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Die Galerie der Lügen

Titel: Die Galerie der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Beschwörend redete sie auf ihn ein. »Bitte beruhige dich, Theo. Du kannst nicht ungeschehen machen, was passiert ist. Aber…«
    Er unterbrach sie mit einer wegwerfenden Geste. »Wer sagt denn das? Dieser… Doktor Frankenstein, der uns aus seinen Genen erschaffen hat, um der Evolution auf die Sprünge zu helfen, darf nicht triumphieren.«
    »Das ist ein Vierteljahrhundert her, Theo. Vielleicht lebt er gar nicht mehr.«
    »Er schläft – er versteckt sich –, aber er lebt, das versichere ich dir. Und er hat versucht, dich zu töten. Am liebsten würde er alle seine Hermaphroditen eliminieren.«
    »Können wir ihn nicht bei der Polizei anzeigen? Offenbar hast du doch Beweise.«
    »Ein paar persönliche Aufzeichnungen meines Adoptivvaters. Damit bekommen wir nicht mal eine Verurteilung, geschweige denn eine gerechte Strafe.«
    »Irgendetwas muss sich doch gegen ihn unternehmen lassen!«
    Ein diabolisches Grinsen erschien auf Theos Gesicht. »Aber das tun wir doch längst, Schwester.«
    »Du meinst die › Galerie der Lügen ‹ ? Meine Artikel?«
    »Unter anderem.« Sein kleines böses Lächeln wollte nicht abreißen.
    Unvermittelt wurde Alex klar, was ihm solches Vergnügen bereitete. Ihr Mund öffnete sich vor Staunen, die Augen drohten ihr aus den Höhlen zu rollen. »Du steckst hinter den Museumseinbrüchen!«
    »Ich habe mich schon die ganze Zeit gefragt, wann du endlich darauf kommst.«
    »Aber das ist…« Sie schüttelte verständnislos den Kopf.
    »Terroristisch?«, schlug er vor.
    »Zumindest kriminell. Außerdem ist ein Mensch dabei ums Leben gekommen.«
    Er nickte mit einer Miene des Bedauerns. »Ariel ist für unsere Sache den Märtyrertod gestorben.«
    Alex hatte weniger an die Täterin als an den Museumswächter gedacht. Dennoch wanderte ihr Blick unwillkürlich zu der so benannten Frauenstatue mit den verbundenen Augen. Sie spürte Groll in sich aufsteigen. »Und ich habe dir geglaubt.«
    »Was meinst du?«, fragte er erstaunt.
    »Dein Kassiber. Es hörte sich so an, als wolltest du meinen Kampf mittragen und als würden wir uns nur an die Attentäter dranhängen, um eine Botschaft in die Medien zu bringen, für die sich sonst niemand interessiert hätte.«
    »Habe ich in dem Brief bestritten, selbst das › Gehirn ‹ zu sein, wie du den Täter zu nennen pflegst? «
    »Nein. Aber deine Worte waren bewusst irreführend gewählt. Von wegen, › sofern es weitere spektakuläre Kunstdiebstähle geben wird ‹ ! Du hast sie ja geplant.«
    »Eben. Deshalb sagte ich auch, dass ich davon ausgehe. Und wirf mir bitte nicht vor, ich würde die Macht der Worte missbrauchen. Nicht du, Alex.«
    Sie funkelte ihn wütend an. Longfellow und Shaw hatten sie in der Einbruchsserie der Komplizenschaft bezichtigt. Genauso fühlte sie sich jetzt: wie eine Mittäterin. Der Vertrauensvorschuss, den sie Theo aufgrund ihrer genetischen Verbindung eingeräumt hatte, war so gut wie aufgezehrt. Ja, es regte sich sogar Argwohn in ihr.
    »Und warum musste Ariel sterben? Warum trug sie kiloweise Sprengstoff am Körper?«
    Ein Schatten wanderte über Theos Gesicht. »Sie hat darauf bestanden, die Sache selbst durchzuführen. Wir wollten die Statue nicht zerstören, sondern darauf eine Botschaft hinterlassen. Sich den Anzug mit Brandbeschleunigern und Sprengmitteln auszupolstern war ganz allein ihre Idee. Ihre Ultima Ratio, wie sie es nannte: Der letztmögliche Ausweg für den Fall, dass sie entdeckt würde. Sie durfte dem Sicherheitsdienst oder der Polizei um keinen Preis in die Hände fallen.«
    »Ihre Idee? Klingt eher nach einem genialen Einfall des › Gehirns ‹ .«
    »Es ging darum, unsere wahre Natur zu verbergen. Hätte es nicht die Genanalyse gegeben, wäre es auch dabei geblieben.«
    »Alles klar. Deshalb hat einer von euch zwei Superschlauen auch seine Fingerabdrücke hinterlassen.«
    »Raffiniert, nicht? Ich habe sie höchst persönlich auf unserer Blackbox angebracht.« Theo grinste.
    »Du hast sie absichtlich… ?« Alex schnappte nach Luft.
    Ihren Tischnachbarn schien das noch mehr zu amüsieren. »Mit Korruption kommt man zwar weit, wie dir meine Kassiber in Holloway ja bewiesen haben, doch ich kann mit meinen durchaus erklecklichen Mitteln nicht sämtliche Polizeien Europas oder sogar der ganzen Welt bestechen. Irgendwie wollte ich aber herausfinden, wer und wo meine anderen Geschwister sind.« Theo deutete zu den Wandnischen mit den Figuretten. »Du siehst ja, wie viele Namensschilder noch unbeschriftet sind. Ich

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