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Die galante Entführung

Die galante Entführung

Titel: Die galante Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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gewußt. Und ich lasse nicht zu, daß sie mein Leben ruinieren, selbst wenn ich etwas ganz Verzweifeltes tun muß!«
    »Tu es nicht!« sagte er. »Wie könntest du glücklich sein, wenn du etwas tätest, das Miss Abigail das Herz brechen müßte? Verzeih, Fanny, aber ich glaube, ich weiß, was vorgeht, und ich wünschte, es gäbe eine Möglichkeit, dir zu helfen.« Er schwieg. »Hast du je meinen Onkel kennengelernt? Er hat Gott sei Dank keine Ähnlichkeit mit dem deinen. Er ist sehr gütig und sehr klug, und er sagte mir einmal, ich dürfte wichtige Entscheidungen nie hastig treffen – nichts tun, das man nicht mehr ungeschehen machen kann, bis ich völlig sicher sei, daß ich es nie bereuen würde.«
    »Natürlich nicht!« sagte Fanny einfach. Sie stand auf. »Bist du ausgeruht? Würde es dir etwas ausmachen, eine Zeitlang in der Stadt herumzuschlendern? Ich glaube nicht, daß es hier wirklich warm genug ist, nicht? Wir gehen durch das ›Auge des Dekans‹ in die Sadler Street. Ich glaube, das wird dir gefallen.«
    Ihre Mitteilsamkeit war zu Ende. Und da sie unmißverständlich den Vorhang vor neugierigen Blicken zugezogen hatte, blieb ihm nichts übrig, als nachzugeben. Es gelang ihm sogar, ihr ein Lachen zu entlocken, als er sagte, er begebe sich zwar vorbehaltlos in ihre Hände, habe aber doch unwillkürlich das Gefühl, daß sie ernste Gefahr liefen, wegen einer solchen Unehrerbietigkeit ins Kittchen zu kommen. Er gab sich sehr erleichtert, als sie erklärte, das »Auge des Dekans« sei bloß ein altes Tor. Dieser milde Witz trug dazu bei, ihre Unbefangenheit wiederherzustellen. Oliver bemühte sich, sie zu zerstreuen, und es gelang ihm so gut, daß Fanny, als sie die Älteren im »Schwan« zu einem frühen Abendessen vor der Rückfahrt nach Bath trafen, sagte, sie habe einen reizenden Nachmittag verbracht. Etwas nervös fügte sie hinzu: »Und du beachtest nicht, was ich gesagt habe, nicht wahr? Es war barer Unsinn! Du weißt bestimmt selbst, wie es zugeht, wenn man in gedrückter Stimmung ist: Man sagt Dinge, die man gar nicht meint.«
    Er beruhigte sie, konnte jedoch nicht davon abstehen, zu sagen: »Wenn ich auch nur ein Wahlbruder bin: wirst du mir erzählen, wenn du in einer Patsche steckst oder – oder nicht ganz sicher bist, was du tun sollst?«
    »O danke! Du bist sehr lieb!« stammelte sie. »Aber es ist nicht nötig – ich meine, es war nur Gespenstersehen, so wie du gesagt hast. Es ist wirklich alles in Ordnung!«
    Er sagte nichts mehr, aber diese Worte verringerten seine Besorgnis durchaus nicht, sondern erhöhten sie sogar beträchtlich. Er wünschte ingrimmig, daß er erfahren konnte, was geschehen war, das Fanny aufgeregt hatte. Es war vielleicht ganz gut, daß sein Verdacht nicht bestätigt wurde, da er weder das Recht noch vorderhand die körperliche Kraft besaß, mit Mr. Stacy Calverleigh entsprechend zu verfahren, und es wäre ihm unmöglich gewesen, seinen Instinkt zu beherrschen. Denn Mr. Calverleigh, der in der Gefahr lebte, demnächst Bankrott zu machen, und der die Schatten des King’s Bench-Gefängnisses unerbittlich auf sich zuschleichen sah, hatte die Hoffnung aufgegeben, seine Erbin durch anständige Mittel zu erringen, und beschlossen (mit dem starken Gefühl, vom Schicksal schlecht behandelt zu sein), es gebe nichts anderes, als mit ihr durchzubrennen.
    Fanny jedoch, die sich schon begeistert in einem solchen romantischen Abenteuer gesehen hatte, erkannte plötzlich, daß es etwas ganz anderes war, sich bereit zu erklären, die Fesseln der Erziehung abzustreifen und sich von Heim und Familie zu trennen, als es tatsächlich zu tun.
    Stacy hatte ihr seinen verzweifelten Vorschlag in der Abtei von Bath unterbreitet, ein Umstand, der sie von vornherein nervös machte und beunruhigte. Als er ihr diesen Ort zum Stelldichein genannt hatte, war sie fast entsetzt. Es war ganz und gar nicht das richtige! Er hatte über ihre Gewissensbisse gelacht und sie seine anbetungswürdige kleine Prüde genannt. Sie hatte zugestimmt – wenn auch nur, um ihm zu beweisen, daß sie nicht prüde sei. Die Verabredung war hastig getroffen worden, in Meylers Buchhandlung, hatte einige Schwierigkeiten nach sich gezogen und Fanny zudem das Gefühl gegeben, sie sei falsch und eine Ränkeschmiedin. Aber sie war doch hingegangen und wurde für ihre Kühnheit damit belohnt, daß ihre Hände leidenschaftlich geküßt und ihre Tapferkeit gepriesen wurden. Sie freilich fühlte sich weit davon entfernt, tapfer zu

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