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Die Galerie der Lügen

Titel: Die Galerie der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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kurzen, rotblonden Haaren. Grinsend kam er auf den ArtCare-Ermittler zu.
    »Hi, Darwin. So früh schon auf den Beinen?«
    Der Gefragte zog die Augenbrauen hoch. »Alle Welt scheint heute um meinen Schönheitsschlaf besorgt zu sein. Ist niemand von der Museumsleitung hier? «
    »Die berufen gerade ihren Krisenstab ein.«
    »Schon was herausgefunden?«
    Spencer deutete zu den merkwürdig gekleideten Gestalten. »Keinen Zettel, auf dem steht: › Mein Name ist Tom Smith, und ich bin der Dieb. ‹ Wird noch eine Weile dauern, bis die Spurensicherung hier fertig ist. Aber wenn Sie es sich selbst ansehen wollen, dann folgen Sie mir unauffällig. In der Mitte des Saales dürfen wir uns frei bewegen.«
    Während Darwin im Schlepptau des Kriminalbeamten über den Parkettboden lief, fragte er: »Was genau meinen Sie mit es?«
    »Was Sie sich anschauen sollen?« Spencer blieb stehen und deutete zur Wand. »Das da.«
    Der leere Goldrahmen, in dem bis gestern ein Fünfzig-Millionen-Pfund-Rubens gehangen hatte, war für Darwin ein zwar deprimierender, aber nicht wirklich überraschender Anblick; die Parallele zum Tate Modern ließ sich nicht übersehen. Wie bei den drei vorhergehenden Museumseinbrüchen hatte der Dieb auch hier ein »Andenken« zurückgelassen. Es lag auf dem Parkettboden, direkt unter dem leeren Rahmen.
    »Eine graue Taube«, sagte Darwin.
    »Die Oberfläche sieht irgendwie rau aus. Könnte aus Ton sein«, mutmaßte Spencer. »In der Tate war’s ‘ne Wolldecke, oder?«
    Darwin nickte. »Es sind immer Elemente aus dem Unachtsamen Schläfer.«
    »Ist mir auch schon aufgefallen.«
    »Irgendeine Idee, was er damit bezweckt?«
    Spencer zuckte die Achseln. »Was weiß ich! Vielleicht will der Bursche sich über uns lustig machen.« Er deutete auf ein Bild, das auf den ersten Blick wie eine spiegelverkehrte Ausgabe des gestohlenen Parisurteils aussah. »Das da ist auch ein Rubens. Dasselbe Motiv. Käpten Langfinger hätte nur ein zweites Mal zuzulangen brauchen, und schon wäre er um fünfzig Millionen Pfund reicher gewesen. Hat er aber nicht. Verrückt, was?« Der Polizist zuckte die Achseln. »Soll der Chef sich darüber den Kopf zerbrechen.«
    Darwin saugte die in Öl gebannte Szenerie regelrecht in sich auf. Die drei nackten Göttinnen, Paris und Hermes, die eher mitteleuropäisch anmutende Gartenlandschaft im Hintergrund – in ihren Grundelementen waren sich die zwei Bilder sehr ähnlich. Er wandte sich wieder dem Constable zu.
    »Hat es einen Alarm gegeben?«
    »Negativ.«
    »Wie sind die Diebe hereingekommen?«
    »Wissen wir noch nicht.«
    »Lassen Sie mich raten: keine Einbruchsspuren, die Sicherheitstechnik wurde professionell ausgetrickst.«
    John nickte. »Genauso wie in der Tate Modern. Man könnte glauben, die Mistkerle hätten Nachschlüssel zu sämtlichen Museen der Welt.«
    »Malen Sie nicht den Teufel an die Wand, John!«
    »Mr Shaw?«, hallte eine Stimme durch den Raum.
    Der Gerufene wandte sich dem Durchgang zu. Dort stand ein schmächtiger Mann mit Brille und lichtem dunklen Haar. Er war ungefähr Mitte vierzig, trug einen Trenchcoatmantel und klammerte sich an eine braune Aktentasche.
    »Kann ich etwas für Sie tun?«, fragte Darwin.
    »Ich bin Dr. Ken Simmons vom NCIS.«
    »Der Kriminalpsychologe? Warten Sie dort, ich komme zu Ihnen.«
    Darwin durchquerte den Saal in umgekehrter Richtung und reichte dem Beamten die Hand. »Das ging schneller, als ich erwartet hatte.«
    »Sir Ramleigh hat mir – wie soll ich sagen? – Feuer unter dem Allerwertesten gemacht.«
    »Ramleigh? Ich dachte, er sei Direktor der NCS.«
    »Der National Criminal Intelligence Service wird von einem elfköpfigen Gremium geleitet, das im Kern mit der entsprechenden Körperschaft der National Crime Squad identisch ist.«
    »Das erklärt vieles. Hatten Sie Zeit, die Unterlagen von den drei bisherigen Museumseinbrüchen durchzusehen, die ich Ihnen letzte Woche zugesandt habe?«
    »Ja. Wir waren ja ohnehin für morgen miteinander verabredet. Kann ich einen Blick auf den Tatort werfen?«
    »Solange Sie sich in dem Korridor bewegen, den die Kollegen von der Spurensicherung für uns freigegeben haben, kein Problem.«
    Der Psychologe ließ sich mit der Inaugenscheinnahme des Tatortes Zeit. Unterdessen traf auch Detective Superintendent Longfellow ein. Er ließ sich von John Spencer auf den neuesten Stand der Dinge bringen.
    »Warum schon wieder London? Hätten die Langfinger nicht in Rom oder Berlin zuschlagen können?«, klagte

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