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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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ließ. »Ich fürchte, nicht einmal Tayschrenns Künste reichen aus, um dich zu retten.«
    Ein spöttischer Glanz trat plötzlich in seine Augen, und er stieß ein bellendes, schmerzerfülltes Lachen aus. »Mein liebes Mädchen«, keuchte er, »deine Naivität bezaubert mich immer wieder.«
    »Natürlich«, schnappte sie. Sie war verletzt, dass sie auf seine plötzliche Offenheit hereingefallen war. »Also noch ein letzter Scherz auf meine Kosten, um der guten alten Zeiten willen.« »Du verstehst nicht -«
    »Bist du dir da so sicher? Du sagst, es ist noch nicht vorbei. Dein Hass auf unseren Hohemagier ist groß genug, dass du dem kalten Griff des Vermummten entwischen könntest - ist es das? Rache noch aus dem Grab heraus?«
    »Du müsstest mich inzwischen kennen. Ich sorge immer für ein Hintertürchen.«
    »Du kannst nicht einmal mehr kriechen. Wie willst du denn zu deiner Hintertür hinkommen?«
    Der Magier leckte sich die rissigen Lippen. »Das ist ein Teil der Abmachung«, sagte er sanft. »Die Tür kommt zu mir. Genauer gesagt, sie ist schon fast da.«
    Unbehagen stieg in ihr auf. Hinter sich hörte Flickenseel das Knirschen von Rüstungen und das Klirren von Waffen, und ein kalter Hauch schien plötzlich über sie hinweg zu wehen. Sie drehte sich um und sah sich den vier Soldaten gegenüber, die mittlerweile die Hügelkuppe erreicht hatten. Drei Männer und eine Frau, schlammverschmiert und blutbespritzt, mit totenbleichen Gesichtern. Die Magierin spürte, wie ihre Blicke von der Frau angezogen wurden, die wie ein unwillkommener Hintergedanke zurückblieb, während die drei Männer näher kamen. Das Mädchen war jung, schön wie ein Eiszapfen - und genauso viel Wärme strahlte sie auch aus. Hier stimmt was nicht. Sei vorsichtig!
    Der vorderste Mann - er trug den Reif eines Sergeanten am Arm -trat nahe an Flickenseel heran. Ein Blick aus den tief in ihren Höhlen liegenden, leidenschaftslosen Augen seines faltigen, erschöpften Gesichts streifte sie. »Die hier?«, fragte er und drehte sich dabei zu dem hoch gewachsenen dünnen, dunkelhäutigen Mann um, der hinter ihm stand.
    Der Dunkelhäutige schüttelte den Kopf. »Nein. Der, den wir suchen, ist da drüben«, sagte er. Er sprach malazanisch, doch sein harter Akzent verriet, dass er aus dem Reich der Sieben Städte stammte.
    Der dritte Mann - er war ebenfalls dunkelhäutig - tauchte links von seinem Sergeanten auf; obwohl er ziemlich stämmig war, schien er regelrecht vorwärts zu gleiten, die Augen auf Locke gerichtet. Es kränkte Flickenseel auf eine unerklärliche Art, dass er sie vollständig ignoriert hatte. Sie erwog kurz, ein oder zwei wohlgesetzte Worte von sich zu geben, als er um sie herumging, aber die Mühe erschien ihr plötzlich zu groß.
    »Also«, sagte sie zu dem Sergeanten, »wenn ihr euch um die Einäscherung kümmern wollt, seid ihr zu früh dran. Er ist noch nicht tot... Aber ihr seid natürlich nicht wegen der Einäscherung gekommen«, fuhr sie fort. »Das ist mir klar. Locke hat irgendeine Abmachung getroffen - er glaubt, er kann mit einem halben Körper überleben.«
    Der Sergeant verzog die Lippen unter seinem grauen, borstigen Bart. »Worauf wollt Ihr hinaus, Zauberin?«
    Der dunkelhäutige Mann neben dem Sergeanten warf über die Schulter einen Blick auf das junge Mädchen, das noch immer ein Dutzend Schritte hinter ihnen stand. Er schien zu erschauern, aber sein schmales Gesicht war völlig ausdruckslos, als er sich wieder zu Flickenseel umdrehte und ihr ein geheimnisvolles Achselzucken schenkte, ehe er an ihr vorbeiging.
    Sie erbebte unwillkürlich, als ein Schwall von Macht ihren Sinnen einen Schlag versetzte. Dann holte sie tief Luft. Er ist ein Magier. Flickenseel folgte dem Mann, als er sich zu seinem Kameraden gesellte, der bereits an Lockes Seite stand; sie bemühte sich, durch die Schicht aus Schmutz und Blut zu sehen, die seine Uniform bedeckte. »Wer seid ihr?«
    »Neunter Trupp, in der Zweiten.«
    »Neunter ...?« Sie pfiff durch die Zähne. »Dann seid ihr Brückenverbrenner.« Sie betrachtete den arg mitgenommenen Sergeanten noch einmal eingehend. »Der Neunte. Dann musst du Elster sein.«
    Er schien zusammenzuzucken.
    Flickenseels Mund war plötzlich trocken. Sie räusperte sich. »Natürlich habe ich schon von dir gehört. Ich habe die -«
    »Das spielt keine Rolle«, unterbrach er sie mit rauer Stimme. »Alte Geschichten sind wie Unkraut - sie vermehren sich unendlich.«
    Sie rieb sich mit den Fingerspitzen das

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