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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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hinein in eine Konzentration von Tellann-Zauberei, ganz zu schweigen von Omtose Phellack. Und - um dem allen noch eines draufzusetzen - eine Frau mit einem Otataral-Schwert.« Rake verschränkte die Arme. »Er wird nicht zurückkommen, ehe nicht sowohl der T'lan Imass wie auch das Otataral das Grab verlassen haben. Und selbst dann - wenn er nicht sehr schnell ist, wird der erwachende Jaghut ihn sich holen.«
    Ein kalter Schauer fuhr Baruk bis in die Knochen. »Er wird ihn sich holen - heißt das, er wird besessen sein?«
    Rake nickte, sein Gesicht war grimmig. »Er ist ein Hohepriester? Der Jaghut wird ihn als sehr nützlich empfinden. Nicht zu vergessen den Zugang, den Mammot zu D'rek bietet. Baruk, wisst Ihr, ob dieser Tyrann in der Lage ist, eine Göttin zu versklaven?«
    »Ich weiß es nicht«, flüsterte Baruk mit tonloser Stimme. Schweißtropfen rannen ihm über das runde Gesicht, während er Mammots daliegende Gestalt anstarrte. »Dessembrae schütze uns.«
     
    Die alte Frau, die auf den Stufen vor der Mietskaserne saß, blinzelte in den Nachmittagshimmel, während sie getrocknete Italbe-Blätter in ihre Steatit-Pfeife stopfte. Auf den hölzernen Stufen neben ihr stand eine kleine kupferne Kohlenpfanne mit Deckel. Dünne Anzündhölzer ragten aus den Löchern rings um das Becken. Die alte Frau zog eines heraus, setzte ihre Pfeife in Brand und warf das Hölzchen auf die Straße.
    Der Mann, der die gegenüberliegende Straßenseite entlangging, sah das Zeichen und strich sich mit einer Hand durchs Haar. Kreisbrecher war der Panik nah. Sich auf der Straße zu zeigen, war viel zu riskant. Turban Orrs Jäger waren ihm dicht auf den Fersen, er konnte es mit schrecklicher Gewissheit spüren. Früher oder später würde Ratsherr Orr sich an seine zahlreichen Treffen unter dem Wacht -turm des Despoten erinnern - und an die Wache, die dort immer Dienst gehabt hatte. Sich so dreist zu zeigen, gefährdete alles.
    Er bog um eine Ecke, verschwand aus dem Blickfeld der alten Frau und ging drei Blocks weiter, bis er sich gegenüber dem Phoenix befand. Zwei Frauen lungerten vor der Tür herum; sie lachten über irgendeinen Witz.
    Kreisbrecher schob die Daumen unter seinen Schwertgürtel und drückte die Scheide zur Seite. Die Bronzekappe an der Spitze kratzte an der Steinwand neben ihm entlang. Dann zog er die Hände wieder zurück und marschierte weiter in Richtung Seeufer-Viertel. Nun, es war geschehen. Alles, was ihm noch zu tun blieb, war ein letzter Kontakt, der möglicherweise überflüssig war; doch er würde den Anweisungen des Aals Folge leisten. Die Dinge spitzten sich zu. Er ging davon aus, dass er nicht mehr lange am Leben sein würde, doch bis dahin würde er tun, was er tun musste. Was konnte man mehr von ihm verlangen?
     
    Vor dem Eingang zum Phoenix stieß Mira Irilta an. »Also schön«, murmelte sie. »Diesmal gibst du mir Rückendeckung. Wir machen's so wie immer.«
    Irilta machte ein finsteres Gesicht, nickte dann aber. »Na dann, Hals- und Beinbruch.«
    Mira stapfte die Stufen hinunter und machte sich auf den Weg. Sie ging in die Richtung, aus der Kreisbrecher gerade gekommen war, bis sie die Mietskaserne erreichte. Die alte Frau saß noch immer dort und beobachtete schläfrig die Passanten. Als Mira durch ihr Blickfeld ging, nahm die alte Frau die Pfeife aus dem Mund und klopfte sie am Absatz ihres Schuhs aus. Funken regneten auf die Pflastersteine hinab.
    Das war das Zeichen. Mira erreichte die Ecke des Blocks, wandte sich nach rechts und betrat die Gasse, die an dem Gebäude entlangführte. Nach einem Drittel des Weges öffnete sich für sie eine Tür, und sie trat in einen schwach beleuchteten Raum, an dessen hinterem Ende sich eine weitere offene Tür befand. Jemand versteckte sich hinter der ersten Tür, doch sie tat so, als würde sie die Gegenwart dieses Jemand nicht wahrnehmen. Sie ging durch die zweite, innere Tür und befand sich in einem Korridor. Von dort aus war es nur noch ein kurzer Weg die Stufen hinauf.
     
    Der erste Blick auf Darujhistan hatte Apsalar - oder Leida, wie sie früher genannt worden war - nicht sonderlich beeindruckt. Trotz ihrer Aufregung und ihrer Vorfreude hatte aus irgendeinem Grund alles zu vertraut gewirkt.
    Crokus, der etwas enttäuscht gewesen war, hatte keine Zeit verloren und sie sofort, nachdem sie Colls Pferd in einem Stall untergebracht hatten, mit zum Heim seines Onkels genommen. Während sie unterwegs gewesen waren - sowohl außerhalb der Stadt wie auch in

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