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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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liegenden Öffnungen. »Na schön«, seufzte er, »also der zweite Raum links.«
    Er machte ein paar Schritte vorwärts, betrat die erste Kammer, wobei er unbewußt die religiösen Symbole wahrnahm, die Dutzende von Generationen in die Wände geritzt hatten, und ging dann weiter in den zweiten Raum. Ein brauner Vorhang verschloß einen weiteren, vor ihm liegenden Eingang. Der goldene Lichtschein, der seitlich neben dem Stoff herausdrang, warf helle Streifen über die roten Steinwände.
    »Rachel?«
    Schnelle Schritte waren zu hören. »Einen Moment noch. Ich komme.«
    Als sie den Vorhang zurückschlug, weiteten sich seine Augen. Er hatte sie in den zwei Tagen seit jenem Morgen nicht mehr gesehen, als sie schmutzig und verängstigt von Rathanial so kühl empfangen worden waren. Oh, er hatte durchaus bemerkt, daß unter dem verfilzten Haar und der zerfetzten Kleidung eine hübsche Frau steckte, doch was er jetzt sah, war weit mehr, als er erwartet hatte. Sie stand in einem elfenbeinfarbenen Gewand vor ihm, das jede Rundung ihres Körpers nachzeichnete. Ihr Haar fiel in schimmernden schwarzen Wellen bis zur Taille hinab. Und obwohl ihr herzförmiges Gesicht mit den vollen Lippen, den großen schwarzen Augen und der perfekten Nase ein wenig hager wirkte, war der Gesamteindruck überwältigend. Sein Blick wanderte unbewußt zu ihren schwellenden Brüsten.
    »Sie… Sie sehen besser aus«, sagte er bewundernd.
    Sie zog eine Braue hoch. »Möchten Sie hereinkommen oder wollen Sie lieber hier stehen bleiben und noch ein bißchen gaffen?«
    »Ich kann auch drinnen weitergaffen«, meinte er und duckte sich unter dem Vorhang hindurch. Ihre Schlafhöhle war, verglichen mit seiner eigenen, recht groß. Sie maß etwa zwanzig mal vierzig Fuß, und bis zur Decke mochten es ebenfalls vierzig Fuß sein. Zwei aus geflochtenem Gras gefertigte Matten am gegenüberliegenden Ende des Raums dienten als Schlafstellen, und auf einer davon lag Sybil in einem Nest aus braunen und grünen Decken und schnarchte leise. Außerdem war der Raum mit einem kleinen Tisch und vier Stühlen ausgestattet, und mitten in einer der Wände war eine winzige Feuerstelle eingelassen, neben der Brennholz aufgestapelt lag. Jeremiel überlegte, wie die Wüstenväter es schaffen mochten, den Rauch ohne irgendwelche Rückstände aus den Höhlen abzusaugen. Offenbar gab es hier ein ausgeklügeltes Filtersystem.
    »Ich habe eine halbe Stunde gebraucht, um hierher zu finden«, erklärte Jeremiel ein wenig ungehalten. »Glauben Sie, Rathanial versucht, uns voneinander getrennt zu halten?«
    »Ich vermute, er versucht, Sybil und mich von seinen keuschen Mönchen fernzuhalten. Wir lösen ›unzüchtige Gedanken‹ aus, hat er gesagt.«
    »Äh … ja.«
    Ihre Augen verengten sich.
    »Wie geht es Ihnen?«
    Sie legte den Kopf schief, als käme ihr die Frage etwas merkwürdig vor, doch dann nickte sie plötzlich. »Ach ja, ich hatte vergessen, daß Sie für mich verantwortlich sind. Mir geht es gut. Und welchem Anlaß verdanke ich diesen Besuch?«
    »Haben Sie sich erholt?«
    »Einigermaßen. Weshalb…«
    »Werden Sie auch gut mit Lebensmitteln versorgt?«
    »Wenn ich jetzt nein sage, verhauen Sie dann den Chef?«
    Ein amüsierter Unterton schlich sich in ihre Stimme. Jeremiel lächelte. Offensichtlich ging es ihr besser. »Wahrscheinlich.«
    »Was führt Sie her?«
    »Legen Sie immer so ein Tempo vor? Ich dachte, wir könnten uns vielleicht ein paar Minuten unterhalten.«
    Sie stieß einen Seufzer aus und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich bin immer in Unruhe, wenn ich glaube, mein Leben und das meiner Tochter könnten in Gefahr sein. Schließen wir einen Kompromiß. Ich unterhalte mich mit Ihnen, wenn Sie den folgenden Satz beenden: Ein paar Minuten, bevor …?«
    »Bevor wir uns mit Rathanial treffen, um seinen Plan zu besprechen, den Mashiah zu stürzen.«
    Ihre Augen weiteten sich. »Er arbeitet aber sehr schnell.«
    »Nun, um die Wahrheit zu sagen, er beschäftigt sich schon seit Monaten damit, Tartarus und seine Helfer zu beobachten.«
    Sie nickte rasch und schluckte einen Kloß in ihrer Kehle herunter. Dann wandte sie sich ab und ging zur Feuerstelle, wobei ihre elfenbeinfarbene Robe den Sherryfarbton der Flammen reflektierte. Die glatte Olivenhaut ihrer Stirn furchte sich unter der Anstrengung des Denkens. Angesichts ihres gehetzten Blicks schloß Jeremiel, daß sie gerade ein paar taktische Entscheidungen traf.
    »Ich habe Ihnen ja schon gesagt«, erklärte

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