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Die Gabe des Commissario Ricciardi

Die Gabe des Commissario Ricciardi

Titel: Die Gabe des Commissario Ricciardi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurizio de Giovanni
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Aufgabe.
    Ponte klopfte leise an und betrat Garzos Büro:
    – Dottore, Commissario Ricciardi und Brigadiere Maione, wie Sie verlangt haben.
    Maione warf ihm einen giftigen Blick zu und zischte:
    – Sieh an, ein sprechendes Hündchen. Machst du auch Männchen?
    Garzo setzte eine fröhliche und versöhnliche Miene auf.
    – Ach, da ist er ja, unser Spitzenmann! Teuerster Ricciardi, bitte, setzen Sie sich. Guten Tag, Brigadiere.
    Ricciardi trat ein, blieb aber stehen.
    – Guten Tag, Dottore. Sie müssen entschuldigen, leider haben wir nicht viel Zeit. Wir untersuchen einen Doppelmord und Sie wissen ja: die ersten achtundvierzig Stunden können alles entscheiden.
    Der Vizepräsident bebte. Wie konnte ein kleiner Angestellter es wagen, ihm zu sagen, er habe keine Zeit? Bleib diplomatisch, dachte er. Denk an die Diplomatie.
    – Genau darüber wollte ich mit Ihnen sprechen. Ponte be
richtete mir, dass Sie Dienst hatten, als der Anruf wegen der Garofalos kam.
    Dem Amtsdiener, der interessiert die Decke betrachtete, raunte Maione zu:
    – Dem Geheimdienst entgeht nichts, was?
    Garzo fuhr fort:
    – Es handelt sich bei Garofalo um einen Offizier der Hafenmiliz. Einen Zenturio, um genau zu sein. Das entspricht …
    Ricciardi fiel ihm ins Wort:
    - … dem Dienstgrad eines Hauptmanns, wie wir erfahren haben.
    Garzo lächelte wohlgefällig:
    – Exakt. Wie ich sehe, hat sich die unfehlbare Maschinerie des mobilen Einsatzkommandos bereits in Gang gesetzt. Und wissen Sie etwas über die Hafenmiliz?
    Ricciardi zuckte mit den Schultern. Er hatte die Hände nicht aus den Manteltaschen genommen, außer um sich die widerspenstige Haarsträhne zurückzustreichen, die ihm permanent in die Stirn fiel.
    – Wir wissen, dass sie den Warenverkehr und den Fischfang kontrolliert.
    – Ganz genau, – lobte Garzo. – Was aus ihr, in einer Hafenstadt wie unserer, eines der wichtigsten Polizeiorgane macht.
    Maione runzelte die Stirn.
    – Polizei? Ich dachte, die kümmern sich nur um Verwaltungsfragen.
    Der Vizepräsident schätzte keine Einmischung seitens eines einfachen Untergebenen, wollte aber nicht unhöflich sein:
    – Nein, im Bereich Fischfang und Warenverkehr unterstützen sie die Küstenpolizei. Sie verfügen über dieselben Kompe
tenzen, auch wenn sie keine eigenen Wasserfahrzeuge haben. Nun, der Punkt ist der: Wie jedes Organ der freiwilligen nationalen Miliz ist die Hafenmiliz etwas, das unter den Faschisten entstanden ist. Sie erstatten direkt den Schwarzhemden Bericht und diese dann wiederum Rom.
    Ricciardi verzog das Gesicht.
    – Allmählich verstehe ich. Das heißt wohl, unser Zenturio, Emanuele Garofalo, ist ein Toter erster Klasse.
    Garzo spannte die Wangenmuskeln an, eine Mimik, die ihm, seit er einen Schnurrbart trug, besonders gut gelang und die er lange vor dem Spiegel geübt hatte.
    – Ich weiß nicht, was Sie mit Ihrem Ton zum Ausdruck bringen möchten, aber ja, es handelt sich hier um einen Mord von Bedeutung. Der Mann wurde als möglicher zukünftiger Konsul gehandelt, heißt es. Er war wegen besonderer Verdienste befördert worden und bekannt für seine Rechtschaffenheit und sein Pflichtbewusstsein.
    Es herrschte einen Moment Stille, während dessen Ricciardi sich am Kinn kratzte.
    – Ich bitte um Verzeihung, Dottore. Wollen Sie mir etwas nahelegen?
    Garzo wurde allmählich ungeduldig.
    – Ich möchte Ihnen gar nichts nahelegen. Ich wollte Ihnen bloß sagen, dass … nun, aus Rom ist bereits eine Depesche eingetroffen, in der man uns nahelegt … das heißt, – er merkte, dass er dasselbe Verb widersprüchlich gebraucht hatte, – in der man uns ersucht, bei den Ermittlungen sorgfältig und vorsichtig vorzugehen.
    Ricciardi hatte keine Miene verzogen, doch Maione wusste, dass er die Situation unglaublich genoss.
    – Was die Sorgfalt betrifft, können Sie sich auf mich verlassen, Dottore, das wissen Sie. Dieselbe Sorgfalt, mit der wir jede Ermittlung führen. Aber vorsichtig? Was genau sollen wir denn tun?
    Garzo fühlte sich an die Wand gedrängt. Mit dem Zeigefinger streichelte er seinen Schnurrbart, doch das ermutigte ihn nicht.
    – Na, vorsichtig sein eben. Niemandem auf die Füße treten, wie Sie es so oft tun; nicht überheblich daherkommen, keinen wichtigen Leuten auf die Nerven fallen. Geben Sie bitte Acht, Ricciardi, nur dieses eine Mal!
    Der Kommissar nickte.
    – Seien Sie unbesorgt, Dottore. Wir werden all unsere … Vorsicht aufbieten. Können wir jetzt gehen?
    Garzo entließ die beiden mit einem

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