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Die Galerie der Lügen

Titel: Die Galerie der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Longfellow.
    Darwin zuckte die Achseln. »Vielleicht geht es ihnen wie uns: Sie sparen Reisekosten.«
    »Wäre nahe liegend, wenn der tote Louvre-Täter tatsächlich mit Alex Daniels verwandt ist. Geschwister haben meistens dieselbe Staatsbürgerschaft, auch wenn sie durch Adoption getrennt wurden.«
    »Sagt der Obduktionsbericht der unidentifizierten Leiche aus Paris eigentlich irgendetwas über Missbildungen aus?«
    »Nein. Von ihr war nicht viel übrig geblieben, das in dieser Hinsicht zuverlässige Aussagen gestatten würde. Wieso fragen Sie?«
    Darwin schob die Unterlippe vor. »Wenn Daniels und die Leiche aus Paris Geschwister gewesen sind, dann hätten die Adoptivbehörden zunächst alles daran gesetzt, sie gemeinsam aufwachsen zu lassen. Für ihre Trennung muss es einen triftigen Grund gegeben haben.«
    »Vielleicht sind Sie zu idealistisch, Darwin. Gibt bestimmt genug Holzköpfe im Amt, die sich sagen: Wenn die Zwillinge nichts voneinander ahnen, können sie sich auch nicht vermissen.«
    »An Ihnen ist ein Sozialarbeiter verloren gegangen.«
    Der Polizist bleckte die Zähne. »Mal zu etwas anderem, Darwin. Abgesehen von dem Anschlag im Louvre, wo den Tätern offensichtlich ein Wachmann in die Quere gekommen ist, scheinen die drei letzten Einbrüche wie geschmiert über die Bühne gegangen zu sein. Wie ich Sie kenne, haben Sie dazu schon eine Theorie.«
    »Allerdings.«
    »Und?«
    Darwin sah in das interessierte Gesicht des Kriminalpsychologen.
    Als Simmons den Blick bemerkte, lächelte er verlegen. »Wie wäre es, wenn ich unten im Café auf Sie warte, Mr Shaw?«
    »Glänzende Idee, Dr. Simmons. Gehen Sie ruhig schon vor. Ich komme gleich nach.«
    Darwin nahm Longfellow auf die Seite und wartete, bis der Psychologe außer Hörweite war. Dann erklärte er: »Als ArtCare vor einigen Jahren in einen Markt drängte, der eigentlich schon unter den Großen der Branche aufgeteilt war, ging das nur mit Dumpingprämien. Um das Risiko so gering wie möglich zu halten, leisten wir uns eine Abteilung, die zusammen mit den Kunden ausgefeilte Schutzmaßnahmen erarbeitet. Manchmal sind aufwändige Nachbesserungen erforderlich, um überhaupt eine Deckung im Schadensfall zu erhalten. Mit anderen Worten, wenn irgendjemand über Informationen verfügt, wie man unauffällig in die Museen kommt, die Sicherheitssysteme ausschaltet und mit den Bildern sang- und klanglos verschwindet, dann wir.«
    »Ich hatte gehofft, dass Sie von selbst darauf kommen würden.«
    »Sie meinen, weil unsere Generäle sich verbündet haben?«
    »Ja. Ich will nicht mit einem Haussuchungsbefehl bei Ihnen in die Firma platzen. Mir wäre lieber, wenn Sie da vorerst ganz diskret…« Longfellow drehte seine Pranke im Handgelenk hin und her. »Sie wissen schon.«
    »Ich gehe der Sache nach.«
    »Das beruhigt mich.«
    »Und Sie geben mir Bescheid, wenn die NCS oder Interpol etwas Neues herausfindet?«
    »Solange ich meine Vorschriften nur ein bisschen verbiegen, aber nicht brechen muss, sind wir Partner.«
    »Danke, Mortimer. Ist mir irgendwie lieber, die Fakten frisch von Ihnen serviert zu bekommen, als den aufgewärmten Kaffee meines Chefs schlucken zu müssen.«
    »Verständlich.«
    »Dann verschwinde ich mal in die Unterwelt, um mir von Dr. Simmons etwas über die verlorenen Seelen von Serientätern erzählen zu lassen.«
     
     
    Das Museumscafé lag in der Ebene null, unweit des neu geschaffenen Sir-Paul-Getty-Einganges. Weil es für die Öffentlichkeit erst ab zehn Uhr zugänglich war, hatten es Darwin und der Kriminalpsychologe ganz für sich allein. Sie saßen an einem grünlich gläsernen Tisch auf weißen Kunststoffstühlen, die in ihrer Schlichtheit den Sitzmöbeln im Holloway-Gefängnis in nichts nachstanden. Darwin kam schnell zur Sache.
    »Was können Sie mir über den oder die Täter sagen, Dr. Simmons?«
    Der reagierte verhalten auf die geballte Direktheit. Er nahm eine lange, über seinem rechten Brillenglas hängende Haarsträhne zwischen die Finger und warf sie nach hinten über den nur dünn bewachsenen Schädel. Nachdem er sein Gegenüber eine Weile gemustert hatte, klagte er: »Sie glauben ja nicht, wie oft ich diese Frage höre. Die meisten denken, ein Profiler braucht sich den Ort eines Verbrechens nur anzuschauen und schon weiß er, wie der Täter heißt, wo er wohnt, mit wem er in seiner Schulzeit gespielt hat, mit wem er nicht gespielt hat und was er am liebsten zum Frühstück isst.«
    »Ach, ist das etwa nicht so?«
    Simmons

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