Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die galante Entführung

Die galante Entführung

Titel: Die galante Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
Vom Netzwerk:
traf sie Fanny unruhig an; sie warf sich herum, sprach entschlossen davon, aufzustehen, und klagte dann wieder über die verschiedenen Schmerzen und Leiden, die sie bestürmten. Ihr Puls ging rasend, ihre Haut war sehr heiß und trocken, und es war offenkundig, daß ihr Fieber stieg.
    Mrs. Grimston zog Abby aus dem Zimmer und sagte, wenn sie jemand fragen würde, dann fühlte sie sich gedrängt, auszusprechen, daß ihnen allerhand bevorstehe. »Ein so böser Anfall, wie ich ihn bei ihrer Pflege nur je erlebt habe!« sagte sie. »Nun, ich bin überzeugt, es ist nicht zu verwundern, so wie sie sich überall bei Gesellschaften herumgetrieben hat, und dabei nicht viel mehr als ein Baby! Total ausgebrannt, das ist sie, Miss Abby, und so voller Grillen und Unsinn, daß man wirklich die Geduld verlieren könnte! Zuerst muß sie unbedingt aufstehen, und kaum dreh ich ihr den Rücken, schon tut sie’s. Nur ist sie so schwindlig geworden, daß sie recht froh war, wieder ins Bett gebracht zu werden. Dann hat sie zu weinen angefangen, aber das hab ich ihr schnell abgestellt, denn wir möchten nicht, daß sie in einen ihrer Zustände gerät. Wie ich ihr gesagt habe, wird’s davon nicht besser. Und dann nützt alles nichts, sie muß unbedingt mit Betty sprechen, daß die ihr eine Krause an ihrem blauen Musselinkleid ausbessert. Dazu ist noch Zeit genug, Miss Fanny, sag ich, und nicht nötig, daß Betty ins Zimmer kommt, damit die auch noch die Influenza kriegt. Ich werd ihr’s selbst sagen.«
    Dr. Rowtons Ankunft setzte diesem Monolog ein Ende. Er war ein vernünftig aussehender Mann mit einem ständigen Zwinkern, aber es war nicht schwer zu erkennen, warum Selina nicht viel von ihm hielt. Er betrug sich heiter und sachlich und war bekannt dafür, daß er Damen bei versagender Gesundheit rundheraus sagte, ihre mysteriösen Zustände kämen von Mangel an Beschäftigung oder daher, daß sie zuviel mit sich selbst beschäftigt waren. Als er Abby die Hand gab, sagte er: »Und wie geht’s Miss Wendover? Ich höre, daß jetzt mein alter Freund Dent sie behandelt. Ich hab mir’s ja gedacht, daß es nicht lange dauern wird, bis sie den armen Ockley fahren läßt: der ist durchaus nicht ihr Stil!«
    Er nahm Fannys Fall nicht sehr ernst; als er ging, sagte er jedoch zu Abby, Fanny würde wahrscheinlich einige Zeit das Bett hüten müssen. »O ja, es ist Influenza«, sagte er. »Die geht nämlich jetzt sehr stark um und ist ungewöhnlich bösartig. Ein Jammer, daß sich Fanny angesteckt hat. Wenn es Sie gewesen wären, Miss Abby, hätte ich gesagt, in einer Woche sind Sie wieder auf dem Damm, aber wir wissen ja beide, wie es bei Fanny ist, nicht wahr? Ist immer so bei Mädchen ihrer Sorte. Sie werden sie stillhalten müssen – so still wie möglich. Ich pflegte sie Frau, lein Quecksilber zu nennen, als sie ein Kind war, und sie hat sich nicht sehr geändert. Ich werde Ihnen meinen Diener mit einer Medizin für sie herüberschicken, und wir werden ja sehen, wie es ihr morgen geht.«
    Er war ein Liebling Fannys und zählte zu ihren ältesten Freunden. Abby hatte gehofft, daß ihr sein Besuch guttun würde. Es gelang ihr auch wirklich, ein schwaches Lächeln zustande zu bringen, als er an das Bett trat und sagte: »Na, Fräulein Quecksilber, was soll denn das jetzt wieder heißen?« aber der Tonfall, in dem sie erwiderte: »Oh, lieber Dr. ›Wowton‹, machen Sie mich ganz schnell wieder gesund!« war sehr weinerlich. Als er ihr in seiner unumwundenen Art sagte, sie würde weder heute noch in den nächsten Tagen aufstehen können, brach sie in Tränen aus.
    Als Abby in das Krankenzimmer zurückkehrte, schien sich Fanny jedoch in ihr Schicksal ergeben zu haben und geneigt zu sein zu schlafen.
    Von Zeit zu Zeit verfiel sie in einen unruhigen Schlummer, aber durch ihre Träume geisterte Stacy, der entweder Stunde um Stunde in den Sydney Gardens auf sie wartete oder sie beschuldigte, falsch zu ihm zu sein; und mehr als einmal wachte sie mit Tränen auf den Wangen und mit einem Gewirr von Worten auf den fiebrigen Lippen auf.
    Sie hatte keine sehr klare Erinnerung an das zurückbehalten, was sich auf der Gesellschaft am Vorabend abgespielt hatte, aber sie erinnerte sich, daß sie Stacy versprochen hatte, ihn zu treffen, und daß er böse mit ihr gewesen war, weil sie nicht mit ihm sprach. Er hatte gesagt, er sehe, daß sie ihn nicht liebe – und jetzt würde er dessen ganz sicher sein. Sie hatte sich den Kopf zerbrochen, wie sie ihm eine

Weitere Kostenlose Bücher