Die Gärten des Mondes
gedankenverloren vor sich hin starrte.
Plötzlich klopfte es an der Tür. Beide Männer drehten sich um und sahen, wie Roald den Raum betrat und sich verbeugte.
»Meister Baruk, Mammot ist aufgewacht und wirkt erfrischt. Außerdem hat Euer Agent Kruppe eine mündliche Botschaft überbracht. Er drückt sein Bedauern darüber aus, dass er sie Euch nicht persönlich mitteilen kann. Wollt Ihr sie jetzt hören?«
»Ja«, sagte Baruk.
Roald verbeugte sich erneut. »Der Aal wird am Abend dieses Tages Kontakt mit Euch aufnehmen. Auf dem Fest von Lady Simtal. Der Aal findet außerdem die Aussicht auf eine Zusammenarbeit und den Austausch von Informationen faszinierend. Das ist alles.«
Baruks Gesicht hellte sich auf. »Hervorragend.«
»Soll ich Mammot zu Euch bringen, Herr?«
»Wenn er dazu in der Lage ist.«
»Das ist er. Einen Moment, bitte.« Roald ging.
Der Alchemist lächelte. »Wie ich gesagt habe: Jeder wird da sein. Und in diesem Fall ist jeder ein ganz besonders treffender Ausdruck.« Sein Lächeln wurde breiter, als er Rakes verständnislosen Gesichtsausdruck bemerkte. »Der Aal, Lord. Darujhistans Meisterspion, ein Wesen ohne Gesicht.«
»Ein maskiertes Gesicht«, erinnerte ihn der Tiste Andii.
»Wenn meine Vermutungen richtig sind«, sagte Baruk, »dann wird die Maske dem Aal nicht das Geringste nützen.«
Die Tür öffnete sich erneut; im Türrahmen stand Mammot, und er schien gesund und voller Energie. Er nickte Baruk zu. »Der Rückzug hat sich als leichter erwiesen, als ich es mir vorgestellt hatte«, sagte er ohne jede Einleitung. Seine hellen Augen richteten sich auf Anomander Rake; er lächelte und verbeugte sich. »Meinen Gruß, Lord. Ich habe mich auf dieses Treffen gefreut, seit Baruk uns Euer Bündnisangebot überbracht hat.«
Rake warf Baruk unter hochgezogenen Brauen einen Blick zu.
»Mammot zählt zum T'orrud-Zirkel«, sagte der Alchemist, an Rake gewandt. Dann blickte er wieder den alten Mann an. »Wir waren in tiefer Sorge, mein Freund, in Anbetracht der Älteren Magie, die rund um die Grabstätte am Werk war.«
»Ich habe einige Zeit in der Falle gesteckt«, gab Mammot zu, »aber am äußersten Rand des Omtose-Phellack-Einflusses. Es hat sich als richtig erwiesen, nur stumm zu beobachten, da der, der sich im Innern gerührt hat, mich nicht bemerkt hat.«
»Wie viel Zeit haben wir noch?«, fragte Baruk knapp.
»Zwei, vielleicht auch drei Tage. Selbst für einen Jaghut-Tyrannen bedeutet es eine Anstrengung, die Reise zurück ins Leben zu machen.« Mammots Blick fiel auf den Kaminsims. »Ah, Eure Weinkaraffe wartet, wie üblich. Hervorragend.« Er ging hinüber zum Kamin. »Habt Ihr zufällig etwas von meinem Neffen gehört?«
Baruk runzelte die Stirn. »Nein, sollte ich denn? Ich habe das Kind vor ... vor etwa fünf Jahren zum letzten Mal gesehen.«
»Mmh«, machte Mammot, hob sein frisch gefülltes Glas und trank einen Schluck. »Nun, Crokus ist seit damals gewachsen, das kann ich Euch versichern. Ich hoffe, es geht dem Jungen gut. Er war -«
Baruk hob die Hand und taumelte einen Schritt nach vorn. »Was?«, rief er, und Furcht schwang plötzlich in seiner Stimme mit.
»Wie ist sein Name? Crokus? Crokus!« Der Alchemist schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Was bin ich bloß für ein Narr gewesen!«
Mammots Gesicht legte sich in unzählige Fältchen, als er jetzt weise lächelte. »Oh, Ihr meint diese Geschichte mit dem Träger der Münze, nicht wahr?«
Auf Baruks Gesicht malte sich Entsetzen. »Ihr wisst... ?«
Rake, der an einer Seite des Zimmers stand und den Blick seiner grauen Augen nicht von Mammot gewandt hatte, mischte sich plötzlich ins Gespräch. Seine Stimme klang merkwürdig flach, als er fragte: »Entschuldigt bitte die Unterbrechung, Mammot. Werdet Ihr an Lady Simtals Fest teilnehmen?«
Der alte Mann nickte nachdrücklich. »Aber natürlich.«
»Sehr gut«, sagte Rake, und es klang, als würde so etwas wie Vorfreude in seiner Stimme mitschwingen. Er zog seine Lederhandschuhe aus dem Gürtel. »Wir werden uns dort unterhalten.«
Es blieb Baruk keine Zeit, um über Rakes plötzlichen Aufbruch nachzudenken. Es war sein erster Fehler an diesem Tag.
Eine Frau mit kahl geschorenem Kopf und wehenden Gewändern rannte kreischend durch das Tor; in einer Hand hielt sie einen langen, flatternden Streifen aus braunem Pelz. Mandata Lorn trat zurück, um die Priesterin vorbeizulassen. Sie sah zu, wie die Frau in die Menge hinter ihr eintauchte. Das
Weitere Kostenlose Bücher