Die Galerie der Lügen
hegte den Verdacht, HUGE könnte dafür Sorge getragen haben, dass sie ihre kostbaren Experimente nicht verlieren. Eine internationale Fahndung nach ein paar Fingerabdrücken könnte vielleicht zu Tage fördern, was ich alleine nie geschafft hätte.«
»Reichlich spekulativ. Selbst bei eineiigen Zwillingen sind die Fingerabdrücke verschieden.«
»Aber oft ähnlich. Und ich hatte Ariels Abdrücke mit meinen verglichen. Sie waren verblüffend ähnlich!«
»Deshalb hat der Interpol-Computer dann wohl auch meinen und Terris Namen ausgeworfen.«
»Was mich im ersten Moment irritierte«, räumte Theo ein. »Ich hatte mit einer größeren Ausbeute gerechnet. Aber ich wurde entschädigt, als ich dich genauer kennen lernte.«
Alex versuchte das Kompliment zu ignorieren, was ihr nicht leicht fiel. »Du hättest deine Fingerabdrücke vielleicht deutlicher auf dein Elektronikkästchen stempeln sollen.«
»Ich habe sie mit all ergrößter Sorgfalt angebracht.«
»Die Kriminalpolizei sagte mir, sie seien von minderer Qualität gewesen. Deshalb habe man mich auch mit dem Täter aus dem Louvre verwechselt.«
Theo schüttelte bedeutungsschwer den Kopf. »Meine Abdrücke waren so sauber gesetzt, dass ich schon fürchtete, man könnte sie für Silikonfälschungen halten. Offensichtlich hat irgendjemand die Ergebnisse manipuliert. Würde mich nicht wundern, wenn dieselben Leute, die unser Profil in die Datenbanken eingetragen haben, auch ein elektronisches Alarmglöckchen installierten. Als man deine Abdrücke abrief und weiterreichte, muss dieser Mr X informiert worden sein. Er kam aber zu spät. Du warst schon festgenommen. Alles, was ihm noch blieb, war Schadensbegrenzung. «
Alex konnte sich zwar der Logik seiner Argumente nicht ganz entziehen, wollte die Vorgehensweise aber auf keinen Fall billigen. »Dieser › bombige Plan ‹ von Paris – du bist wahnsinnig, Theo!« Sie leerte erneut ihr Weinglas. Der Brunello glitt ölig ihre Kehle herab.
Abermals füllte er ihr mit großer Sorgfalt nach, ehe er entgegnete: »Nur der Schmerz des Verlustes kann den Menschen jene Klarheit zurückgeben, die sie brauchen, um sich aus dem hypnotischen Bann des Naturalismus zu befreien.«
»Ist das der Leitsatz aus deinem selbst geschriebenen Terroristenhandbuch? «
Er schüttelte bedächtig den Kopf. »Nur der logische Schluss, nachdem die Pfeile der Ignoranz einem fast den Verstand abgetötet haben. Was glaubst du, warum ich nach deiner Entdeckung so aufgeregt war? Da gab es noch jemanden wie mich. Einen Hermaphroditen…«
»Das waren Ariel und Terri auch«, fiel sie ihm verärgert ins Wort.
»Einen Hermaphroditen«, setzte er erneut an, »der meine Gedanken und Gefühle auszudrücken verstand.«
»Ich bin weder Dieb noch Selbstmord-Attentäter.«
»Mag sein. Aber du kannst ebenso wie ich ein Lied davon singen: Die Wissenschaft lügt, wenn sie behauptet, es gebe keinen Zweck in unserem Dasein. Indem sie das blinde Wirken der Natur zur einzigen Kraft im Universum erklärt, lehnt sie auch die Unterscheidung von Gut und Böse ab. So wie es die Schlange im Paradies Eva einzureden versuchte: Tu alles, was du willst, ohne dich von einem schlechten Gewissen plagen zu lassen. Wer den Zufall zum Gott erhebt, wer Ethik und Moral auf das Niveau von Sinnestäuschungen reduziert, der muss sich vor keiner höheren Instanz verantworten. Sieh dir uns beide an. Ob dieser Teufel Spaß daran gehabt hat, aus seiner DNA eine Brut kleiner Monster zu züchten?«
Alex glaubte, der bittere Ton ihres Gegenübers würde ihr die Trommelfelle verätzen. Als könnte sie den Schmerz, den ihr Theos tief sitzender Groll bereitete, damit fortspülen, nahm sie einen weiteren großen Schluck aus ihrem Glas.
»Wir mögen zwar einige Ansichten teilen«, sagte sie mit schwerer Zunge, »aber im Gegensatz zu dir denke ich nicht, dass der Zweck jedes Mittel rechtfertigt. Außerdem werden die aufgewühlten Gefühle einiger Kunstliebhaber allein wohl kaum eine solche Veränderung herbeiführen können, wie du sie dir erhoffst.«
»Da gebe ich dir sogar Recht. Aber die › Galerie der Lügen ‹ , wie du sie so treffend genannt hast, legt die großen Irreführungen des Naturalismus und seiner Königsdisziplin, der Lehre von der Evolution, bloß. Mir war von Anfang an klar, dass die Menschen nicht mit einem einzigen Paukenschlag aufgerüttelt werden können – Gott hat die Welt ja auch nicht an einem Tag erschaffen.«
»Hast du je ernsthaft geglaubt, die Menschen aus
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