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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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sehr gut, was die Magistraten tun«, erwiderte Jeremiel düster, während die Bilder von hundert verwüsteten Planeten vor seinem inneren Auge aufstiegen. »Rathanial, versuchst du mir zu erzählen, daß der Mashiah eine Armee aufstellt? Daß er vorhat, seine religiöse Bewegung zu den Sternen zu tragen?«
    »Nach den spärlichen Informationen zu schließen, über die ich verfüge, würde ich sagen, daß diese Vermutung zutrifft.«
    »Dann ist die Basis seiner Macht also erheblich breiter, als wir angenommen haben?«
    »Sehr viel breiter«, stimmte Rathanial zu. »Und ich fürchte, ich habe noch schlechtere Neuigkeiten.« Er schaute auf, und Jeremiel bemerkte den ernsten Ausdruck in seinem Gesicht.
    »Welche?«
    »Es gibt zuverlässige Quellen im Palast, die berichten, daß Ornias, der Hohe Rat, argwöhnt, wir würden Streitkräfte gegen ihn aufstellen. Deshalb hat er bereits geheime Verhandlungen mit den Magistraten eingeleitet.«
    »Ich bezweifle sehr, daß Slothen interessiert daran ist, sich in religiöses Gezänk einzumischen.«
    »Es befindet sich bereits ein magistratischer Schlachtkreuzer im Orbit um Horeb, und soweit ich weiß, ist der Captain, ein gewisser Cole Tahn, schon in Seir gewesen, um mit Ornias zu konferieren.«
    »Tahn?« Ein dunkler Schrecken durchzuckte Jeremiel. Wirbelnde Bilder von Syenes … Tod … drohten seinen Verstand zu ersticken. Doch zu seinem Erstaunen stellte er fest, daß er selbst unter diesen Umständen noch in der Lage war, sich einzugestehen, daß Syene tot war, daß sie nie wieder seine Furcht fortlächeln würde, ihn nie wieder heimlich unter dem Tisch berühren würde, um seine Ängste zu mildern, ihn nie wieder mit liebenden Augen anblicken würde.
    »Ja. Kennst du ihn?«
    »Nur insofern, als ich schon gegen ihn gekämpft habe. Er ist ein brillanter Kommandeur.«
    »Oh«, murmelte Rathanial, und seine Stimme klang belegt, als würde er die Niederlage bereits auf der Zunge schmecken.
    »Es ist nicht so schlimm, wie du denkst. Selbst wenn Ornias es schaffen sollte, eine Art Bündnis einzugehen, können wir Tahn schlagen. Ich müßte dann natürlich Kontakt zu meinen Streitkräften aufnehmen. Tahn hat auch seine Schwächen«, meinte er ermunternd und durchsuchte seine Erinnerungen nach Fakten, die diese Bemerkung untermauern konnten – fand jedoch nichts. Er und seine Truppen waren nur aus einem einzigen Grund der Falle entkommen, die Tahn auf dem Planeten Silmar errichtet hatte – Tahn hatte nicht genug Einheiten zur Verfügung gehabt. Jeremiel schloß die Augen, unfähig, diesen Gedanken zu ertragen. Warum hatte er zugelassen, daß Syene sich selbst als Köder anbot? Warum hatte er so lange gezögert, ihr zu folgen? Doch er kannte die Antwort auf die letzte Frage. Er hatte Neil Dannon vertraut, ihm wie einem Bruder vertraut. Das Debakel war sein eigener Fehler gewesen. Neil hatte schon Wochen vorher Hinweise darauf gegeben, daß er übergelaufen war: hier ein geplatztes Treffen, dort eine lahme Entschuldigung. Und der Ausdruck in seinen Augen hatte sich verändert.
    Jeremiel ließ kraftlos die Arme herabsinken. Er fühlte sich, als hätte ihn jemand mit einer Keule bearbeitet. Soeben hatte er Rachel in eine Situation geschickt, die ähnlich gefahrvoll war wie jene, der Syene gegenübergestanden hatte. Nur war Syene eine erfahrene, ausgekochte Kampfveteranin. Rachel …
    »Rathanial, laß uns heute Abend beim Essen weiter darüber reden. Ich muß mich jetzt sputen und meine Sachen packen.« Er setzte sich in Bewegung, doch die Stimme des alten Mannes hielt ihn auf.
    »Jeremiel, nicht so eilig. Dir bleiben noch mindestens drei oder vier Tage, bevor du aufbrechen mußt.«
    »Nein, ich gehe schon morgen.«
    Rathanials Augen weiteten sich und sein Mund klappte auf. »Aber das wäre nicht sehr klug. Wir müssen Rachel ein paar Tage allein mit dem Mashiah geben. Wenn du sofort gehst, werden sie Verdacht schöpfen. Das ist zu riskant!«
    »Ich gehe morgen«, erklärte er bestimmt, drängte sich durch die Mönche, packte eine Lampe und lief den Gang hinunter.
    Ein schwarzer Abgrund der Verzweiflung hatte sich in seinem Innern aufgetan und schluckte alle Lebenskraft. Und eine Stimme schrie aus dem Abgrund, daß es bereits zu spät sein könnte, obwohl Rachel gerade erst gegangen war.
    Genau wie damals in Akiba.

 
KAPITEL

24
     
     
    Ein Traum. Nichts als ein Traum. Doch noch immer begleitete ihn die blinde Panik, als er durch die sturmgepeitschten Straßen von Silmar lief. Die

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