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Die galante Entführung

Die galante Entführung

Titel: Die galante Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Neffen zu reden, bekomme ich wirklich eine Kolik«, teilte er ihr mit.
    »Also, so etwas abscheulich Ungehöriges zu sagen -!« sagte sie atemlos.
    »Was das betrifft, dann – wie abscheulich langweilig, über dieses Thema weiterzureden!«
    »Verzeihen Sie!« sagte sie eisig. »Für mich ist es ein Thema von höchster Wichtigkeit.«
    »Sicher, aber nicht für mich.«
    Da gerade in diesem Augenblick Miss Butterbank herbeikam, um Abby mitzuteilen, daß die liebe Miss Wendover bereit sei, heimzugehen, wurde sie daran gehindert, die Erwiderung auszusprechen, die ihr auf der Zunge lag. Als sich ihr unbarmherziger Peiniger am Sonnabend am Sydney Place einstellte, empfing sie ihn jedoch mit sehr frostiger Zurückhaltung. Soweit sie entdecken konnte, übte dies keinerlei Wirkung auf ihn aus. Er widmete sich weitgehend Selina, hörte gutmütig deren weitschweifigem Geplauder zu, bis sie mit einer Liste der verschiedenen Krankheiten begann, die sie selbst und einige ihrer Freunde erlitten hatten, und er sich rächte, indem er ihr von den schrecklichen Leiden erzählte, die in Indien verbreitet waren. Von hier war es nur ein kleiner Schritt zur Beschreibung jener Seiten des Lebens, des Klimas und der Landschaften in Indien, die sehr wohl berechnet war, eine Dame mittleren Alters, neugierigen Geistes und gläubiger Veranlagung zu fesseln. Selina schmolz bei dieser Behandlung sichtlich dahin und teilte Abby mit, als sie sich aus dem Speisezimmer zurückgezogen und ihren Gast bei dem einsamen Genuß eines Glases Portwein zurückgelassen hatten, daß Mr. Calverleigh ein höchst interessanter Mann sei. »Wirklich, ich habe das Gefühl, als sei ich selbst in Indien gewesen!« sagte sie. »So anschaulich und so drollig – alle diese fremden Sitten! Und Tiger und Elefanten außerdem – nicht daß ich gerne mit Tigern leben möchte, und obwohl ich glaube, daß Elefanten wunderbar gelehrig sind, so glaube ich doch nicht, daß ich mich bei ihnen jemals behaglich fühlen würde. Aber so sehr interessant – ganz wie ein Märchen!« Abby dachte, daß einige der Erzählungen Mr. Calverleighs tatsächlich wie Märchen klangen, und konnte ihr daher völlig aufrichtig zustimmen. Sie hatte alle Absicht, ihre steife Höflichkeit beizubehalten, und hätte das vielleicht auch getan, hätte er nicht gesagt, als er in dem für den Abend gemieteten Wagen neben ihr Platz nahm: »Ich hätte einen heißen Ziegelstein besorgen lassen sollen!«
    »Danke, das wäre nicht im geringsten nötig gewesen: mir ist gar nicht kalt.«
    »Ich vermute, Eisberge frieren auch nicht, aber ich!«
    Sie mußte ein Lachen unterdrücken, worauf er hinzufügte: »Weil ich ja so lange in einem heißen Klima gelebt habe, wie Sie verstehen werden.«
    »Ich verstehe Sie vollkommen, Sir, und nehme mir die Freiheit, Ihnen zu sagen, daß Sie weder Wahrhaftigkeit noch Scham kennen!«
    »Na ja, vielleicht wirklich nicht allzuviel«, gab er zu. Da dies nun ihren Ernst völlig zerstörte, war sie gezwungen, ihm gegenüber nachgiebiger zu werden. Und als sie den Beaufort Square erreichten, war ihr früheres gutes Einvernehmen so weit wiederhergestellt, daß sie imstande war, sich auf einen Abend ungetrübten Genusses zu freuen, der nicht einmal durch das überraschte Anstarren mehrerer ihr bekannter Personen ernstlich gestört wurde. Mr. Calverleigh erwies sich als vortrefflicher Gastgeber: Er hatte nicht nur eine der sehr schön ausgestatteten Logen im ersten Rang besorgt, sondern auch veranlaßt, daß in einer der Pausen Tee und Kuchen serviert wurde. Abby sagte anerkennend: »Wie gemütlich es ist, daß man sich nicht durch das Gedränge im Foyer quetschen muß. Sie bewirten mich königlich, Mr. Calverleigh!«
    »Was – mit diesem Katzentrunk und Kuchen! Wenn ich Sie wirklich königlich bewirtete, kredenzte ich Ihnen roten Champagner!«
    »Was ich nicht halb so gern gehabt hätte!«
    »Nein, deshalb kredenze ich ihn ja nicht.«
    »Ich vermute«, sagte Abby, ihn neckend, »daß er in Indien ständig getrunken wird – sogar zum Frühstück! Ein weiterer der seltsamen Bräuche, die Sie meiner Schwester beschrieben haben!« Er lachte. »Ganz richtig, Ma’am.«
    »Nun, wenn Selina Ihre Münchhausengeschichten dem jungen Grayshott wiedererzählt, dann geschieht Ihnen nur recht! Er wird sie bestimmt richtigstellen, und dann sind Sie der Blamierte!«
    »Nein, nein, da tun Sie dem Jungen unrecht. So ein Tölpel ist er nicht!«
    »Unverbesserlich! Es war wirklich zu schlimm, wie Sie die

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