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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Kavernen im Innern von Mondbrut bewohnt, könnte es auf sich nehmen, mich meiner Strafe zuzuführen. Und mir fallen noch andere ein, Baruk, viele andere.«
    »Dann hält die Furcht Euch in Schach, Sohn der Dunkelheit?«
    Rakes Gesicht verfinsterte sich. »Das ist der Titel, den mir jene Narren verliehen haben, die mich der Anbetung für würdig erachteten. Ich mag ihn nicht, Baruk, und möchte ihn von Euch nie wieder hören. Hält die Furcht mich in Schach? Nein. So mächtig Furcht auch sein mag, sie ist kein Vergleich zu dem, was mich antreibt. Es ist die Pflicht.« Die Augen des Lords hatten ihre Farbe gewechselt und waren jetzt graubraun, doch sie waren noch immer auf seine Hände gerichtet, die er jetzt umdrehte, so dass die Handflächen nach oben wiesen. »Ihr habt eine Verpflichtung Eurer Stadt gegenüber, Baruk. Sie treibt Euch an, formt Euch. Derartiges ist mir nicht fremd. In Mondbrut befinden sich die letzten Tiste Andii, die es auf dieser Welt noch gibt. Wir sterben, Alchemist. Es scheint nichts zu geben, was meinem Volk den Lebenshunger zurückgeben könnte. Ich versuche alles, aber Inspiration hat noch nie zu meinen Talenten gezählt. Selbst dieses malazanische Imperium konnte uns nicht dazu bringen, uns aufzuraffen, um uns zu verteidigen - bis wir keinen Ort mehr hatten, an den wir flüchten konnten.
    Wir sterben noch immer auf diesem Kontinent. Doch dann sollte es besser durch das Schwert sein.« Er ließ die Hände von seinem Schoß gleiten. »Stellt Euch vor, Euer Geist stirbt, während Euer Körper weiterlebt. Keine zehn Jahre, auch keine fünfzig Jahre, sondern ein Körper, der fünfzehn- oder zwanzigtausend Jahre weiterlebt.«
    Rake erhob sich in einer einzigen geschmeidigen Bewegung. Er blickte auf den stummen Baruk hinab, und um seine Lippen lag ein Lächeln, das dem Alchemisten ein Messer aus Schmerz ins Herz trieb. »Diese Pflicht hält mich, doch es ist eine Pflicht, die in sich selbst leer ist. Reicht das aus, um die Tiste Andii zu erhalten? Sie einfach zu erhalten? Soll ich Mondbrut hinauf in die Himmel erheben, wo wir jenseits jeden Risikos, jenseits jeder Drohung weiterleben können? Was werde ich dann bewahren? Eine Geschichte, einen besonderen Blickwinkel.« Er zuckte die Schultern. »Die Geschichte ist vorbei, Baruk, und der Blickwinkel der Tiste Andii ist einer voller Desinteresse, Gleichmut und stiller, leerer Verzweiflung. Sind diese Geschenke an die Welt es wert, erhalten zu werden? Ich glaube nicht.«
    Baruk konnte nicht sogleich antworten. Was Anomander Rake beschrieben hatte, überstieg fast sein Begriffsvermögen, doch der Alchemist fühlte sich von dem schmerzerfüllten Aufschrei des Lords zutiefst berührt. »Und doch«, sagte er, »seid Ihr hier. Verbündet mit den Opfern des Imperiums. Steht Ihr in dieser Sache allein, Anomander Rake? Billigen Eure Leute, was Ihr tut?«
    »Es ist ihnen gleichgültig«, sagte Rake. »Sie akzeptieren meine Befehle. Sie folgen mir. Sie dienen Caladan Bruth, wenn ich sie darum bitte. Und sie sterben in den Wäldern und im Schlamm eines Landes, das nicht ihres ist, in einem Krieg, der nicht ihrer ist, für ein Volk, das sich vor ihnen fürchtet.«
    Baruk beugte sich vor. »Aber - warum? Warum tut Ihr dann all das?«
    Rakes Antwort war ein hartes Lachen. Doch nach einem kurzen Augenblick fiel die bittere Heiterkeit von ihm ab, und er sagte: »Ist eine ehrenvolle Aufgabe in diesen Zeiten noch irgendetwas wert? Spielt es eine Rolle, dass wir sie uns nur geborgt haben? Wir kämpfen so gut wie jeder Mann. Wir sterben an ihrer Seite. Wir sind Söldner des Geistes. Und selbst das ist eine Münze, die wir kaum wertschätzen. Warum? Das spielt keine Rolle. Aber wir verraten niemals unsere Verbündeten.
    Ich weiß, Ihr seid beunruhigt, weil ich den T'lan Imass nicht daran gehindert habe, den Grabhügel zu betreten. Ich glaube, dass der Jaghut-Tyrann befreit werden wird, Baruk. Aber das ist mir jetzt, wo ich an Eurer Seite bin, lieber als zu einem anderen Zeitpunkt, wenn es niemanden gibt, der in der Lage wäre, dem Jaghut entgegenzutreten. Wir werden diese Legende nehmen und das Leben aus ihr herausschneiden, Alchemist, und dann wird Euch diese Drohung nie wieder verfolgen.«
    Baruk starrte den Tiste Andii an. »Seid Ihr so sicher, dass Ihr den Jaghut vernichten könnt?«
    »Nein. Aber wenn er mit uns fertig ist, wird er ziemlich geschwächt sein. Dann müssen andere sich um ihn kümmern - Euer geheimer Zirkel, genauer gesagt. Es gibt in diesen Dingen

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