Die Gärten des Mondes
ab, bis es dunkel wird. Und dann heißt es für uns: ab über die Dächer. Mach dir keine Sorgen, wir werden schon alles regeln, Junge.«
Apsalar stand auf. »Mein Name ist Apsalar«, sagte sie. »Es freut mich, dich kennen zu lernen, Mira. Und danke, dass du Crokus helfen willst.«
»Apsalar ... ? Nun«, Miras Grinsen wurde breiter, »ich nehme an, dass die Dächer für dich kein Problem sind?«
»Überhaupt nicht«, erwiderte das Mädchen. Sie wusste, dass das stimmte.
»Das ist gut«, sagte Mira. »Und wie wäre es, wenn wir uns jetzt darum kümmern würden, was zu trinken zu kriegen?«
»Mira«, fragte Crokus, »weißt du, wo mein Onkel hingegangen sein könnte?«
»Da kann ich dir nicht helfen, mein Junge. Ich habe keine Ahnung.«
Sie wusste nicht recht, was sie von der alten Frau auf den Stufen halten sollte, aber diejenige, die unterhalb von ihr in einer im Schatten liegenden Nische kauerte und unablässig die Mietskaserne beobachtete - um die würde man sich kümmern müssen. Es sah so aus, als ob der Träger der Münze von jemandem beschützt wurde.
Serrat war nicht übermäßig besorgt. Einmal abgesehen von ihrem Herrn, Anomander Rake, war sie wohl die Tödlichste der Tiste Andii von Mondbrut. Diesen jugendlichen Diener Oponns zu finden, war nicht besonders schwierig gewesen. Nachdem Rake ihr die notwendigen Einzelheiten mitgeteilt hatte, war Oponns magische Signatur leicht aufzufinden gewesen. Umso leichter, da sie ihr schon einmal begegnet war - und zwar bei eben diesem Jungen. Es war vor zwei Wochen gewesen, auf den Dächern. In jener Nacht hatten ihre Leute den Träger der Münze gejagt, dann jedoch aufgegeben, als er das Gasthaus namens Phoenix betreten hatte - jedoch nur, weil sie es befohlen hatte. Hätte sie damals schon geahnt, was sie heute wusste, wäre Oponns Präsenz schon in jener Nacht ein Ende bereitet worden.
Pech, dachte Serrat lächelnd und suchte sich eine etwas bequemere Stellung auf dem Dach. Sie vermutete, dass sie sich erst nachts rühren würden. Was die Frau anging, die sich dort unten versteckte -sie musste beiseite geschafft werden. Und mit einem verschleiernden Zauberspruch und genügend Schatten um sich herum dürfte es ihr nicht schwer fallen, selbst den Platz der Frau einzunehmen.
Dann würde auch die andere Frau, diejenige, die sich zurzeit drinnen beim Träger der Münze befand, keinen Verdacht schöpfen. Serrat nickte. Ja, genauso würde sie es machen.
Doch zunächst einmal würde sie warten. Geduld zahlte sich immer aus.
»Nun«, sagte Murillio, nachdem er seinen Blick hatte über die Menge schweifen lassen, »sie sind nicht hier. Das bedeutet, dass sie bei Mammot sind.«
Kruppe sog einen tiefen Atemzug der schwülen, rauchgeschwängerten Luft ein. »Ah, Zivilisation. Kruppe glaubt, das deine Vermutung zutrifft, mein Freund. Und wenn dem so ist, dann können wir auch genauso gut hier bleiben und die nächsten ein, zwei Stunden mit Essen und Trinken verbringen.« Mit diesen Worten stapfte er mitten ins Gewühl.
An Kruppes Tisch saßen ein paar alte Stammkunden, die sofort ihre Gläser und ihren Krug zusammenrafften und gingen, wobei sie Entschuldigungen murmelten und einander angrinsten. Kruppe schenkte ihnen ein wohlwollendes Nicken und ließ sich mit einem lauten Seufzer auf seinen gewohnten Stuhl sinken. Murillio blieb kurz an der Theke stehen und wechselte ein paar Worte mit Skorb, dann gesellte er sich zu Kruppe.
Er klopfte sich den Staub vom Hemd und schaute stirnrunzelnd an sich hinunter; die Reise hatte ihn innerlich und äußerlich ziemlich mitgenommen. »Ich freue mich auf ein Bad«, sagte er. »Es sieht so aus, als hätte Skorb heute Rallick hier gesehen, wie er mit einem Fremden gesprochen hat. Seither ist er verschwunden.«
Kruppe winkte desinteressiert ab. »Die freundliche Salli kommt«, verkündete er. Einen Augenblick später stand ein Krug mit Bier auf dem Tisch. Kruppe wischte sein Glas mit seinem seidenen Taschentuch aus und füllte es dann mit dem schäumenden Gebräu.
»Sollten wir nicht Baruk Bericht erstatten?«, fragte Murillio, den Blick fest auf seinen Freund gerichtet.
»Alles zu seiner Zeit«, sagte Kruppe. »Zunächst müssen wir uns von unserem Martyrium erholen. Was wäre, wenn Kruppe während der besagten Erstattung seines Berichts mitten im Satz die Stimme versagen würde? Was würde Baruk das nützen?« Er hob sein Glas und nahm einen kräftigen Schluck.
Murillio ließ den Blick noch immer über die Menge
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