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Die Galerie der Lügen

Titel: Die Galerie der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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das Gehirn dahinter ist noch sehr aktiv.«
    Alex starrte ihren Klonbruder fassungslos an. Hatte er zufällig ausgerechnet dieses Wort benutzt? Das »Gehirn«. Sie blinzelte benommen. »Die Gestalt im Regenmantel mit dem Bowler in der Hand – bist du das gewesen?«
    »Ich hatte gehofft, durch das Symbol des Hutes könnte ich mich dir als Vertrauensperson zu erkennen geben. Aber dann ist ja dein Freund dazwischengeplatzt.«
    »Shaw? Er ist nicht mein…« Alex verstummte, ehe sie etwas Falsches sagen konnte.
    »Wie auch immer«, erklärte Theo. »Wäre dieser Shaw nicht aufgekreuzt, hätten wir uns schon früher kennen gelernt. Danach habe ich mehrmals versucht, dich telefonisch zu erreichen.«
    »Ich war einige Male unterwegs.«
    »Ja, und wärst dabei beinah ums Leben gekommen. Der Blumenbote war die letzte Möglichkeit, die mir noch blieb, um dich zu warnen.«
    Alex nippte am Brunello und blickte in die Augen ihres Bruders. Sie waren wie die ihren violett. »Danke, Theo. Ich glaube, du kannst nicht ermessen, wie… erfüllt ich mich fühle – mir fällt kein besseres Wort ein. Die Wahrheit über unsere Herkunft zu erfahren ist ein ziemlicher Schock, aber dich zu sehen, mit dir zu sprechen, wiegt das Unbehagen bei weitem auf. Wie viele von uns hast du schon gefunden?«
    Er deutete zum Figurettenspalier. »Zähle die Statuen, dann weißt du es.«
    Diesmal tat sie es richtig. »Genau dreizehn?«
    »Von den meisten weiß ich nur, dass es sie gibt – oder gegeben hat. Neben dem Hermaphroditen ganz links siehst du eine weibliche und eine männliche Statue. Ich konnte mir die Patientenakten der beiden verschaffen. Man hat ihnen als Kleinkinder durch die dir sicher bekannten chirurgischen Eingriffe eines der beiden Geschlechter aufgezwungen. Danach verliert sich ihre Spur. Ich kenne weder ihre heutigen Namen noch ihren Aufenthaltsort. Aber ich komme voran. Die Mehrzahl unserer Geschwister lebt auf den britischen Inseln, der Rest dürfte über ganz Europa, vielleicht sogar auf anderen Kontinenten verteilt sein.«
    »Unglaublich! Wenn ich mich nicht verzählt habe, dann tragen sieben eine Augenbinde. Bedeutet das…?«
    Theo nickte mit düsterer Miene. »Das sind die, von denen ich weiß, das sie tot sind.«
    »Glaubst du, sie sind ermordet worden?«
    »Ich habe Grund zu der Vermutung, dass man uns aus der Welt schaffen will. Bei Terri Lovecraft bin ich mir ziemlich sicher, dass es Mord war.«
    »Dann müssen wir einen Bruder haben, der mit HUGE zusammenarbeitet. Ich vermute, er heißt Kevin.«
    Sie bemerkte, wie sich Theo versteifte. »Woher hast du diesen Namen?«
    »Von Mrs D’Adderio. Sie war…«
    »Terris Mutter, ich weiß.«
    »Hat sie Terris Embryo tatsächlich bis zur Geburt ausgetragen? «
    »Ja. Neide Lovecraft gehörte zu den Frauen, die ihr Kind nach der Entbindung behalten durften. Wie alle Paare mussten sich auch die Lovecrafts verpflichten, ihre Kinder regelmäßigen medizinischen Untersuchungen zu unterziehen. Das Menschenexperiment wurde also bis vor etwa sieben Jahren fortgesetzt.«
    »Bis zu unserer Volljährigkeit.«
    Theo nickte.
    Alex deutete auf Terris Figurette. »Du hast sie als Frau dargestellt und nicht als Hermaphroditen. Warum?«
    Seine Miene verfinsterte sich noch weiter. »Weil man sie verstümmelt hat. Die Lovecrafts wollten ein Mädchen. Also haben sie Terri eine Penisamputation verordnet, und sie hat es einfach über sich ergehen lassen.«
    »Soweit mir bekannt ist, war sie damals noch ein Kind.«
    »Sie war alt genug, um sich dagegen zu wehren. Und später hat sie sich willenlos in die ihr zugewiesene Rolle gefügt.«
    War das Verachtung, die Alex da hörte? »Anscheinend hat dieser Kevin sie dann wieder umgedreht. Sie zeigte sich mit einem Mal in Männerkleidern. Aber wirklich glücklich schien sie trotzdem nicht zu sein.«
    »Wundert dich das?«, schnaubte Theo. »Wer seine wahre Natur verleugnet, der wird früher oder später an seiner Lüge Schiffbruch erleiden. Wie steht es mit dir, Alex? Bist du noch so, wie unser Vater es sich vorgestellt hat? Äußerlich siehst du aus wie eine Frau?«
    Zum ersten Mal betrachtete sie genauer Theos Kinn und Oberlippe. Tatsächlich! Da waren, kaum sichtbar zwar, aber doch vorhanden, Bartstoppeln. Sie blickte kurz zu ihrer Figur hinüber. »Bei mir ist noch alles dran, falls du das meinst. Mein weibliches Äußeres verdanke ich einer Androgenresistenz. Es wäre aberwitzig, wenn ich mich da als Cowboy aufspielen würde.«
    Er nickte mit einem

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