinde. Das ist doch das, was ihr alle am besten könnt.
    Der eben angekommene Mann schlug mit der Faust auf den Tisch, die Flasche klirrte.
    – Und du kannst nur heulen und jammern. Ich bin bloß hier, um dir eine Frage zu stellen: Warst du es? Ich muss es aus deinem Mund hören.
    Der Betrunkene murmelte:
    – Ich weiß nicht, wovon du redest. Es interessiert mich auch nicht. Also verschwinde und lass mich in Ruhe.
    Die Musik hörte abrupt auf und zwei Männer begannen wild zu streiten. Der Wirt reagierte schnell, packte sie an den Schultern und warf sie raus. Der Gitarrist spielte weiter.
    – Sag jetzt, warst du es? Seine Frau, Antonio … war das nötig, auch die Frau? Und dann so?
    Im Blick des Mannes, der Antonio genannt worden war, zeigte sich ein Anflug von Interesse:
    – Was willst du damit sagen? Drück dich klarer aus!
    – Nimmst du mich gerade auf den Arm? Na ja, vielleicht ist's besser, ich weiß es nicht. Tun wir einfach so, als wüsstest du nicht Bescheid, also sag ich's dir: Gestern Morgen wurden Garofalo und seine Frau ermordet. Abgestochen hat man sie. Reicht das? Hast du jetzt verstanden? Wenn ich du wäre, würd' ich schleunigst untertauchen; den ersten Frachter nach Amerika nehmen und gut' Nacht. Deshalb bin ich hergekommen, um dir das zu sagen. Jetzt hab' ich meine Pflicht getan. Schönen Abend noch, Antonio. Kannst dich weiter besaufen.
    Er stand auf und ging, sich seinen Weg zwischen betrunkenen Tänzern bahnend, die er unsanft beiseiteschubste.
    Antonio blieb sitzen, den Blick erneut ins Leere gerichtet. Langsam schüttelte er den Kopf und murmelte:
    – Auch das. Auch das hast du mir genommen. Deine Seele soll verflucht sein.

X
    In der Woche vor Weihnachten verwandelte sich das ganze Stadtzentrum in einen riesengroßen Markt, und das Präsidium lag mittendrin. Um zum Büro zu kommen, mussten Ricciardi und Maione sich durch Hunderte von Bettlern, Losverkäufern, Trödlern, Wasserträgern und Schuhputzern schleusen, die alle damit beschäftigt waren, sich gegenseitig die Kunden abzuluchsen. Die Luft war erfüllt von Gerüchen: Frittiertes, Pizza, Makkaroni, Meeresfrüchte, Karamellmandeln. Man musste aufpassen, nicht die Ware zu zertreten, die auf schmutzigen Leintüchern am Boden ausgestellt war, all die Gefäße, Gläser, Bestecke und Gerätschaften.
    Maione geriet auf seinen Stiefelspitzen ins Tänzeln, als er der ausgestreckten offenen Hand eines Zigeunermädchens ausweichen wollte, das auf dem Straßenpflaster um ein Almosen bat.
    – Verflixt nochmal! Hier kann

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