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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Abend zu dir bringen? Ausgezeichnet, betrachte die Sache als erledigt. Ach bitte, sag Kruppe doch, was hast du da in deiner Hand?«
    Crokus starrte ihn völlig verwirrt an, senkte dann den Blick auf seine Hand. »Oh, das ist nur eine Münze«, erklärte er und zeigte sie Kruppe. »Ich habe sie in derselben Nacht gefunden, als ich die D'Arles bestohlen habe. Sie hat auf beiden Seiten einen Kopf, siehst du?«
    »Tatsächlich? Dürfte Kruppe das wertvolle Stück etwas genauer untersuchen?«
    Crokus reichte sie ihm, dann griff er nach dem Weinbecher. Er lehnte sich zurück. »Als Nächstes habe ich an das Stadthaus der Orrs gedacht«, meinte er beiläufig, den Blick fest auf Kruppe gerichtet.
    »Hmm.« Kruppe drehte die Münze wieder und wieder in den Händen. »Ganz schlechte Qualität«, murmelte er. »Und auch eine schlechte Prägung. Das Stadthaus der Orrs, hast du gesagt? Kruppe rät zur Vorsicht. Das Haus ist gut geschützt. Der Metallurg, der die hier gegossen hat, hätte gehängt werden sollen, denkt Kruppe. Wahrscheinlich wurde er das auch. Schwarzes Kupfer, Billiges Zinn, viel zu niedrige Temperaturen. Tust du Kruppe einen Gefallen, Crokus? Geh mal an die Tür und schau auf die Straße hinaus. Wenn du einen roten und grünen Händlerwagen siehst, der auf dem Weg in die Stadt ist, wäre Kruppe dir für die entsprechende Information sehr zu Dank verpflichtet.«
    Crokus stand auf und ging quer durch den Raum zur Tür hinüber, öffnete sie und trat hinaus. Er sah sich um. Als er keinen Wagen sah, der dem soeben beschriebenen ähnelte, zuckte er die Achseln und ging wieder hinein. »Da draußen ist kein solcher Händlerwagen«, sagte er, als er wieder an den Tisch zurückkehrte.
    »Nun, gut«, sagte Kruppe. Er legte die Münze auf den Tisch. »Die ist vollkommen wertlos, urteilt der weise Kruppe. Du kannst dich von ihr trennen, wann immer es dir passt.«
    Crokus steckte die Münze ein. »Ich nehm sie als Talisman.«
    Kruppe sah auf. Seine Augen glänzten, doch Crokus' Aufmerksamkeit war auf den Weinbecher in seinen Händen gerichtet. Der fette Mann blickte seufzend zur Seite. »Kruppe muss unverzüglich aufbrechen, wenn das Treffen heute Abend für alle Beteiligten vorteilhaft verlaufen soll.«
    Crokus trank aus. »Wir können zusammen zurückgehen.«
    »Ausgezeichnet.« Kruppe stand auf und klopfte sich ein paar Krümel von der Brust. »Wollen wir los?« Er blickte auf und sah, dass Crokus seine Hand anstarrte. »Hat den jungen Burschen etwas befallen?«, fragte er schnell.
    Crokus zuckte zusammen. Er blickte mit schuldbewusster Miene beiseite; Röte stieg ihm in die Wangen. »Nein«, murmelte er. Er , schaute noch einmal auf seine Hand hinunter. »Ich muss irgendwo ein bisschen Wachs erwischt haben.« Er wischte sich die Hand am Hosenbein ab und grinste verlegen. »Lass uns gehen.«
    »Es ist ein wunderschöner Tag für einen Spaziergang, erklärt Kruppe, der in allen Dingen voller Weisheit ist.«
     
    Die Läden der Goldschmiede waren entlang des Weißgold-Rings aufgereiht und bildeten mit ihren hellen Markisen eine prächtige Umrahmung für einen verlassenen Turm. Die Läden, vor denen jeweils eine eigene Schutztruppe herumlungerte, öffneten sich auf die im Kreis geführte Straße, während schmale Durchgänge zwischen ihnen strahlenförmig auf den verfallenen Hof des Turms zuführten. Die vielen Geschichten von Tod und Wahnsinn, die sich um Linters Turm und seine Umgebung rankten, sorgten dafür, dass er leer stand, und - was für die Goldschmiede noch viel wichtiger war - sie machten es unwahrscheinlich, dass sich jemand von dort aus ihren Lagern voller Kostbarkeiten näherte.
    Während der Nachmittag sich allmählich dem Abend zuneigte, nahm die Zahl der Passanten auf dem Ring ab, und die privaten Wachtruppen wurden aufmerksamer. Eiserne Gitter rasselten hier und dort vor den Läden herunter, und vor den wenigen, die auch weiterhin geöffnet hatten, wurden Fackeln entzündet.
    Murillio betrat den Ring von der Straße des Dritten Walls her; dann und wann blieb er stehen, um sich die Waren einer Auslage anzusehen. Er war in einen schimmernden blauen Umhang gehüllt, der von den Spinnen der Ödnis von Malle gewoben worden war, und er wusste, dass diese auffällige, protzige Zurschaustellung seines Wohlstands viel dazu beitragen würde, keinen Verdacht aufkommen zu lassen.
    Schließlich erreichte er einen ganz speziellen Laden. Die Läden links und rechts davon hatten bereits geschlossen. Der Goldschmied, ein

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