Die Gärten des Mondes
getan.«
»Ein schwarzer Panther passt ganz hervorragend zu Euch, Lady«
»Aber natürlich tut er das«, erwiderte sie gereizt, während Baruk und sein Gast auf dem gepflasterten Gehweg auf sie zukamen. Sie machte sich los und trat einen Schritt vor. »Guten Abend, Alchemist Baruk. Willkommen«, fügte sie, an den Mann mit der schwarzen Drachenmaske gewandt, hinzu. »Eine erstaunliche Darbietung. Sind wir uns schon einmal begegnet?«
»Guten Abend, Lady Simtal«, sagte Baruk und verbeugte sich. »Ratsherr Orr.« Er zögerte einen Augenblick, doch der Tiste Andii war, was dies betraf, sehr bestimmt gewesen. »Erlaubt mir, Euch Lord Anomander Rake vorzustellen, der derzeit als Besucher in Darujhistan weilt.« Der Alchemist wartete kurz ab, ob Ratsherr Orr mit dem Namen etwas anfangen konnte.
Turban Orr verbeugte sich förmlich. »Im Namen des Stadtrats heiße ich Euch willkommen, Lord Anomander Rake.«
Baruk seufzte. Anomander Rake war anscheinend ein Name, den nur Dichter und Gelehrte kannten, jedoch keine Ratsmitglieder.
Orr war noch nicht ganz fertig. »Als Lord leitet Ihr Euren Titel gewiss von Landbesitz her, nehme ich an?« Er wäre fast einen Schritt zurückgewichen, als die Drachenmaske herumschwang, um ihn zu betrachten. Dunkelblaue Augen bohrten sich in seine.
»Landbesitz? Ja, Ratsherr, ich trage einen Titel. Allerdings ist dieser Titel eine Ehre, die mir von meinem Volk verliehen worden ist.« Rake blickte über Orrs Schulter hinweg in den Raum, der hinter dem geräumigen Eingang lag. »Es will mir scheinen, Lady, als hätte der Abend bereits begonnen.«
»Tatsächlich.« Sie lachte. »Kommt, mischt Euch unter die Gäste.«
Baruk stieß einen weiteren erleichterten Seufzer aus.
Murillio musste zugeben, dass die Masken, die Kruppe für sie ausgewählt hatte, hervorragend zu ihnen passten. Er musste trotz seiner Angst unter seiner federbesetzten Pfauenmaske grinsen. Er stand in der Nähe des geöffneten Durchgangs, der hinaus auf die Terrasse und in den Garten führte; in der einen Hand hielt er ein Glas voll Wein, die andere hatte er hinter den Gürtel gehakt.
Rallick lehnte mit verschränkten Armen neben ihm an der Wand. Er trug die Maske eines catlinischen Tigers, die dem Bild des Gottes Trake entsprechen sollte. Murillio wusste, dass der Assassine sich aus Erschöpfung an die Wand lehnte und nicht, weil er besonders lässig wirken wollte. Einmal mehr fragte er sich, ob die Aufgabe nicht doch letztlich ihm zufallen würde. Plötzlich versteifte sich der Assassine; er hatte die ganze Zeit den gegenüberliegenden Eingang im Auge behalten.
Murillio verrenkte sich fast den Hals, um durch die Menge hindurch etwas erkennen zu können. Dort, der Falke. »Das ist Turban Orr, na klar, aber wer ist da bei ihm?«, murmelte er.
»Simtal«, knurrte Rallick. »Und Baruk, und irgendein Riese von einem Mann mit einer Drachenmaske - und einem Schwert auf dem Rücken.«
»Baruk?« Murillio lachte nervös. »Dann wollen wir nur hoffen, dass er uns nicht erkennt. Er würde nicht mal eine Sekunde brauchen, um sich alles zusammenzureimen.«
»Es spielt keine Rolle«, sagte Rallick. »Er wird uns nicht aufhalten.«
»Vielleicht hast du recht.« Und dann ließ Murillio beinahe sein Glas fallen. »Bei den müden Füßen des Vermummten!«
Rallick stieß zischend die Luft aus. »Verdammt! Sieh doch nur! Er marschiert genau auf sie zu!«
Lady Simtal und Turban Orr entschuldigten sich und ließen Baruk und Rake vorübergehend allein in der Mitte des Zimmers stehen. Um sie herum flanierten die übrigen Gäste; einige nickten Baruk ehrerbietig zu, doch keiner gesellte sich zu ihnen. Um Lady Simtal, die am Fuß einer Wendeltreppe stand, versammelte sich eine Menschentraube; alle wollten etwas über Anomander Rake wissen.
Eine Gestalt näherte sich Baruk und seinem Begleiter. Sie war klein, rundlich und mit einer verblichenen roten Weste bekleidet; sie hatte die Hände voller Kuchenstücke und trug eine Puttenmaske, deren geöffneter, rotlippiger Mund mit Zuckerguss und Krümeln verschmiert war. Die Gestalt marschierte quer durch den Raum auf sie zu und entschuldigte sich bei jedem noch so kleinen Rempler, bei jedem Ausweichen und Hindurchschlängeln bei den anderen Gästen.
Es war der reinste Hindernislauf.
Rake entdeckte den Neuankömmling. »Er sieht recht eifrig aus, findet Ihr nicht?«
Baruk lächelte in sich hinein. »Er hat für mich gearbeitet«, sagte er. »Und genauso habe ich für ihn gearbeitet.
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