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Die galanten Memoiren der Madame Dumoncey

Die galanten Memoiren der Madame Dumoncey

Titel: Die galanten Memoiren der Madame Dumoncey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus
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Zeichen gab. Als sie mich dann erkannte, zeigte sie mir ihre ganze Freude.
Ich schlug ihr vor, mit mir wegzugehen. Aber sie gab mir mit ein paar Worten zu verstehen, weshalb ich sie ebenso wie mich selbst in Schwierigkeiten bringen würde, wenn sie diese beiden verfluchten Soldaten auf der Stelle verlassen würde. Ich begnügte mich deshalb damit, ihr meine Adresse zu geben.
Zwei Tage gingen vorüber, ohne daß ich meine Schneiderin sah. Am dritten Tag kam sie endlich um 10 Uhr morgens und warf sich zu meinen Füßen. Ich bat sie aufzustehen und umarmte sie herzlich. Danach ließ ich sie sich neben mich setzen, trotz des schrecklichen Zustandes, in dem sie sich befand. Ohne Unterwäsche und Kleider war sie ohne Zweifel ein Beispiel für die Unbeständigkeit der menschlichen Verhältnisse. Ein trauriger und verschämter Gesichtsausdruck schien ihr Herz zu verschließen.
Sie wollte sprechen, aber man sah, daß die Verwirrung sie zurückhielt und ihr die Worte abschnitt. Ich bemerkte das rasch. Damit sie es sich bequem machte und sie mir ihr Vertrauen schenkte, ließ ich sie ihre Lumpen ablegen und gab ihr alles, was sie benötigte, um sich zu bekleiden. Nachdem diese traurige und lästige Zeremonie beendet war, sagte ich ihr viele nette Dinge, wie am Schluß dies: »Ich will von Herzen gern, meine gute Freundin, daß Ihr heute bei mir bleibt!«
»Ach!« antwortete das Mädchen, wobei sie einen tiefen Seufzer ausstieß, »Ihr habt mir das Leben zurückgegeben!«
Dieser Seufzer, der ihr so ganz natürlich entschlüpfte, brach den Damm. Sogleich zeichnete mir meine Schneiderin ein so nahegehendes Gemälde ihres Unglücks, daß ich sie bitten mußte, nicht weiterzuerzählen. Ich bat sie auch, mir nicht mehr von solch schrecklichen Dingen zu sprechen. Dadurch wurde meinen Ohren der widerwärtige Bericht von unerhörten Grausamkeiten erspart, welche die Gardesoldaten mit unglaublicher Brutalität an ihr verübt hatten, als sie das Allgemeine Hospital verließ.
Jetzt wäre hier wahrscheinlich eine gute Gelegenheit zu schildern, was die Verbrecher von Gardesoldaten so machen. Diese Schilderung würde hinreichend vervollständigt durch das, was die unglückliche Schneiderin mir erzählte. Ich schaudere vor Schrekken, wenn ich nur an diese Monster denke.
Man möge es mir erlassen, in Einzelheiten zu gehen, was es an Schrecklichem gibt und was man in der Alten und Neuen Welt an abscheulichen, grausamen und brutalen Ereignissen berichten kann.
Soviel nur soll der Leser wissen, daß unsere Schneiderin in den grausamen Krallen und gierigen Schlündern dieser scheußlichen Leuteschinder war. Sie war eines der bejammernswerten Opfer der Prostitution. Die Freuden dieses Berufes schienen sie beharrlich zu meiden, oder sie stellten sich nur ein, um sie zu erschöpfen und zu einer täglichen Freude dieser mitleidlosen Geier zu machen. Auch beendete sie sehr rasch ihre Laufbahn. Die neuen Lebensumstände, in die ich sie versetzte, waren für sie die einzige Veränderung ihres traurigen Schicksals. Es bescherte ihr noch eine Krankheit, durch die das unglückliche Mädchen, nachdem es zwei Monate bei mir gewesen war, am ganzen Körper mit Geschwüren bedeckt, in eine andere Welt einging. Ihr achtundzwanzigstes Lebensjahr hatte sie noch nicht vollendet.
Ich freute mich wirklich für dieses arme Mädchen, und ich freue mich heute noch, daß ich ihr wenigstens ein paar unbeschwerte Tage vor ihrem Tode verschafft habe. Ich will aber diesen Abschnitt beenden, denn mir kommen die Tränen, und ich will weiter von mir sprechen.
Der Bezirk Marais gefiel mir wegen der großen Zahl und Qualität der Freier sehr gut. Jeden Tag kam ich auf meine Kosten. Denn von größtem Interesse für mich war, daß ich gut bezahlt wurde. Das kann ich beweisen. Ich hatte nämlich berechnet, wieviel mir jeder Stoß meines Hinterns einbrachte. Ich fand, daß sich meine Gelenke niemals für weniger als 1 Écu bewegten.
Welche Freude machte diese Art zu vögeln! Ich hätte es noch lange so getrieben! Bestimmt! Und sicherlich ohne diese verabscheuungswürdigen Wesen, die man zu Recht »Spürhunde der Bordelle« nennt und im Volksmund »Knebelbärte«. Diese Sorte von Menschen ist geschaffen worden, um uns zu quälen. Ohne sie wäre eine Dirne sehr glücklich. Zufrieden wie eine Königin, nur mit einer Kupplerin oder Modistin, würde es ein Mädchen sehr weit bringen, wenn man sie nicht ausbeuten würde. Das eigentliche Talent eines »Knebelbartes« ist es, sie diesem Ziel

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