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Die Galerie der Lügen

Titel: Die Galerie der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Schussverletzung und ein paar kleineren Schnittwunden fehlt ihm nichts. Ach ja, und Sie müssen schreien, damit er Sie versteht.«
    »Was? Wieso?«
    »Seine Trommelfelle haben die Explosion weniger gut verkraftet. Aber sie sind nicht gerissen. Wie gesagt, Ihr Mann hat großes Glück gehabt.«
    Alex lächelte Darwin selig an. Mit einem Mal wurde ihr bewusst, was der Arzt da eben gesagt hatte.
    »Wir sind nicht verheiratet. Wir sind Partner«, stellte sie rasch klar.
    Der Helfer schmunzelte. »Natürlich. Das sieht man ja.«
    »Was…?«
    »Ich gehe mal nach draußen und vergewissere mich, ob die anderen Verletzten gut versorgt sind«, unterbrach sie der Mediziner.
    »Ist jemand ernstlich zu Schaden gekommen?«
    »Zum Glück nicht. Die Spezialkräfte haben hier drinnen alle Helme und Schutzwesten getragen. Die Splitter müssen wie Schrapnelle durch die Luft gesaust sein. Es gibt ein paar unschöne Fleischwunden, nichts, was man mit Nadel und Faden nicht reparieren könnte.« Der Arzt hob die Hand. »Also dann. In fünf Minuten schicke ich zwei Sanitäter, die Ihren… Partner ins Krankenhaus bringen, damit wir ihn nach allen Regeln der Kunst zusammenflicken können. Er hat es verdient. Ohne ihn hätte die Welt keinen David mehr.«
    Der Nothelfer verschwand in Richtung Ausgang.
    »Wie geht es dir, Partner?«, fragte Darwin. Er sprach ungewöhnlich laut. In seinen Augen lag etwas, das Alex nicht zu deuten vermochte.
    »Vermutlich besser als dir«, rief sie. In ihrer Nähe drehten sich einige Polizisten um.
    Stampfende Schritte näherten sich den beiden. Es war Com an dante Mello mit zwei seiner Adjutanten; einer davon war Ernesto Stagi.
    »Sie sind vorhin so damit beschäftigt gewesen, Ihre Besinnung zurückzuerlangen, dass ich Ihnen noch gar nicht zur Rettung unseres David gratuliert habe«, sagte der Einsatzleiter auf eine eher spöttische als anerkennende Weise. Seine befehlsgewohnte Stimme war offenkundig kräftig genug, um von Darwin verstanden zu werden.
    Der verzog das Gesicht. »Ihr Notarzt meinte, da seien höhere Mächte im Spiel gewesen.«
    Mello lächelte säuerlich. »Oder die Geistesgegenwart eines militärisch gedrillten Mannes, der weiß, wo er sich in einer brenzligen Situation verschanzen muss. Aber möglicherweise hat Dottor e dei Rossi auch Recht, und ich habe Unrecht. Vielleicht muss man an Wunder glauben, um so etwas zu überleben. Immerhin war es die Mutter Gottes, die Sie vor dem Tod bewahrt hat.« Er zeigte auf die Pietà Palestrina.
    Alex gefiel der ironische Unterton des Kommandanten nicht. Dennoch folgte ihr Blick der deutenden Hand. Sie bemerkte einige frische »Narben« auf der ohnehin zerklüfteten Figurengruppe. Am Fußboden entdeckte sie darüber hinaus einen rechteckigen Fleck. Die Druckwelle musste das Kunstwerk von der Stelle gedrückt haben. Wäre es auf den dahinter kauernden Mann gekippt, hätte es ihn vermutlich erschlagen.
    »Wie auch immer«, schrie Darwin. »Ich bin heilfroh, noch am Leben zu sein.«
    Der Kommandant nickte ernst. Mit einer raumgreifenden Geste schloss er alle Skulpturen im näheren Umkreis ein. »Die Restauratoren werden vermutlich länger mit der Behebung der Schäden zu tun haben als Ihr Körper, Mr Shaw.«
    »Hat sich schon jemand den David angesehen?«
    »Die Figur ist praktisch unversehrt. Wenn Sie die Säule sehen, die den Druck der Explosion abgelenkt hat, dann wissen Sie warum.«
    »Ich bin noch nicht dazu gekommen«, rief Darwin.
    »Sie ist ungefähr einen Meter fünfzig über dem Sockel zur Hälft e weggesprengt worden. Schätze, man muss sie gegen eine neue austauschen. Mal was anderes, Mr Shaw.«
    »Ja?«
    »Hat die vermummte Person irgendetwas zu Ihnen gesagt, bevor sie sich in die Luft jagte?«
    »Nichts. Warum?«
    »Nun, das ist seltsam. Der Truppführer, der bei der Erstürmung des Korridors dabei war, wollte gesehen haben, wie sich die Person Ihnen zuwandte, so als spräche sie zu Ihnen.«
    Alex horchte auf.
    »Da hat er sich geirrt«, sagte Darwin. Sein Stirnrunzeln verriet Argwohn. Vermutlich fragte er sich, worauf der Kommandant eigentlich hinauswollte.
    »Danach, meinte er, sei die Attentäterin regelrecht ins Sperrfeuer seiner Männer gelaufen«
    »Das stimmt. Fragen Sie mich aber nicht nach dem Grund. Ich kann mir darauf auch keinen Reim machen.«
    Mello zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich hat sie am Ende resigniert. Wie auch immer, ich will Sie jetzt nicht länger quälen, Mr Shaw. Ungeachtet unserer persönlichen Differenzen möchte ich

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