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Die Galerie der Lügen

Titel: Die Galerie der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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das Wochenende nicht dazwischen gelegen, wäre es sogar noch schneller gegangen.«
    Alex traute ihren Ohren nicht. »Sie lassen lieber eine Unschuldige zwei Tage länger im Gefängnis sitzen, als eine Überstunde zu machen?«
    »Ich verstehe Ihren Unmut, aber die Kollegen bearbeiten so viele Fälle… Und sie müssen schließlich auch mal…«
    Der Detective kam Alex völlig konfus vor. Sie schluckte ihren Ärger hinunter. »Was ist bei dem Test herausgekommen?«
    »Nun ja, um es kurz zu machen. Die Analyse des Zellmaterials, das aus dem Hüftknochen der unidentifizierten Leiche entnommen wurde, und das Ihrige… genauer gesagt der Vergleich Ihrer DNA mit der…« Longfellow griff in die Hosentasche, zog ein kariertes Schnupftuch heraus und tupfte sich den Schweiß von der Oberlippe.
    »Mit der DNA der Toten?«, half Alex aus.
    »Ja. Die Untersuchung hat etwas Unglaubliches zu Tage gefördert. Ihre DNA ist mit derjenigen der verkohlten Leiche fast einhundertprozentig identisch.«
    Longfellow war das personifizierte Unbehagen. Entweder konnte oder wollte er seinem Gegenüber nicht ins Gesicht sehen.
    Er musste aus dem Bericht noch etwas anderes über die Tote und ihren genetischen Zwilling erfahren haben. Etwas, das er nicht an sich heranlassen wollte.
    Alex verspürte wenig Neigung, das Thema von sich aus zur Sprache zu bringen. Das Monsterding hatte ihr genügt. Eines interessierte sie aber doch.
    »Haben Sie inzwischen herausbekommen, wie meine Fingerabdrücke in die Polizeicomputer gekommen sind, Superintendent? «
    »Woher soll ich das wissen? Vielleicht haben Sie das ja Ihren Adoptiveltern zu verdanken.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Unsere Ermittlungen ergaben, dass Ihre Eltern bei einem wissenschaftlichen Projekt mitgearbeitet haben, das eine Sicherheitsüberprüfung erforderte. In gewissen Fällen bezieht man in so einen Check auch die übrigen Familienangehörigen mit ein. Das ist ganz normal.«
    »In gewissen Fällen?«, echote Alex.
    »Mehr kann ich Ihnen dazu nicht sagen«, wiegelte Longfellow ab. Rasch und unüberhörbar erleichtert fügte er hinzu: »Sie werden jedenfalls unverzüglich aus der Untersuchungshaft entlassen.«
    Alex spürte ihren Puls hinter den Ohren, so heftig schlug ihr Herz. »Dann ist dieser absurde Verdacht gegen mich also vom Tisch?«
    »Noch sind Sie nicht ganz aus dem Schneider. Eineiige Zwillinge sind genetisch völlig identisch, aber trotzdem hat man noch nie bei zweien gleiche Fingerabdrücke gefunden.«
    »Manchmal sind sie sich aber sehr ähnlich, nicht wahr?«
    »Das stimmt. Anscheinend kennen Sie sich in so was aus.«
    »Reines Amateurwissen. Ich habe mal gelesen, Fingerabdrücke seien empirische Tatsachenbeweise, also ein auf Erfahrungen, Beobachtungen und Experimenten beruhendes Verfahren.«
    »Sie sagen das so, als hätten Sie Zweifel an der Sicherheit der Methode. Das Muster der Papillarleisten ist bei jedem Menschen einzigartig.«
    »Da hat Mr Shaw aber letztens etwas anderes behauptet. Er sagte, die Chancen, dass zwei Menschen die gleichen Fingerabdrücke haben, stünden eins zu einhundert Millionen, wären demnach also durchaus gegeben.«
    »Nichts als Spekulationen.«
    »Mir erscheint es vernünftiger als die Vorstellung, dass mein Körper ein Archiv sämtlicher Linienmuster besitzt, die es gab, gibt und jemals geben wird. Wie anders könnte er sonst für mich eines heraussuchen, das einmalig ist?« Alex registrierte zufrieden, wie das »Monsterding« aus Longfellows Augen wich; sie hatte es wieder einmal geschafft, sich unsichtbar zu machen.
    Er reckte unbehaglich den Hals im Kragen. »Was wollen Sie eigentlich, Daniels? Möchten Sie lieber im Knast bleiben?«
    »Natürlich nicht. Mich interessiert lediglich, warum ich überhaupt freikomme. Wenn sogar eineiige Zwillinge die Polizei nicht an der Nase herumführen können, dann doch erst recht nicht eine Person, die nur annähernd das gleiche Genom besitzt wie ich.«
    Wieder räusperte sich Longfellow. »Die Fingerabdrücke im Louvre waren nicht besonders gut.«
    »Oh? Das höre ich zum ersten Mal.«
    »Der Befund hätte für eine Verurteilung sicher ausgereicht. Die für die eindeutige Identifizierung gesetzlich vorgeschriebenen sechzehn Minutien, also die zu vergleichenden anatomischen Merkmale der Papillarlinien…«
    »Ich kenne das Verfahren.«
    »Ja. Jedenfalls, die stimmten bei Ihren und den im Louvre gefundenen Abdrücken überein, aber man fand auch Abweichungen.«
    »Wie manchmal bei den

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