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Die Galerie der Lügen

Titel: Die Galerie der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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unter der er sich auf dem Bild so schamhaft verbirgt.«
    Allmählich begann Darwin die Konsultation des Experten für eine weniger gute Idee zu halten. »Apropos Decke. Es ist doch auffällig, dass der Dieb jedes Mal am Tatort einen Gegenstand zurückgelassen hat, der auf Magrittes Gemälde Le dormeur témé raire abgebildet ist.«
    »Nicht in Paris.«
    »Doch. Erst heute früh erfuhr ich von dem Spiegel. Der Täter hatte es offenbar nicht mehr geschafft, ihn in der beabsichtigten Weise zu platzieren.«
    »Bemerkenswert!« Simmons sah aus, als sei er soeben zu einer bahnbrechenden Erkenntnis gelangt.
    Darwin beugte sich vor und wartete gespannt auf eine Bekanntgabe derselben. Als der Psychologe aber nur erneut an seinem Tee nippte, fragte er doch: »Was schließen Sie aus diesen › Hinterlassenschaften ‹ ? «
    Der dampfende Becher wurde auf den Tisch zurückgestellt. »Er möchte mit uns kommunizieren.«
    »Hat ihm noch niemand verraten, dass es E-Mails gibt?«
    »Das weiß er. Die Art und Weise, wie er die Sicherheitsanlagen in den Museen ausgeschaltet hat, deutet auf ein profundes technisches Wissen hin. Die ungewöhnliche Art seiner Botschaften lässt überdies das Unvermögen erkennen, sich anderweitig mitzuteilen. Möglicherweise kommt darin auch ein übersteigertes Geltungsbedürfnis zum Ausdruck. Er dürfte im Voraus gewusst haben, welchen Medienrummel er mit seinen Aktionen auslöst. Der Wunsch nach Berühmtheit war schon die Triebfeder für weit schlimmere Verbrechen.«
    »Jemand sagte mir, diese… Piktogramme im Gemälde von Rene Magritte seien Traumsymbole. Wie bewerten Sie diesen Umstand?«
    »Da wagen Sie sich auf ein weites Feld der Spekulationen hinaus. Zugegeben, Freud sagt: › Unsere Persönlichkeit dringt uns jeden Tag aus allen Poren. ‹ Darin gebe ich ihm Recht. Niemand kann sein wahres Ich verleugnen, weil es laut aus seinem Handeln spricht. Aber die Psychoanalyse im Allgemeinen und die Traumdeutung im Besonderen sind ungefähr so aussagefähig wie die Texte in den Glückskeksen chinesischer Restaurants. Wenn Sie danach Ihre Ermittlungsstrategie ausrichten, werden Sie sich im Meer der Beliebigkeit verirren.«
    »Der Täter muss ja nicht an die Traumdeutung glauben. Kann es nicht sein, dass er den Unachtsamen Schläfer nur als eine Art Chiffre benutzt, um sich uns mitzuteilen?«
    »Soweit ich mich erinnere, ist das Bild vor ungefähr achtzig Jahren entstanden. Wenn sich darin also die Innenwelt eines Menschen spiegelt, dann wohl die von Rene Magritte. Aber mit welcher Bedeutung der Täter die › Hieroglyphen ‹ auf dem Magritte-Gemälde aufgeladen hat, das entzieht sich meiner Kenntnis.«
    Einmal mehr griff Simmons nach dem Teebecher, führte ihn bedächtig an seine Lippen, blies hinein, bis seine Brillengläser beschlugen, und trank.
    Der Versicherungsdetektiv glaubte schon, damit habe sich die fachliche Hilfe des Psychologen endgültig erschöpft, doch als er sich für selbige gerade bedanken wollte, sagte Simmons: »Allerdings…«
    Darwin horchte auf.
    »Allerdings«, wiederholte Simmons, »könnte der Bombenanschlag ein Schlüssel zur Psyche des Täters sein. Er fällt augenscheinlich aus dem Rahmen. Hier – am Anfang der Serie – kommt ein besonderes Bedürfnis, eine einmalige Entscheidung, etwas Vorrangiges zum Ausdruck.«
    »Haben Sie eine Ahnung, worum es sich dabei handeln könnte?«
    »In meiner beruflichen Laufbahn bin ich immer wieder auf Gewaltakte gestoßen, die Ausdruck eines Mangels an Fähigkeit oder Möglichkeit zu einer vernünftigen Kommunikation waren. Irgendwann sind diese Menschen an einen Punkt gestoßen, wo die Sache eskaliert ist.«
    »Was könnte die Ursache für eine solche Zuspitzung sein?«
    »Darüber kann man nur Vermutungen anstellen. Vielleicht schwelt im Kopf des Täters ein unverarbeitetes Trauma, ein Überbleibsel von beängstigenden Erlebnissen, denen er sich machtlos ausgeliefert sah.«
    »Haben wir es mit einem Geistesgestörten zu tun?«
    Der Kriminalpsychologe tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. »Wir haben alle unsere kleinen Schaltfehler da oben. Unser Museumsdieb mag psychisch gestört sein, aber hüten Sie sich davor, ihn als Schwachsinnigen einzustufen. Wenn ich mir die Fakten ansehe, vor allem die Spur von › Visitenkarten ‹ , die er uns hinterlassen hat, dann ist er alles andere als das. Eher schon ein manischer Fanatiker.«
    »Mehr können Sie mir nicht anbieten?«
    »Nicht zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Wir haben einfach

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