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Die galante Entführung

Die galante Entführung

Titel: Die galante Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Schuljungen sind. Sie müssen wissen, daß sie erst seit kurzem etwas in Gesellschaft kommt. Wenn auch im Winter einige Londoner nach Bath kommen, so hat sie doch keinen von ihnen kennengelernt. Darauf habe ich schon geachtet!«
    »Warum sehen Sie eigentlich Gespenster?« fragte er. »Fanny wird darüber hinwegkommen.«
    »Das bezweifle ich nicht, sobald er ihr aus den Augen entfernt wird!«
    »Oder sogar, wenn sie ihm aus den Augen entfernt wird«, schlug er vor.
    Darüber dachte sie eine Weile stirnrunzelnd nach, sagte jedoch seufzend: »Daran habe ich natürlich auch schon gedacht, glaube aber, es wäre nicht das richtige. James sprach davon, sie nach Amberfield zu bringen, das aber wäre fatal: sie würde einfach davonlaufen! Und wenn sie meine Schwester Brede zu sich nach London einlüde, dann wüßte sie, daß ich dahinter stecke, um sie von Ihrem Neffen zu trennen. Vor allem aber würde er ihr folgen, und Sie können sich darauf verlassen, daß es für beide leichter wäre, einander in London zu treffen, als das hier der Fall ist, wo sie jedermann kennt. Ließe es sich verhindern, dann würde sie meiner Meinung nach überhaupt nicht über ihre Liebe hinwegkommen – oder jedenfalls lange nicht. Mir gegenüber müßte sie ja Groll empfinden. Sie ist jetzt schon verstimmt!« Sie zögerte und sagte dann mit einem leichten Lächeln: »Wissen Sie, ich dachte immer, wir stünden auf so gutem Fuß, daß es für mich ein leichtes sei, sie zu lenken – ja sogar ihr Einhalt zu gebieten – daß mein Einfluß stark genug sei… Aber anscheinend habe ich überhaupt keinen. Ich glaube, ich habe bei ihr den falschen Weg eingeschlagen. Nichts, das ich vorbringe, fällt bei ihr im geringsten in die Waagschale. Ich wünsche – oh, wie sehr wünsche ich es! –, daß ihr die Augen für seinen wahren Charakter geöffnet werden! Es wäre das Beste, was geschehen könnte. Zwar wäre es schmerzlich für sie, das arme Kind, aber sie wäre nicht lange gramgebeugt. Dazu ist sie zu stolz. Und vor allem würde sie sich nicht in der Märtyrerrolle gefallen. Das ist sogar sehr wichtig, denn wenn man sich für das Opfer einer Tyrannei hält, ist aller Anreiz geboten, in Lethargie zu versinken.«
    »Ich könnte mir vorstellen, daß das Leben für Sie dadurch sehr unbehaglich würde. Aber ist Ihnen noch nicht aufgefallen, daß mein Neffe einen Rivalen hat?«
    »Oliver Grayshott?« Sie schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Sie sagt, er sei wie ein Bruder zu ihr! Zwar vermute ich, daß er eine große Schwäche für sie hegt, doch tut er nichts, um sie an sich zu fesseln.«
    »Nun, wenn Sie es für nichts halten, daß er ihr als Akrosticha getarnte Lobesverse schickt und sämtliche Bibliotheken nach Werken ihrer Lieblingsautoren durchstöbert, dann müssen Sie genauso unreif sein wie Fanny!« sagte er spöttisch.
    Wider Willen mußte sie lachen. »Tut er das? Ich dachte, es seien auch seine Lieblingsdichter; er kennt sie nämlich sehr gut.«
    »Gänschen! Das würden Sie auch, wenn Sie es sich angelegen sein ließen, sie zu studieren!«
    »Der arme Junge! Aber ich fürchte, selbst wenn Fanny ihn Ihrem Neffen vorziehen würde, ginge es nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil – wie Sie sehr gut wissen! – James ihn fast genauso unpassend fände wie Stacy!«
    »Das weiß ich durchaus nicht! Ihr Bruder James – und ein Vermögen in den Wind schlagen? Lachhaft!«
    »Aber er hat doch kein Vermögen!« widersprach sie. »Außerdem hat er mit Handel zu tun, was James sehr mißfallen würde.«
    »Ei, ei! Mein lieber Einfaltspinsel, lassen Sie James nur Wind von dem Erben eines Ostindien-Kaufmanns in Bath bekommen, und er verlöre keinen Augenblick, die Fallen für eine derartige Beute aufzustellen!« Sie überging das und rief aus: »Sie müssen sich irren! Oliver hat keine solchen Aussichten! Ja, er hat das Gefühl, daß er seinen Onkel elend enttäuscht habe.«
    »Aber nicht im geringsten! Balking hält eine Menge von ihm und hat vor, ihn, sobald er wieder wohlauf ist, zu seinem Geschäftspartner zu machen.«
    »Nein, wirklich? Das freut mich! Jedoch daran zu denken, daß er Fanny heiratet, das ist Unsinn! Ich gestehe, ich wäre dankbar, wenn sie sich in ihn verlieben würde – obwohl sie zum Heiraten noch viel zu jung ist –, aber es ist nicht wahrscheinlich, daß das passiert, solange sie in Ihren gräßlichen Neffen vergafft ist.«
    »Hören Sie, wenn Sie vorhaben, von nichts anderem als Ihrer verdrehten Nichte und meinem gräßlichen

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