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Die Gabe des Commissario Ricciardi

Die Gabe des Commissario Ricciardi

Titel: Die Gabe des Commissario Ricciardi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurizio de Giovanni
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dafür auf die Schulter klopfte. Mit besten Grüßen an die Justiz.
    Der Konsul nickte langsam; Ricciardis Vorschlag erschien ihm akzeptabel.
    – In Ordnung. Aber ich warne Sie, Ricciardi, werden Sie nicht wortbrüchig. Hier steht, Sie seien ein Ehrenmann, aber die Sache ist zu wichtig für unsere Legion; denken Sie daran, dass wir nichts dem Zufall überlassen, damit unsere Funktion keinen Schaden nimmt.
    Ricciardi nickte.
    – Gut. Dann sind wir uns einig. Wir möchten allerdings vollkommene Bewegungsfreiheit innerhalb Ihrer Organisation. Wir müssen mit Garofalos Kollegen sprechen und mit jemandem, der seinen beruflichen Werdegang kennt, weiß, wie er Karriere gemacht hat, wie seine Vergangenheit aussah. Uns interessiert, mit wem er sprach, wem er sich anvertraute, auch was für Untersuchungen er durchführte oder womit er in diesen Tagen beschäftigt war.
    Freda stand auf.
    – Ja, natürlich. Ich rufe Ihnen sofort die Person, die Sie zu Garofalos Büro begleiten und all Ihre Fragen beantworten kann. Ich selbst hatte leider nicht oft mit ihm direkt zu tun. Um die Wahrheit zu sagen, gefiel er mir nicht besonders. Ich fand ihn zu honigsüß und unterwürfig, solche Typen sind immer gefährlich. Auch seine Beförderung … Aber dazu wird
Senior Spasiano, Garofalos direkter Vorgesetzter, Ihnen mehr sagen können. Ich werde ihn sofort herbestellen, Sie können gerne hier warten.
    Ricciardi stand ebenfalls auf.
    – Danke, Herr Konsul. Wir warten draußen, wir möchten Sie nicht länger stören.
    Sie verabschiedeten sich, doch im Hinausgehen zögerte Ricciardi und fragte:
    – Verzeihen Sie, eine letzte Sache noch: Warum hängt der heilige Sebastian in Ihrem Büro?
    Der Konsul, bereits mit der Sprechanlage beschäftigt, schien überrascht über die Frage. Dann drehte er sich um und betrachtete das Bild, als würde er es zum ersten Mal sehen.
    – Ach, der? Er ist der Schutzpatron der freiwilligen nationalen Miliz. Weiß der Himmel, warum.

XVI
    Sobald sie draußen im Flur allein waren, platzte es aus Maione heraus:
    – Commissario, das müssen Sie mir jetzt wirklich erklären, – zischte er und beobachtete dabei aus den Augenwinkeln den Amtsgehilfen, der in drei Metern Entfernung hinter dem Schreibtisch strammstand. – Warum haben Sie versprochen, dass wir diese Fanatiker benachrichtigen, wenn wir die Mörder fassen? Ebenso gut könnten wir sie anrufen, sobald wir einen Verdächtigen haben, dann sparen wir uns die Mühe und die Gefahren der Festnahme. Vielleicht war's ja sogar einer von ihnen, da können sie die Sache unter sich ausmachen.
    Ricciardi verzog das Gesicht.
    – Sieh mal, Raffaele, ich hatte nicht viel Zeit zum Nachden
ken. Ich habe überlegt, dass, wenn ich Nein sage, was mein erster Reflex gewesen wäre, sie uns augenblicklich von den Ermittlungen abziehen und vielleicht irgendein Unschuldiger dran glauben muss. Diese Typen sind nicht zimperlich, beim kleinsten Verdacht ziehen sie die Leute aus dem Verkehr und keiner weiß, was sie mit ihnen anstellen. Also war es besser, das Versprechen abzugeben, vielleicht können wir so herausfinden, was passiert ist und wer es war. Überleg doch mal: Nach der Festnahme sind wir beide nicht mehr zuständig. Glaubst du denn, dass einer wie Garzo nicht sofort alles daransetzen wird, diese Irren glücklich zu machen?
    Maione schüttelte den großen Kopf, noch nicht ganz überzeugt.
    – Also, ich weiß nicht, Commissario. Ihre Argumentation klingt schlüssig, muss ich zugeben, aber mir gefällt's trotzdem nicht, Abmachungen mit diesen Leuten zu treffen. Sie machen mir Angst. Haben Sie gehört, was die alles über uns wussten? Sogar die Sache mit Filomena – viel hätte ja nicht gefehlt, damit sie aus ihr meine Geliebte machen. Und Ihre Vermögensverhältnisse kannten sie, Ihre Kinderfrau. Diese miesen kleinen Spitzel!
    Ricciardi seufzte.
    – Sie müssen ein gigantisches Netz von Informanten haben, sogar jemanden im Präsidium. Woher hätten sie sonst wissen sollen, dass wir auf dem Weg hierher waren?
    Die Frage blieb unbeantwortet, denn der schroffe Klang zusammenschlagender Absätze nur wenige Zentimeter von ihnen entfernt ließ sie zusammenzucken.
    – Senior Renato Spasiano, zu Ihren Diensten. Der Konsul hat mich beauftragt, Sie ins Büro von Zenturio Garofalo zu führen und Ihre Fragen zu beantworten. Bitte folgen Sie mir.
    Und schon setzte er sich, wie sollte es anders sein, im Laufschritt in Bewegung. Maione verdrehte die Augen.

    Garofalos Büro befand sich

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