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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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brach zu einem leblosen Haufen zusammen.
    Der Mond hing jetzt direkt über ihnen; er war so hell, dass Kruppe ihn nicht direkt anschauen konnte.
    Die Rhivi hatte eine hockende Position eingenommen und bewegte sich im Rhythmus der Wehen. Schweiß bedeckte ihr Gesicht. Pran Chole blieb völlig unbeweglich, obwohl sein Körper von K rümpfen geschüttelt wurde und sein Gesicht schmerzverzerrt war. Seine Augen - hell leuchtender Bernstein - öffneten sich weit und richteten sich auf den Mond.
    »Älterer Gott«, sage Kruppe leise, »an wie viel von ihrem früheren Leben wird sich diese Flickenseel erinnern?«
    »Das ist unbekannt«, erwiderte K'rul. »Seelenwanderung ist eine heikle Sache. Die Frau wurde von einer Feuersbrunst verzehrt. Die erste Flucht ihrer Seele ist auf den Flügeln von Schmerz und Gewalt erfolgt. Hinzu kommt, dass der Körper, in den sie geschlüpft ist, selbst verwüstet war, seine eigenen unsichtbaren Verletzungen gehabt hat. Das Kind, das hier geboren wird, wird anders sein als alle anderen Kinder. Sein Leben ist ein Geheimnis, Kruppe.«
    Kruppe grunzte. »Wenn man ihre Eltern bedenkt, dann wird sie in der Tat außergewöhnlich sein.« Plötzlich kam ihm ein Gedanke. Er runzelte die Stirn. »K'rul, was ist mit dem ersten Kind, das die Rhivi getragen hat?«
    »Da war kein Kind, Kruppe. Die Rhivi war in einer Weise vorbereitet, die kein Mann je kennen lernen wird.« Er gluckste in sich hinein. »Selbst ich nicht.« Er hob den Kopf. »Diese Zauberei gehört zum Mond, Kruppe.«
    Sie beobachteten weiter die Mühen der Geburt. Kruppe schien es, als warteten sie mehr Stunden in der Dunkelheit, als eine normale Nacht überhaupt dauern konnte. Der Mond blieb genau über ihnen, als hätte er eine Position gefunden, die ihm gefiel - oder, schoss es ihm plötzlich durch den Kopf, als würde er über sie wachen.
    Dann stieg ein leiser Schrei in die stille Luft, und die Rhivi hob ein Kind mit silbernem Pelz in die Höhe.
    Noch während Kruppe zusah, häutete sich das Kind, und der Pelz verschwand. Die Rhivi drehte das Kind herum und drückte ihren Mund gegen seinen Bauch. Ihre Kiefer schlossen sich, und die Reste der Nabelschnur fielen zu Boden.
    Pran Chole kam heran und stellte sich neben Kruppe und den Älteren Gott. Der T'lan wirkte erschöpft. »Das Kind hat mir in einer Weise Macht entzogen, die ich nicht kontrollieren konnte«, erklärte er sanft.
    Als die Rhivi sich hinhockte, um die Nachgeburt loszuwerden, und dabei das Kind gegen ihre Brust drückte, riss Kruppe die Augen auf. Der Bauch der Mutter war glatt, die weiße Fuchs-Tätowierung verschwunden.
    »Ich bin traurig«, sagte Pran, »dass ich nicht in zwanzig Jahren zurückkehren und die Frau sehen kann, die aus diesem Kind geworden ist.«
    »Das wirst du«, sagte K'rul mit gesenkter Stimme, »aber nicht als T'lan, sondern als Knochenwerfer der T'lan Imass.«
    Pran stieß zischend die Luft durch die Zähne aus. »Wann?«, fragte er.
    »In dreihunderttausend Jahren, Pran Chole von Cannig Tols Clan.«
    Kruppe legte Pran Chole eine Hand auf den Arm. »Da hast du etwas, worauf du dich freuen kannst«, sagte er.
    Der T'lan starrte Kruppe einen Augenblick lang an, dann warf er den Kopf in den Nacken und brach in schallendes Gelächter aus.
     
    Die Stunden vor Kruppes Traum waren überaus ereignisreich gewesen, angefangen von seinem Treffen mit Baruk, das zur Enthüllung des Trägers der Münze geführt hatte, unterstrichen von der schlauen, wenn auch etwas dramatischen Vorführung des Wachsabdrucks der Münze - einem Trick, der seltsamerweise schief gegangen war.
    Tropfen von hart gewordenem Wachs auf der Brust und den Ärmeln seines Mantels kündeten noch davon, als Kruppe kurz nach diesem Treffen dicht vor der Tür des Alchemisten stehen blieb. Roald war nirgends zu sehen. »Oh, du meine Güte«, schnaufte Kruppe, während er sich den Schweiß von der Stirn wischte, »warum sollte Meister Baruk den Namen Crokus als vertraut empfinden? Ah, dummer Kruppe! Onkel Mammot, natürlich! Oh je, das war knapp -alles hätte verloren sein können!« Er schlurfte weiter den Gang entlang und auf die Treppe zu.
    Eine Weile war Oponns Macht eben beträchtlich gewachsen. Kruppe lächelte angesichts seiner Wortspielerei, aber es war ein beunruhigtes Lächeln. Er würde gut daran tun, in Zukunft solchen Kontakten aus dem Weg zu gehen. Macht hatte die Tendenz, seine eigenen Talente zu wecken; schon jetzt fühlte er das Drängen der Drachenkarten in seinem Kopf.
    Er eilte

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