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Die Galerie der Lügen

Titel: Die Galerie der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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er.
    »Nicht nötig«, erwiderte sie trotzig. Alkohol enthemmt.
    Kurz darauf hielt Theo auch die weinfleckigen Jeans in der Hand. »Ich kümmere mich sofort darum«, versprach er und eilte aus dem Bad.
    Sie sah ihm nach.
    Als sie das Klicken des Schlosses hörte, kehrte ihr Argwohn mit brachialer Gewalt zurück.
    Für kurze Zeit war sie wieder nüchtern. Sie stolperte aus dem Bad, über den tiefen Teppich zur Tür, drehte am Knauf und gewahrte, was ihr längst klar war. Theo hatte sie eingeschlossen.
    Sie war seine Gefangene.
    Mit weit aufgerissenen Augen drehte sie sich um und sah zu den Fenstern hinüber. Ja, sie waren vergittert, die Läden geschlossen. Ein plüschiges Gefängnis.
    Im nächsten Augenblick entfaltete das in ihren Blutkreislauf ausgeschüttete Adrenalin seine volle Wirkung. Alex fing an zu toben. Sie hämmerte mit den Fäusten gegen die Tür und rief immer wieder Theos Namen. Nur allmählich wurde ihr bewusst, wie gedämpft ihre Schläge hallten. Massives Holz klang anders. Das Ding musste einen Stahlkern haben.
    Wie eine Kerkertür.
    Das Toben der Gefangenen wurde heftiger. Aber was immer ihr wild pochendes Herz neben Adrenalin und Alkohol durch die Blutbahnen pumpte, war stärker als ihr Wille. Ihr Widerstand erlahmte. Die Fäuste rutschten kraftlos an der Tür herab. Den bleischweren Kopf dagegen gelehnt, begann sie zu schluchzen.
    Erst jetzt vernahm sie dumpf von der anderen Seite Theos Stimme.
    »Ich werde mich um dein Sweatshirt kümmern, Schwester. Am besten, du schläfst dich derweil einmal richtig aus. Du wirst sehen, wenn du wieder aufwachst, bist du wie neu geboren.«

 
    Kapitel 14
     
     
     
    »… will ich nur gleich mit dem reumütigen Geständnis beginnen, dass ein kleiner Teil meiner zahlreichen Embryonenbilder… wirklich… › gefälscht ‹ sind all jene nämlich, bei denen das vorliegende Beobachtungsmaterial so unvollständig oder ungenügend ist, dass man bei der Herstellung einer zusammenhängenden Entwicklungskette gezwungen ist, die Lücken durch Hypothesen aufzufüllen.«
    Ernst Haeckel
     
     
    NATIONALPARK › DE HOGE VELUWE ‹
    (OTTERLO, NIEDERLANDE),
    Sonntag, 14. Oktober, 22.00 Uhr
     
    Die Luft im Kontrollraum schien elektrisch geladen zu sein. Operation »Babel« strebte ihrem Höhepunkt entgegen. Schon den ganzen Sonntag über hatte im Kröller-Müller-Museum der Ausnahmezustand geherrscht, aber seit die Öffentlichkeit um fünf Uhr nachmittags ausgesperrt worden war, galt Alarmstufe rot. Die Polizei hatte den Nationalpark hermetisch abgeriegelt – jedenfalls behauptete dies Gaemers, der Einsatzleiter. In der Galerie patrouillierten vorwiegend die museumseigenen Sicherheitsleute. Darwin saß zwischen dem stellvertretenden Direktor und seinem Kollegen vor einem Überwachungsmonitor.
    »Vielleicht haben wir uns geirrt«, sagte Blackwater. Sein schlechtes Gebiss quälte sich mit einem Wildkirschkaugummi. »Also, ich hätte nichts dagegen«, bemerkte Boumans. Der bange Ausdruck auf seinem Gesicht war auch im Halbdunkel des Kontrollraumes nicht zu übersehen.
    »Ich glaube nicht, dass wir mit einem neuen Bombenanschlag zu rechnen haben«, erklärte Darwin, weil er ahnte, was den Vizedirektor bewegte. Tatsächlich war er sich da nicht so sicher. Von Alex Daniels fehlte weiterhin jede Spur. Wenn das »Gehirn« diejenige, die sich am besten in seine Denkweise hineinversetzen konnte, ermordet hatte, dann würde es auch vor weiteren Bluttaten nicht zurückschrecken.
    Angestrengt starrte er wieder auf die Mattscheibe. Der Bildschirm zeigte das Kabinett mit dem Gemälde von Hendrick van Cleef, um das sich seit vier Tagen alles drehte. Nein, nicht alles, korrigierte er sich in Gedanken. Nebenbei hatte er noch das Guthaben seiner Prepaid-Karte reduziert.
    Am Samstagabend war Longfellow mit einem Anruf in die Vorbereitungen geplatzt.
    »Die Kollegen von der Gerichtsmedizin haben Überstunden gemacht«, verkündete der Kommissar stolz.
    »Sie haben Julian Kendish obduziert?«, fragte Darwin gespannt.
    »Ja. Wussten Sie, dass er an Leukämie erkrankt war und zu allem Übel auch noch schwer unter Diabetes mellitus litt? Er musste sich regelmäßig spritzen.«
    »Er war Diabetiker? Davon hatte ich keine Ahnung. Ist er etwa daran gestorben?«
    »Als Todesursache hat der Arzt › Hypoglycämie ‹ angegeben: Insulinschock.«
    »Mit anderen Worten, er hatte zu wenig Zucker im Blut.«
    »Ich habe mich vom Gerichtsmediziner darüber aufklären lassen, dass ein diabetischer Schock

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