Die galanten Memoiren der Madame Dumoncey
ausgeübt. Das schlimmste dabei aber ist, daß diese verdorbenen Männer, die der ruchlosen Neigung der Sodomie huldigen, ihr mit wenigen Kosten in gewissen Ländern frönen können. In Deutschland und in anderen bekannten Ländern Europas läßt sich ein Soldat auf der Wache in den Arsch ficken. Dazu nimmt er sich einen oder zwei kräftige Männer, von denen jeder dreieinhalb Sou kostet.
Aber ich schweife ab!
Ich will mich wieder meiner Person zuwenden! Ihr wißt ja, daß der junge Mann, um es frei heraus zu sagen, meinen Hintern gevögelt hat. Ich genoß eine sagenhafte Freude, ihn an einer Stelle herumfummeln zu lassen, die er noch nicht kannte. Am Ende zog er ihn in allen Ehren und ohne Schaden heraus. So also verschaffte mir meine Reise die schönsten und köstlichsten Freuden. Ich ließ mir meinen Hintern von einem Barnabitermönch vögeln. Er fand es wunderbar. Wahrlich, er hielt es für ein großes Wunder, das alle angeblichen Wunder des Begründers der christlichen Religion übertrifft, wie die Verwandlung von Wasser in Wein, Stumme zum Reden zu bringen, Wiederauferweckung vom Tod und vieles andere. Zu guter Letzt also hatte ich einen jungen, zarten und guten Schwanz im Hintern.
Hätte ich besser bedient werden können? Konnte eine Dirne eine schönere Reise machen?
Schließlich kam ich nach Paris so glücklich wie nur möglich, ohne daß ich unterwegs nur einen Augenblick Langeweile verspürt hätte.
Mein Barnabitermönch bedankte sich bei mir tausendmal. Allem Anschein nach brachte er eine ordentliche Syphilis mit in seine Zelle. Ich weiß nicht, ob seine Mitbrüder ihm Dank wußten, daß er ein so entstellendes Bläschen hatte.
Um zu erfahren, was aus dem jungen Mann geworden ist, ermahnte ich ihn öfters, mich manchmal zu besuchen. Ich gab ihm die Adresse meiner Schneiderin an, die nahe der Kirche SaintEustache wohnte. Mit großer Freude nahm sie mich jedesmal bei sich auf.
Ja, diese Frau, sie war wahrhaft eine Freundin. Natürlich habe ich ihr auch von meiner Geschlechtskrankheit und meinen anderen Abenteuern erzählt. Sogleich mietete sie mir eine Wohnung in der Rue Saint-Avoye, wo ich durch die Bemühungen des berühmten Arztes Quertant Audoucest innerhalb eines Monats völlig von den Folgen meiner Krankheit geheilt wurde.
Danach hörte ich keineswegs auf, mich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Ich trat jetzt in Paris wie eine richtige Dirne auf. Sehr viele Leute verachten das Viertel Marais. Was mich aber anbelangt, fand ich es vorzüglich für mein Gewerbe geeignet. Das Beamtenpack bevölkert es zu allen Jahreszeiten. Marais ist sozusagen ihr zweites Zuhause. Ein Beweis dafür ist, daß ich sie in großer Zahl zu mir strömen sah. Sie kamen alle zur Dumoncey, um sich zu amüsieren und zu erquicken. Dies war mein Name, den ich bei meiner Ankunft in Marais angenommen hatte, weil der Name Morantcour, den ich vorher führte, nach meiner Ansicht geändert werden mußte. Ja, das gestehe ich ein.
Das Ficken mit den Beamten hätte mir mehr Spaß gemacht, wenn sie weniger pedantisch wären. Sie haben auch eine so alberne Ausdrucksweise! Ohne Zweifel ist sie eine Folge der verdammten Pedanterie. So nennen sie beispielsweise den letzten Stoß beim Vögeln: Vögeln mit Arrest, den zweiten: Vögeln mit nochmaliger Probe, da sie ihn ja wieder in die Muschi stecken. Wie seicht ist doch eine solche Ausdrucksweise! Aber wahrhaft, das Geld dieser Beamten entschädigt mich für viele Dummheiten und Albernheiten. Noch eines will ich über diese Personen sagen, bevor ich das Thema beende: Die Beamten – ich spreche weniger von den höheren Rängen – haben mir in Marais ein Höchstmaß an Lust verschafft. Ich habe in diesem Viertel völlig von ihrem Geld gelebt. Ohne sie hätte ich nicht die Tat der Nächstenliebe vollbringen können, durch die ich mich, wie man bald sehen wird, in sehr gerechter Weise gegenüber der Schneiderin aus der Besserungsanstalt in Le Havre de Grâce erkenntlich zeigte.
Als ich eines Tages im Kloster der Benediktiner war, um zu sehen, ob ich alte Bekannte wiedersehen könnte, fiel mein Blick auf eine Frau zwischen zwei Gardesoldaten. Wie groß waren meine Überraschung und mein Erstaunen! Ich glaubte, meine teure Schneiderin wiederzuerkennen, deren Unglück mir große Sorgen verursacht hatte. Ich konnte es nicht begreifen, wie sie sich in eine solche Gesellschaft begeben konnte.
Ich blickte zu ihr hin und begegnete bald ihren Augen, deren wirrer Blick mir genug sagte, so daß ich der Frau ein
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