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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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nicht bewußt, daß Sie Expertin in solchen Fragen sind.«
    Sie wurde rot und betrachtete angelegentlich ihr Weinglas. »Das bin ich nicht, aber…«
    »Ich habe Vater Harper aus einem besonderen Grund eingeladen. Möchten Sie diesen Grund lieber erraten, oder wollen Sie abwarten, bis ich es für richtig halte, seine Anwesenheit zu erklären?«
    Rachel versteifte sich, als wappne sie sich für ein Gefecht. Als sie den Mund öffnete, um zu sprechen, packte Jeremiel ihren Arm mit festem Griff und fragte: »Worum geht es hier eigentlich, Rathanial?«
    Der Wüstenvater antwortete mit einem finsteren Seitenblick auf Rachel: »Wir befinden uns in einer ungewöhnlichen und wenig beneidenswerten Situation. Ohne das Mea können wir den Schleier nicht mehr erreichen. Ohne die Anleitung durch Gott werden wir nie wieder in der Lage sein, die Bösen eindeutig von den Guten zu trennen. Infolgedessen müssen wir über Alternativen sprechen.«
    »Was ist das Mea?« erkundigte sich Rachel und schaute Jeremiel an.
    »Ein Hilfsmittel. Ein Tor zu den sieben Himmeln, wo sich der Schleier befindet.«
    »Das Shekinah? Der kosmische Vorhang, der den Thron Gottes abschirmt?«
    Er nickte. »Wie Sie wissen, sind auf dem Schleier alle wichtigen Ereignisse der Schöpfung niedergeschrieben, darunter auch die Identität des Wahren Mashiah.« Er tauschte einen Blick mit Rathanial. »Unglücklicherweise haben wir das Mea auf Kayan verloren.«
    »Aberglaube«, murmelte sie herablassend.
    »Mag sein. Spielt jetzt aber auch keine Rolle mehr.«
    Rathanial saß steif wie eine verhutzelte, zerknitterte Schneiderpuppe da und betrachtete Rachel. Schließlich beugte er sich vor und lächelte flüchtig. »Miss Eloel, meine Informationen ließen darauf schließen, daß Sie zu den Alten Gläubigen gehören?«
    »Ihre Informationen sind falsch.«
    »Tatsächlich? Hatten nicht Sie und Ihr Mann eine geheime Gemeinde gegründet, um die alten Riten zu erhalten? Und hatten Sie nicht eine religiöse Schule eingerichtet, um ein Gegengewicht zu den Lehren zu schaffen, die in den Schulen des Mashiah verbreitet werden?«
    »Ich gehöre nicht mehr zu den Gläubigen.«
    »Darf ich fragen, weshalb nicht?«
    Ein Ausdruck von Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit huschte über ihr schönes Gesicht. Sie griff ungeschickt nach ihrem Weinglas und zitterte dabei so, daß die Flüssigkeit auf den Tisch tropfte. »Weil nur ein verderbter Gott uns solche Leiden aufzwingen würde. Und einer bösartigen Gottheit kann ich nicht dienen.«
    Rathanial verzog das Gesicht. Er lehnte sich langsam in seinem Sitz zurück. »Gottes Tun ist oftmals undurchschaubar. Das bedeutet nicht …«
    »An Gottes Tun ist nichts undurchschaubar«, zischte sie. Ihre Haltung glich der einer Tigerin, die bereit ist, zuzuschlagen. »Wenn ich sehe, wie Tausende aus einer Laune Gottes heraus hingeschlachtet werden, halte ich das nicht für undurchschaubar. Ich glaube, die Haltung Gottes ist ganz einsichtig. Er haßt uns und versucht, uns zu vernichten. Gott sät Zwietracht!«
    »Natürlich sät er Zwietracht. Wie sonst kann er prüfen, ob wir ihm treu sind?«
    »Ich brauche keinen Gott, der so blind ist, daß er meine Familie töten muß, um meinen Glauben zu prüfen.« Tränen verschleierten ihre dunklen Augen, doch Jeremiel war nicht sicher, ob es Tränen des Schmerzes oder des Zorns waren. Der harte Ausdruck auf ihrem Gesicht sprach für letzteres.
    »Meine liebe Rachel. Offensichtlich versucht Epagael Sie zu öffnen für …«
    »Für was? Haß? Den bekommt er bereits von mir.«
    »Nein. Sie haben sich so in Ihr eigenes Ich verschlossen, daß Sie den Weg nicht sehen können, den Gott für Sie bereit hält. Wenn Gott Sie für einen neuen Weg öffnen will, erscheint er oftmals grausam. Doch wenn Sie sich Ihm öffnen, werden Sie die Ultima Ratio, Gott, als das wohltätige Wesen erkennen, das er ist.«
    »Ich erkenne nur, daß das Leben ein Alptraum aus Qual und Pein ist. Wenn Gott existiert, dann ist er nichts als Verzweiflung.«
    Unbehagliche Stille senkte sich über den Raum. Nur das Prasseln des Feuerholzes und das leise Knistern der Kerzen waren zu vernehmen. Jeremiel beobachtete Rachel. Ihre glühenden Augen wichen nicht von Rathanial, als trügen die beiden ein geheimes Tauziehen aus. Verdammt unangenehme Situation. Aber ich bin viel zu neugierig auf den Ausgang, um mich da einzumischen.
    »Sie sind sehr verwirrt«, erklärte Rathanial.
    »Ganz im Gegenteil«, erwiderte Rachel selbstsicher, »mein Geist ist

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