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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Mann mit schmalem Gesicht und einer höckrigen Nase, lehnte wie ein Falke an seinem Tresen; seine wettergegerbten Hände waren von kleinen grauen Narben übersät, die wie Krähenspuren im Schlamm aussahen. Einer seiner Finger klopfte in einem unruhigen Takt. Murillio trat näher heran, sah dem Mann in die Augen unter den überaus buschigen Brauen.
    »Ist dies der Laden von Krute aus Talient?«
    »Ich bin Krute«, sagte der Goldschmied ein wenig säuerlich mit heiserer Stimme, als haderte er mit seinem Schicksal. »Und dies sind meine Talient-Perlen, eingefasst in Blutgold aus den Minen von Moap und Belt, wie es sie in ganz Darujhistan kein zweites Mal gibt.« Er beugte sich ein Stück vor und spuckte an Murillio vorbei, der unwillkürlich einen Schritt zur Seite trat.
    »Hattet Ihr heute gar keine Kunden?« Bei diesen Worten zog er ein Tuch aus seinem Ärmel und betupfte sich damit die Lippen.
    Krutes Blick wurde stechend. »Nur einen«, sagte er. »Er hat sich ein paar Goaliss-Gemmen angesehen, die so selten sind wie Drachenmilch und von ebenso grimmigen Felsen genährt wurden. Hundert Sklaven haben ihr Leben für jeden einzelnen Stein gegeben, der aus den wütenden Adern gestemmt wurde.« Krute zuckte die Schultern; seine Blicke huschten unruhig hin und her. »Ich habe sie hinten liegen, damit die Versuchung nicht womöglich zu einem Blutbad in dieser Straße führt.«
    Murillio nickte. »Klingt vernünftig. Hat er welche gekauft?«
    Krutes Grinsen enthüllte schwarze Zahnstummel. »Eine, aber nicht die Beste. Kommt herein, ich werde sie Euch zeigen.« Er ging zur Seitentür und öffnete sie. »Hier entlang.«
    Murillio betrat den Laden. Schwarze Vorhänge bedeckten die Wände, und die Luft roch muffig und nach altem Schweiß. Krute führte ihn ins Hinterzimmer, das noch stickiger war und in dem es noch mehr stank - soweit das überhaupt möglich war. Der Goldschmied zog den Vorhang zwischen den beiden Räumen zu und blickte Murillio an.
    »Beeilt Euch! Ich habe ein wenig Narrengold und wertlose Steine vorne auf den Tresen gelegt. Wenn irgendein Kunde mit scharfen Augen sich das Zeug ein bisschen genauer anschaut, fliegt alles auf.« Er trat gegen die Rückwand, und ein Teil der Täfelung schwang beiseite. »Kriecht hindurch, verdammt noch mal, und sagt Rallick, dass die Gilde nicht begeistert davon ist, wie großzügig er unsere Geheimnisse preisgibt. Nun macht schon!«
    Murillio ließ sich auf die Knie fallen und kroch durch die Öffnung. Die Erde unter seinen Fingern fühlte sich feucht an und hinterließ Flecken auf seinen Beinkleidern. Er stieß ein unbehagliches Brummen aus, als sich die Tür hinter ihm schloss, und richtete sich wieder auf. Vor ihm erhob sich Linters Turm, dessen schimmelbewachsene steinerne Wände im ersterbenden Licht glänzten. Ein von Unkraut überwucherter gepflasterter Weg führte zu dem bogenförmigen Eingang, der seiner Tür beraubt war und im tiefen Schatten lag. Von dem Raum dahinter sah Murillio nur Dunkelheit.
    Die Wurzeln der knorrigen Krüppeleichen, die den Aufgang säumten, hatten die meisten Pflastersteine ein Stück angehoben, was den Weg tückisch machte. Nachdem er eine Minute lang vorsichtig einen Fuß vor den anderen gesetzt hatte, erreichte Murillio den Eingang. Er kniff die Augen zusammen und versuchte, in der Dunkelheit irgendetwas auszumachen. »Rallick?«, zischte er. »Wo zur Hölle steckst du?«
    Hinter ihm erklang eine Stimme. »Du bist spät dran.«
    Murillio wirbelte herum, in der Linken ein langes schmales Duellrapier, das blitzschnell aus der Scheide gezuckt und in eine tiefe Abwehrposition gegangen war; in seiner Rechten erschien ein Dolch, während er gleichzeitig noch tiefer in Verteidigungsstellung ging -und dann entspannte. »Verdammt noch mal, Rallick!«
    Der Assassine grunzte amüsiert; er beäugte die rasiermesserscharfe Spitze des Rapiers, die einen Augenblick zuvor nur wenige Zoll vor seinem Solarplexus geschwebt hatte. »Es freut mich, dass deine Reflexe nicht nachgelassen haben, mein Freund. Der Wein und diese ganzen Kuchen und Torten scheinen dir nicht viel anhaben zu können - jedenfalls nicht sehr viel.«
    Murillio schob Dolch und Rapier zurück in die Scheiden. »Ich hatte erwartet, dich im Turm zu finden.«
    Rallick starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an. »Bist du wahnsinnig? Dieser Ort ist verflucht.«
    »Willst du damit sagen, dass das nicht einfach nur eine Geschichte ist, die ihr Assassinen euch ausgedacht habt, um die Leute fern

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