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Die galante Entführung

Die galante Entführung

Titel: Die galante Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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eingestehen.«
    Tatsächlich hatte Abby Fanny weggehen gesehen. Sie sagte: »Ja, ich habe sie verschwinden sehen und bin Oliver äußerst dankbar, daß er sie dazu überredet hat. Was für ein gütiger junger Mann er ist! Ich werde beim Schlafengehen nach ihr sehen, brauche mich aber nicht um sie zu sorgen, wenn sich Grimston um sie kümmert. Ich erwarte, daß sie morgen wieder ganz in Ordnung ist.«
    Sie irrte sich. Am nächsten Morgen, während sie noch an einer Tasse Schokolade nippte, erhielt sie Besuch von Mrs. Grimston, die unheilverkündend eintrat und sie bat, sich, sobald es ihr passe, Miss Fanny, anzusehen.
    »Es ist nicht mehr, als ich erwartete, Miss«, sagte Mrs. Grimston mit der besonderen Befriedigung der ergebenen alten Dienerin, die eine beginnende Krankheit bei einem ihrer Schützlinge entdeckt. »Ja, sagte ich mir, als sie gestern abend zu mir heraufkam, da ist mehr dran als Kopfweh, wenn ich etwas darüber weiß. ›Was du hast, armes Lämmchen‹, sagte ich, ›ist Influenza!‹ Und so ist es, Miss Abby.« Sie nahm Abby die leere Tasse ab und fügte hinzu: »Und wenn ich Sie wäre, Ma’am, würde ich den Laufboten zum Arzt schicken, denn sie hat hohes Fieber, und man kann nicht wissen, ob sie nicht gleich einen Ausschlag bekommt, obwohl es die Masern bestimmt nicht sein können!«
    »Nein, natürlich nicht!« sagte Abby und warf die Bettdecke zurück. »Ich zweifle nicht daran, daß es nicht mehr als eine Influenza ist, genau wie du sagst.«
    »Wenn es nicht Scharlach ist«, sagte Mrs. Grimston, den Optimismus unterdrückend. Sie half Abby in den Morgenrock. »Denn ich versäumte meine Pflicht, Miss Abby, wenn ich Ihnen nicht sagte, daß sie seit mehr als einer Stunde über Halsschmerzen klagt!«
    »Sehr wahrscheinlich«, erwiderte Abby. »Das hatte ich auch, als ich im vergangenen Jahr vierzehn Tage mit Influenza im Bett lag.«
    In ihrem Wunsch vereitelt, dank ihrer überlegenen Kenntnis und Vernunft Besorgnis zu beschwichtigen, holte Mrs. Grimston zu einem Schwinger aus: »Ja, Miss Abby, und wenn es wirklich Influenza ist, dann hoffen wir nur, daß sich Miss Selina nicht angesteckt hat.«
    »O Grimston, du – du Elende!« rief Abby kläglich aus. »Wenn ja, dann sitzen wir wirklich in der Tinte! Nun, ich verlasse mich ganz und gar auf dich.«
    Durch diese Anerkennung besänftigt, wurde Mrs. Grimston weich und sagte, als sie Abby zum Krankenzimmer begleitete: »Das hoffe ich ja auch. Es heißt, daß die Influenza umgeht, also bin ich überzeugt, Miss Fanny hat nichts Schlimmeres. Aber Sie wissen ja, wie sie ist, Miss Abby, und wenn Sie auf meinen Rat hören wollen, dann schicken Sie um den Arzt.«
    Abby wußte ja nun wirklich, wie Miss Fanny war, und sie stimmte bereitwillig zu, den Laufjungen sofort auf diesen Botengang zu schicken. Wenn Fanny ausnahmsweise einmal krank war, dann war sie eine schwierige Patientin. Überfiel sie gelegentlich eine Unpäßlichkeit oder eine grassierende Krankheit, dann unweigerlich mit beispielloser Heftigkeit. Keine ihrer Schulfreundinnen war so voll Masernpusteln gewesen wie sie; keine hatte einen schlimmeren Keuchhusten gehabt oder war mehr vom Ziegenpeter gequält worden. Daher war Abby nicht überrascht, daß sie Fanny in dem nach dem Rauch verbrannter Pastillen duftenden Zimmer in hohem Fieber vorfand. Die Patientin klagte unglücklich wimmernd, ihr sei heiß, unbehaglich, alle Glieder schmerzten, und sie sei kaum fähig, die Augenlider zu heben.
    »Arme Fanny!« sagte Abby leise, hob das gefaltete Taschentuch von Fannys Stirn und tränkte es frisch mit Essig. »Da – ist es so besser? Weine nicht, mein Liebling! Dr. Rowton kommt gleich zu dir und wird es dir bald behaglicher machen.«
    »Ich will ihn nicht! Ich bin nicht krank. Ich bin’s nicht, ich bin’s nicht. Ich will aufstehen! Ich muß aufstehen!«
    »Aber sicher, sollst du ja auch, sobald du dich besser fühlst«, sagte Abby beschwichtigend.
    »Ich fühle mich besser! Nur der Kopf tut mir weh, und ich kann die Augen nicht offenhalten, und alles an mir tut so weh!« weinte die Leidende. »Oh, Abby, bitte, mach, daß es mir schnell besser geht!«
    »Ja, Liebling, natürlich will ich das.«
    Diese Versicherung schien Fanny zu beruhigen. Eine Weile lag sie still und verfiel in einen unruhigen Schlummer. Nach wenigen Minuten wurde sie jedoch wieder unruhig, behauptete, es gehe ihr besser, versuchte aufzustehen und brach in Tränen aus, als Abby sie sanft in die Kissen zurückdrückte.
    Abby hatte

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