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Die Galerie der Lügen

Titel: Die Galerie der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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nickte lächelnd. »Jetzt sind Sie platt, stimmt’s?«
    »Das können Sie laut sagen.«
    »Lieber nicht«, raunte der Detective, nahm Darwin am Ellbogen und schob ihn den Gang entlang, an einer Reihe von Türen vorbei. Unterwegs lieferte er weitere Details. »HUGE wurde 1974 als eine MacKane-Stiftung gegründet. Zwanzig Jahre später hat der Mutterkonzern dann der Gemeinnützigkeit entsagt und das Institut in eine Biotech-Firma umgewandelt.«
    Sie hatten fast das Ende des Gangs erreicht, als sich dort unerwartet eine Tür öffnete. Eine Brünette in weißer Bluse und engem grauem Rock trat aus dem Zimmer. Sie nickte den beiden Männern zu. Longfellows eben noch verschwörerisch leise Stimme wurde mit einem Mal laut und förmlich.
    »Wie dem auch sei, ich kenne den Bericht der holländischen Kollegen und habe die Bilder der Überwachungskameras gesehen. Die Indizien sprechen gegen Alex Daniels. Die Mehrheit der Kollegen ist sich darüber einig, dass sie die Einbrecherin von Otterlo ist. Ihre Entführungsgeschichte hört sich eher nach einem plumpen Schwindel an.«
    Inzwischen war die Mithörerin verschwunden, und Darwin fragte irritiert: »Entführung?«
    Longfellow nickte und fiel in den konspirativen Ton zurück. »Wir konnten bisher nur kurz mit Daniels reden. Den Grund werden Sie gleich sehen. Sie beteuert, vor dem Haus Ihrer Schwester von einer Person abgeholt worden zu sein, deren Namen sie uns nicht nennen will. Würde mich nicht wundern, wenn Kevin T. Kendish dahinter steckte.«
    »Theo?«
    Der Kriminalbeamte nickte. »Jedenfalls behauptet sie, der Entführer habe sie mit verbundenen Augen in ein Haus gebracht, wo er sie unter Drogen setzte und gefangen hielt.«
    »Mein Gott!« Das hörte sich tatsächlich abenteuerlich an! Darwin fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Auf den Überwachungsbildern vom Kröller-Müller-Museum – sind Ihnen die kurzen Haare der Einbrecherin aufgefallen? Als ich Daniels zuletzt gesehen habe, war die Frisur ganz anders.«
    »Ist sie immer noch, aber – he, Darwin, wir beide wissen, dass es Perücken gibt.«
    »Würde eine Blondine mit halblanger Frisur, wenn sie sich tarnen wollte, einen Kurzhaarschnitt im selben Ton wählen?«
    »Vielleicht ist Daniels ja sehr raffiniert und will genau, dass wir so denken. Ich bin ein kriminalistischer Dinosaurier, Darwin. Science-Fiction-Geschichten von geklonten Museumsräubern behagen mir nicht.«
    »Geklont? Wie meinen Sie das?«
    »War nur ein Vergleich. Sie wissen noch nicht alles. Als die Polizei auf den flüchtigen Dieb schoss, wurde er am Arm verletzt.«
    »Verletzt ja. Aber wo, das konnten die Schützen nicht genau sagen.«
    »Daniels trug bei der Festnahme dieselben Sachen, die im Kröller-Müller-Museum gefilmt wurden – mittlerweile dürften sie auf dem Weg ins Labor sein. Am Ärmel ihres Pullovers befindet sich ein blutverkrustetes Loch. Und Daniels hat eine Wunde am Arm…«
    »Ist sie… schwer verletzt?«
    Longfellow grinste. »Immer noch verknallt? In einen Zwitter?«
    »Unsinn. Aber sie ist mir nicht gleichgültig. Wie geht es ihr?«
    »Sie macht einen ziemlich verstörten Eindruck. Redet kaum. Aber körperlich scheint es ihr den Umständen entsprechend gut zu gehen. Natürlich haben wir sofort einen Arzt kommen lassen – das war der Grund, warum wi r bisher kein richtiges Verhör durchführen konnten. Er ist immer noch bei ihr.« Longfellow zeigte mit dem Daumen in Richtung Tür.
    Darwins Blick folgte dem Finger. »Sie hasst Ärzte.«
    »Ich weiß. Hab den Doktor vorgewarnt. Die Kollegin, die Daniels bei seiner Ankunft bewachte, sagte mir, es hätte außer einem bitterbösen Blick an seine Adresse keinerlei Reaktionen gegeben. Im Gegenteil, er hat ihr etwas zugeflüstert, und danach wurde sie lammfromm.«
    »Merkwürdig.«
    »Gibt es irgendetwas, das an Alex Daniels nicht merkwürdig ist?«
    Darwin kratzte sich am Hinterkopf. »Tun Sie mir bitte einen Gefallen, Mortimer. Lassen Sie auch die DNA des an dem Sweatshirt sichergestellten Blutes überprüfen. Würde mich nicht wundern, wenn wir eine neue Überraschung erleben.«
    Longfellow nickte. »Habe ich sowieso vorgehabt.«
    In diesem Moment öffnete sich die Tür, vor der sie standen. Ein kleiner Mann mittleren Alters mit Brille, schwarzer Ledertasche und sportlicher Kombination trat heraus. Darwin erhaschte durch den Spalt einen Blick auf eine Polizeiuniform; unter der Mütze schaute ein blonder Zopf hervor. Die Tür schloss sich wieder. Von Alex hatte er nichts

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